Erinnern Sie sich noch? Vor eineinhalb Jahren gingen in der Immobilienbranche die Wellen hoch. Grund war eine neuartige Verwertungsidee für Immobilien. Sie wurden nicht verkauft oder versteigert, sondern schlicht und einfach verlost. Eine findige Österreicherin in Kärnten war auf die Idee gekommen und hatte ihr Haus zur Verlosung angeboten. Der Wirbel war groß. Die Medien sprangen Anfang 2009 gerade so richtig auf das Thema auf und so war eine junge Frau, die damals gerne ihr Haus verlost hätte, gern gesehener Gast– auch in Fernsehsendungen. Heute meint sie: „Je länger die ganze Sache gedauert hat, desto weniger ist es um das Haus gegangen, sondern vielmehr um Streitgespräche. Ich bekam sogar eine Einladung zu einer Streitdiskussion als Gegnerin eines Anwaltes. Dabei wollte ich nur mein Haus verlosen und nicht mich in der Öffentlichkeit beflegeln lassen.“ Anfang Jänner 2009 war auch noch gar nicht klar, welche Kosten wirklich anfallen würden. Es hatte sich ständig etwas geändert. Anfangs waren es 2%, dann waren es 12% von den tatsächlichen Loseinnahmen und schließlich 12% von den prognostizierten Loseinnahmen. Letztendlich waren und sind es 12% des Gesamtwertes aller Lose. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich ein richtiges Geschäft rund um das Thema „Hausverlosung“, und Verlosungs-Plattformen wuchsen im Netz. Im März 2009 waren rund 70 Homepages mit Verlosungen im Netz. Und heute?
Es gibt nur noch EINE Hausverlosung
Heute sind die meisten von ihnen verwaist oder dürfen nicht mehr angezeigt werden. Der Hype ist vorüber und niemand spricht mehr davon. Es scheint, als hätten die zahlreichen Meldungen, die zum Teil auch falsch waren, die potenziellen Loskäufer verschreckt. „Die rechtlichen Voraussetzungen haben sich nicht geändert, die Hausverlosung in Österreich ist legal“, sagt eine, die es wissen muss. Paula Pflock ist eine der letzten Österreicherinnen, die weiterhin ihr Projekt verlost: „Ich werde verlosen und gebe nicht auf, ich habe es meinen Loskäufern versprochen, dass die Verlosung stattfindet, und ich werde es auch einhalten.“
Unter „luxuryvillatowin.com“ sind noch Lose um 99 Euro zu haben. Die Villa liegt am Ortsrand von St. Aegyd am Neuwalde (Bezirk Lilienfeld) in ruhiger Siedlungslage, direkt am Waldrand und ist nach Südosten ausgerichtet– ideal geeignet sowohl als Hauptwohnsitz als auch als Feriendomizil, da sie ca. 70 Autominuten von Wien entfernt ist. Die kleine Villa wurde im Jahre 2008 mit viel Liebe zum Detail komplett renoviert und unter Verwendung hochwertiger Materialien vom Baumeister auf den letzten Stand der Technik gebracht. Das Haus ist barrierefrei (behindertengerecht) konzipiert, ein Aufzug führt vom Untergeschoß in den 1. Stock. Dies deshalb, da Paula Pflock gemeinsam mit ihrem Ehemann einen Alterssitz haben wollte. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste das Paar wegziehen, weil mehrmals pro Woche Behandlungen in einem Wiener Spital notwendig wurden. Schweren Herzens wurde der Entschluss gefasst, das Haus auf dem Weg einer Verlosung zu veräußern. Nicht nur für Österreicher ist der Traum gedacht, da die Webseite in zig verschiedenen Sprachen verfügbar ist. „Die Verlosung findet auf jeden Fall statt“, meinte dazu Paula Pflock und mittlerweile ist auch tatsächlich der Großteil der Lose verkauft. Sie selbst hat bereits 47.520 Euro Rechtsgeschäftsgebühr zu Beginn des Losverkaufs an das Finanzamt überwiesen. Damit ist Paula Pflock die einzige (!) Haus-Verloserin in ganz Österreich, die ihre Gebühr ordnungsgemäß im Voraus gezahlt hat.
Alle Gebühren bezahlt
Die Finanzamtsgebühr war auch einer der Gründe, warum zahlreiche Hausverlosungen nicht über die Bühnen gingen. „Ich vermute, dass es in Niederösterreich außer mir keine Verlosung geben wird. Alle anderen haben schon aufgegeben. Es geht halt immer darum, dass das Geld für das Finanzamt, 12% von der Summe und Anzahl der Lose, nicht vorhanden ist“, so die Verloserin: „Es nützt nichts: Man muss eben, so wie es vorgeschrieben wird, alles einhalten. Das habe ich getan.“ Auch die Treuhandschaft bei einem Korneuburger Rechtsanwalt ist für Pflock selbstverständlich.
Besser als in der Lotterie
Sie selbst findet es schade, dass es nicht mehr Verlosungen im Netz gibt, „denn es ist eine gute Idee, bei der die Möglichkeit besteht, auch mit nur sehr geringem Einsatz ein wunderschönes Haus zu gewinnen“. Neben der im Voraus zu zahlenden Finanzamtgebühr war dafür sicher auch ein Grund, „dass im Frühjahr 2009 innerhalb kürzester Zeit hunderte Hausverlosungen auf den Markt kamen und so jede einzelne Hausverlosung nicht genug Loskäufer gewinnen konnte“, so Pflock. Wie es leider auch bei interessanten Ideen üblich ist, gab es laut Paula Pflock unter den Hausverlosern auch unseriöse Anbieter, die natürlich ihren Teil zum Scheitern sogar von seriösen Hausverlosungen beitrugen. Bei der Villa Pflock geht alles mit rechten Dingen zu und die Gewinnchancen sind im Vergleich zur klassischen Lotterie allemal höher. Während bei der Verlosung die Chance 1 zu 3.600 beträgt, den Haupttreffer zu landen, liegt beim Lotto „6 aus 45“ die Chance bei 1 zu 8.145.060.