Wohin geht der Trend bei der Sicherheitstechnik allgemein?
Walter: Die Marktveränderung ist eindeutig. Die Sicherheitstechnik steht nicht mehr für sich allein, sondern wächst immer stärker mit Haustechnik, Hausautomation und Haussteuerung zusammen. In naher Zukunft wird es eine Steuerung geben, bei der alles zusammenläuft.
Gilt das nur für Privatimmobilien oder auch für Bürohäuser?
Walter: Es wird im Privatbereich und bei Einfamilienhäusern besonders auffällig, aber auch bei den Gewerbeimmobilien. Das hat ja Sinn. Früher waren Sicherheitstechnik, Heizung, Klima, Lüftung und Elektrik getrennt und hatten nichts miteinander zu tun. Dieser Zusammenschluss birgt aber auch Gefahren.
Welche?
Walter: Durch die Verbindung zahlreicher unterschiedlicher Systeme besteht auch die große Gefahr, dass von außen auf diese eingegriffen wird. Im Hochsicherheitsbereich – in dem wir auch tätig sind – gilt die Grundprämisse, dass die Geräte offline sind. Denn sobald ich eine App am Handy installiere, um damit zum Beispiele Teile des Hauses zu steuern, ist das System anfällig für Angriffe von außen. Das heißt, dass auch alles, was man als Smart Home subsumiert, egal ob ich die Heizung per Handy einschalten kann, das Licht, die Rollos, die Alarmanlage – oder einfach nur das Haus überwache, eine Sicherheitslücke darstellt. Es bietet zwar großen Komfort, aber wenn man in Richtung Sicherheitstechnik geht, büßt man Komfort ein.
Wie kann man diesen Sicherheitslücken entgegenwirken?
Walter: Indem ich die Alarmanlage mit der Videoanlage auf einem eigenen Server und einer eigenen Steuerung habe, und zwar ohne App von außen. Ich kann nur dringend raten, keine Handys mit Apps für Sicherheitsanlagen und Wohnkomfortsteuerung zu verwenden.
Wie groß ist die Nachfrage nach „Sicherheit“ im großvolumigen Wohnbau?
Walter: Jede zusätzliche Technik kostet Geld, und viele Käufer sind nicht bereit, so viel mehr zu bezahlen. Die Menschen gehen noch immer davon aus, dass ein Einbruch nur jemandem anderen passiert. Unabhängig davon ist es beim großvolumigen Wohnbau so, dass man im Grundkonzept bei der Ausführungsplanung die Sicherheitstechnik einplant und bis zu den einzelnen Wohnräumen legt. Dann kann sich jeder aussuchen, ob er eine Anlage installiert. Man muss eben den Kompromiss zwischen Kosten und Nutzen finden.
Welche speziellen Sicherheitsmaßnahmen werden derzeit nachgefragt?
Walter: Derzeit besonders aktuell ist die Drohnenabwehr. Das betrifft sowohl das Gewerbe im Bereich der Industriespionage als auch Menschen mit gehobenem Sicherheitsbedarf oder Personen, die ihre Privatsphäre schützen wollen und müssen. Auch das ist keine Utopie, sondern gelebte Praxis. Hier gibt es Geräuschsensoren und/oder Videoerkennung, um das Objekt zu orten, und dann eben Störsender oder verschiedene Strategien, um eine Drohne abzuwehren.
Allerdings haben Drohnen auch ihre positiven Seiten und sind für Kontrollflüge oder als Überwachungssysteme ideal.
Sie haben zuvor gemeint, dass die Sicherheit immer mehr verbessert wird. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Grenzen der Sicherheit? Wohin geht die Zukunft?
Walter: Die Grenzen setzt sicher nicht mehr die Technik, sondern die Ethik. Technisch ist alles machbar. Die Sicherheitstechnik kann heute schon flächendeckend überwachen. Am Beispiel eines Gesichtsscanners oder bei Fingerabdrücken stellt sich aber die Frage, ob das die Büromitarbeiter wollen? Der Widerstand ist in diesem sensiblen Bereich sehr groß. Und das nicht zu Unrecht, da ja niemand weiß, was mit den Daten passiert. Wenn ich biometrische Daten einmal zur Verfügung gestellt habe, dann sind die im System gespeichert, und ich weiß nicht, was mit ihnen passiert, wenn ich das Unternehmen verlasse oder das Bürohaus an einen neuen Eigentümer verkauft wird.
Ich würde sehr wohl raten, dass man mit der Weitergabe sehr sorgfältig umgeht, da man ja nie weiß, wer der Eigentümer dieser Daten ist – und vor allem, wie damit umgegangen wird. Jeder von uns würde sich wundern, was für Informationen man aus bereits vorhandenen Daten ziehen kann. Und wenn ich diese dann noch kombiniere, kann ich über jeden Menschen entsprechende Schlüsse ziehen.
Big Brother is watching you?
Walter: Ich sehe das sehr kritisch, obwohl die Überwachung mit Kameras mein Geschäft ist. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust, und es ist schon eine zwiespältige Sache, denn auf der einen Seite steht die Sicherheit, auf der anderen kann man nicht erlauben, dass jeder alles über einen weiß. Es ist, wie ich schon gesagt habe, wohl eine Frage von Ethik und Moral.
Ihr Unternehmen befasst sich auch mit Sicherheitseinrichtungen in Gefängnissen. Wie kommt man zu diesen Aufträgen?
Walter: Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, war ich fast zwanzig Jahre bei Bosch, habe von Anfang an bei Sicherheitstechnikprojekten gearbeitet und war schließlich Technischer Leiter im Produktbereich Sicherheitstechnik. Mit der Selbstständigkeit stand das natürlich im Vordergrund, und daher hat sich die Frage für mich gar nicht gestellt.
Welche Veränderungen sehen Sie bei der Sicherheit im Justizbereich?
Walter: Früher hätte für Gerichte ein Alarmanlagenanbieter gereicht, der Melder und eine Alarmanlage hat, mit der er sich auskennt. Heute werden die Gefahren immer umfangreicher und der Anspruch an die Sicherheitstechnik wird damit höher.
Allein die Sicherheitskontrollen bei den größeren Gerichten bei den Eingängen.
Walter: Ja auch, aber vor allem auch bei den Gerichtssälen. Wenn Familienrecht verhandelt wird, ist die Gefahr einer Eskalation groß. Gerade in den Wartezonen, wo sich die Beteiligten gegenüberstehen, ist mit Vorfällen zu rechnen, und das muss man in die Planung miteinbeziehen.
Aber viel mehr will ich zu diesem Thema nicht sagen, das unterliegt der Verschwiegenheitspflicht. Es liegt im öffentlichen Interesse, dass über diese Sicherheitsvorkehrungen nicht gesprochen wird.