Ich stelle in den vergangenen Jahren eine Wertewandel in Bezug auf Immobilien fest. Das Wohltuende an den letzten wie bis drei Jahren ist die Tatsache, dass man wieder erkannt hat, dass die Realwirtschaft mit Dingen, die man angreifen und bauen kann, mehr Wert hat als der bloße Gedanke an eine Immobilie auf einem Stück Papier. Die Immobilie ist vom Finanzinstrument wieder zum Investitionsgut geworden. Ich bemerke, dass die Immobilie nicht mehr ein börsengehandeltes Wertpapier ist, aber weiterhin vor allem im mehrgeschoßigen Bau– zu Recht– ein Investitionsgut darstellt. Die Immobilie ist der Ausdruck des Wunsches nach Sicherheit und Geborgenheit. Außerdem stehen wir vor einem einschneidenden demografischen Wandel beziehungsweise sind schon mitten drin. Es ändert sich die gesamte Gesellschaft. Es gibt sehr viele unter 24 Jahren und einen großen Anteil über 50. Die Lebenserwartung steigt und die statistische Lebenserwartung bei den Männern liegt zwischen 78 und 80, bei den Frauen zwischen 82 und 85. Je nachdem, wann sie geboren wurden: Denn wer ab 2000 geboren wurde, kann durchaus auch 90, 95 oder gar 100 Jahre alt werden. Mit 34,1 Prozent sind im österreichischen Durchschnitt mehr als ein Drittel der Haushalte Singlehaushalte– in Wien ist der Anteil noch höher. Tendenz stark steigend. Zudem leben wir in einer aufgeklärten, schnelllebigen Zeit, die von einem permanenten Wertewandel betroffen ist. Wir leben mit Lebensabschnittspartnern manchmal länger, manchmal kürzer. Das sind alles Themen, welche die Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten beschäftigen werden.
Die klassischen Reihenhaussiedlungen am Stadtrand, wie wir sie aus den 70er und 80er Jahren kennen, spüren diesen Wandel besonders. Wenn eine Ehe nach durchschnittlich neun Jahren geschieden wird, stellt sich die Frage: Was passiert dann mit dem Haus? Keiner der Ehepartner kann es sich leisten, es alleine zu bewohnen, und dann sind ganz andere Wohnlösungen gefragt. Überhaupt sind Zwischenstädte eine sehr kostspielige Lösung– also jene Gegenden, die nicht mehr Stadt, aber auch noch nicht Land sind. Sie brauchen für fast alle Wege ein Auto, vielleicht sogar zwei, wenn sie Kinder haben– sie haben lange Wege in die Schule oder in den Kindergarten oder zum Einkaufen. Daher ist es unumgänglich, die städtische Diskussion über eine sinnvolle Verdichtung führen. Die Verantwortlichen müssen Mut zur Lücke haben und die Öffentlichkeit muss den öffentlichen Raum wieder zurückerobern, denn die öffentlichen Plätze dienen der Kommunikation. Momentan sprechen wir von öffentlichen Räumen, aber wir gehen auf die Straße und fühlen uns fremd. Der wesentliche Parameter ist: Wie kann ich verdichten und trotzdem den Spagat zu einer lebenswerten Stadt schaffen? Denn die Stadtagglomerationen erleben einen Bevölkerungszuzug und wachsen und eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunft ist es, eine lebenswerte Stadt zu haben.