Nachhaltigkeitsinitiativen und technische Maßnahmen
Westfield Austria, als börsennotiertes Unternehmen, misst der Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung bei, da diese direkt in die Unternehmensbewertung und das Reporting einfließt. Juhasz betont, dass bereits seit 2019 eine Reduktion des Energieverbrauchs um 55 % erzielt wurde. Die Maßnahmen umfassen unter anderem:
Dämmung der Fassaden zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Umstellung der Energieversorgung auf grüne Energiequellen.
Installation einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 4,5 Megawatt Peak auf dem Dach.
Integration von Carport-Lösungen mit Photovoltaik (zusätzliche 500 Kilowatt Peakleistung).
Ausbau der Infrastruktur für grüne Mobilität durch die Installation von 100 Ladepunkten für Elektrofahrzeuge bis Ende des Jahres.
Diese technischen Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Fahrplans, der durch das unternehmensweite „Better Place Zertifikat“ unterstützt wird. Dieses Zertifikat fungiert als Audit- und Steuerungsinstrument, das jedem Centerleiter konkrete Investitions- und Handlungsempfehlungen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele gibt.
Kommunikation und Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Neben den technischen Initiativen legt Westfield Austria großen Wert auf die Aufklärung und Einbindung der Kunden, Mieter und Stakeholder. Über das Jahr verteilt finden mehrere Veranstaltungen statt, in denen die Nachhaltigkeitsmaßnahmen transparent kommuniziert werden. Kooperationen und Events dienen dazu, das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Dekarbonisierung zu schärfen und die breite Öffentlichkeit sowie die Branche zu informieren.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor im Mietermarkt
Die Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien wächst auch auf Seiten der Mieter, insbesondere bei Retailern und Gastronomiebetrieben. Juhasz hebt hervor, dass Nachhaltigkeit zunehmend ein entscheidendes Kriterium in Mietverhandlungen darstellt, da viele Mieter auf die Einhaltung von ESG-Standards achten. Zudem beeinflussen Nachhaltigkeitsmaßnahmen die Konditionen bei der Finanzierung: Banken vergeben bevorzugt grüne Kredite und verlangen die Einhaltung der EU-Taxonomie. Immobilien, die diese Kriterien nicht erfüllen, erhalten schlechtere Zinssätze oder werden von Finanzierungen ausgeschlossen. Dies setzt Eigentümer und Betreiber unter zusätzlichen Druck, nachhaltige Standards umzusetzen.
Bedeutung der Dekarbonisierung im Einzelhandel
Das Interview mit Juhasz Zsolt verdeutlicht, dass die Dekarbonisierung im Einzelhandel nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch ein wirtschaftlicher Imperativ ist. Die Westfield Shopping City Süd positioniert sich als Vorreiter, indem sie technische Innovationen, strategische Planung und intensive Kommunikation kombiniert, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Einbindung aller Stakeholder – von Eigentümern über Mieter bis hin zu Kunden – ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor.
Fazit: Die Westfield Shopping City Süd demonstriert exemplarisch, wie große Handelsimmobilien durch gezielte Investitionen in Energieeffizienz, erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität substanzielle Fortschritte in der Dekarbonisierung erzielen können. Das Engagement wird durch ein strukturiertes Zertifizierungsprogramm und eine offene Kommunikationsstrategie flankiert, die den Wandel im Einzelhandel aktiv mitgestalten. Die im Rahmen der FH Wien der WKW Fachveranstaltung geführte Diskussion unterstreicht die Dringlichkeit und Relevanz dieses Themas für die gesamte Branche.
Interviewpartner: Juhasz Zsolt, General Manager Westfield Austria
Veranstaltung: Fachveranstaltung FH Wien der WKW, November 2025