--}}
 

Corona – der Virus greift auf den Einzelhandel

„Die Hütte brennt, und löschen müssen wir alle“, meint Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbands und Obmann des Austrian Council of Shopping Centers (ACSC), im Gespräch mit der Immobilien-Redaktion. Wir werden jetzt langfristig umdenken müssen – und kurzfristig sowieso. Am Ende des Interviews gibt es noch eine kleine Anekdote, die den Humor eines Wiener Kellners zeigt.

Der Einzelhandel ist jetzt in kurzer Zeit in eine sehr prekäre Situation gekommen.

Mayer-Heinisch: Definitiv. Ich hatte gestern ein Gespräch mit einem Gastronomen, der meinte, er hält es noch sechs Wochen aus, und ein Händler sagte mir: Nach acht Wochen ist das Licht aus, wenn nicht ganz schnell gehandelt wird!

Sie dürfen nicht vergessen, dass der Einzelhandel mit 620.000 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in Österreich ist. Wenn wir nicht aufpassen, wird der Einzelhandel zum kranken Ross im Stall, und das kann sehr schnell passieren. Es könnten sehr schnell sehr viele Unternehmen die Bühne verlassen – vor allem die kleinen. Viele haben einen Liquiditätsengpass, der sich schnell verschärfen kann.

Die Situation hat einen unglaublich negativen Arbeitsplatzeffekt und zerstört die Strukturen. Ein Wiederaufbau wäre aber noch teurer, deshalb muss jetzt sofort gehandelt werden. Wie schon einst Bruno Kreisky sagte: „Mir bereiten ein paar Milliarden Schulden weniger schlaflose Nächte, als mir ein paar hunderttausend Arbeitslose mehr bereiten würden“

Was müsste sofort getan werden?

Mayer-Heinisch: Zuerst geht es jetzt um die Stabilisierung, und dann erst müssen wir uns überlegen, wie wir weitermachen. Diese Stabilisierung muss aber jetzt sehr schnell geschehen. Das heißt: Mit ruhiger Hand schnell Liquidität bringen. Mit ruhiger Hand schnell unnötige Regularien beseitigen. Mit ruhiger Hand schnell Steuer- und Wettbewerbsfairness herstellen.

Was wären konkrete Möglichkeiten?

Mayer-Heinisch: Es sind vor allem jetzt unbürokratische Maßnahmen wichtig, die für die Unternehmen ganz schnell eine Entspannung bringen. Dazu gehören unkomplizierte Lösungen für Kurzarbeit, die Banken müssen Ausfallskredithaftungen übernehmen, die Wirtschaftskammer sollte die monatlichen Gebühren halbieren, oder es sollte die Abschaffung der Mietvertragsgebühren erfolgen. Auf jeden Fall muss die Liquidität der Einzelhändler gesichert werden. Man muss gemeinsam und sehr unbürokratisch handeln und vielleicht Unternehmen bis zu einer gewissen Größe von Steuern und Abgaben befreien. Sonst werden wir in absehbarer Zeit viele Unternehmen haben, die nicht mehr atmen können.

Damit sind wir bei den Immobilien. Die Händler werden große Probleme bei den Mietzahlungen bekommen. Es kommen ja noch dramatische Dinge auf Mieter und Vermieter zu, wenn das erst der Anfang ist.

Es ist jetzt Flexibilität mit Augenmaß auf beiden Seiten gefordert.

Sie kommunizieren sehr intensiv mit der Bundesregierung.

Mayer-Heinisch: Wir stehen mit der Regierung in sehr gutem Kontakt. Die Regierung ist sehr responsiv. Wir müssen nun vom Reden ins Tun kommen. Ins rasche Tun! Es zählt jeder Tag und jede Woche.

Es geht gar nicht so sehr um finanzielle Förderung, sondern darum, Kostenfaktoren zurückzufahren, die die Unternehmen belasten.

Die langfristigen Themen muss man danach diskutieren.

Welche Themen wären das?

Mayer-Heinisch: Es muss die Steuerungerechtigkeit beseitigt werden zwischen E-Commerce-Händlern und Einzelhändlern. Die großen Versandhändler wie Google, Facebook, Amazon und Alibaba zahlen keine Müllentsorgungsgebühren, wie sie jeder kleine Lebensmittelhändler am Land zahlen muss. Die Mietvertragsgebühren sind eine Papiersteuer aus der Zeit Maria Theresias. Dem Steuerbetrug Chinas muss sofort ein Riegel vorgeschoben werden.

Welcher Steuerbetrug?

Mayer-Heinisch: China gilt im Weltpostmarktgesetz immer noch als Entwicklungsland, und es können daher alle Pakete unter einem Preis von 22 Dollar mehrwertsteuerfrei eingeführt werden. Wir haben schon oftmals der Regierung nachgewiesen, dass diese Gebührenbefreiung großflächig grob missbraucht wird. 80 Prozent der Pakete aus China sind unter 22 Dollar deklariert. In Schweden hat man diese Begünstigung abgeschafft, und die Pakete unter 22 Dollar sind drastisch weniger geworden. Leider blockieren Deutschland und Holland eine europäische Lösung, und ich plädiere daher für eine schnelle österreichische Lösung.

Ihre Conclusio?

Mayer-Heinisch: Unsere Forderungen sind ja nicht neu, aber die Verantwortlichen haben zu wenig reagiert. Jetzt müssen wir Lösungen finden. Schnell und gemeinsam. Denn ohne Einzelhandel ist die Stadt eine tote Stadt, und der weiterführende volkswirtschaftliche Schaden wäre dann unabsehbar.

Wir erleben hier eine ganz außergewöhnliche Situation, in der alte Strukturen, die nicht mehr funktionieren, aufgebrochen werden müssen. Es müssen neue Regeln gefunden werden, faire Regeln, und vor allem sind langfristige Lösungen nur gemeinsam möglich.

Anekdote zum Wiener Schmäh: Als wir in der Stallburggasse im verwaisten Café Bräunerhof sitzen, wo es um diese Zeit normalerweise voll ist, kommt ein Gast herein und fragt den Kellner, wo er sitzen kann. Darauf antwortet der Kellner: „Schaun’S hoilt, wo’S an Platz finden.“

22.02.2025

ImmoDienstag zur Bauordnung – Information und Netzwerken

Die Vorträge und vor allem die Diskussion beim ImmoDienstag zum Thema „Bauordnungsnovelle 2023 – ein Jahr danach“waren wieder äußerst informativ – zum Netzwerken blieb aber auch noch genügend Zeit.

21.02.2025

Datacenter – ein Investment für die Zukunft?

Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts, diese vielzitierte Weisheit bezweifelt mittlerweile kaum noch jemand. So rasant, wie die weltweiten Datenmengen zunehmen, wächst auch das Interesse an der Assetklasse Rechencenter.

19.02.2025

Projektsanierung in verschiedenen Entwicklungsstadien

Zahlreiche Projekte befinden sich weiterhin in Schieflage und damit tut sich ein breites Betätigungsfeld für Profis auf. Wie sich diese Entwicklung auf den Markt auswirkt, beziehungsweise welche Herausforderungen es für alle Beteiligten gibt, darüber spreche ich mit Bernhard Ebner, Geschäftsführer von Ebner Real Estate Consulting.

Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    13.03.2020
  • um:
    09:13
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Werbung

Kategorie: Inland

Artikel:827

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 7/2025

Wir Gratulieren Raiffeisen Immobilien Österreich zu erreichten 34 Punkten!

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Sangreal Properties Immobilientreuhand GmbH

Friedrichstraße 7, 1010 Wien

Kurz vor ihrem Studienabschluss im Jahr 2017 gründete Kristina Giacomelli, im Alter von 24 Jahren, das Einzelunternehmen Sangreal Properties, welches seit 2020 als Sangreal Properties Immobilientreuhand GmbH operiert und bekannt ist. Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich das Wiener ImmobilienmaklerInnenbüro am heimischen Immobilienmarkt und wächst stetig an großartigen MitarbeiterInnen und Auftraggebern. Wenn es um die Vermittlung von hochwertigen Wohnbauprojekten, spektakulären High-End-Immobilien oder An- und Verkauf von einzigartigen Gründerzeitzinshäusern in Wien und Wien-Umgebung geht, ist Sangreal Properties der richtige Partner, auf den man sich verlassen kann. Wir selbst sehen uns nicht als klassische Immobilienvermittlung sondern als Matchmaker. Wie auch privat bei der Partnersuche, muss es auch bei der Wohnungssuche „Klick“ machen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

Korte Immobilien Fröndenberg

Winschotener Straße 12, 58730 Fröndenberg/Ruhr

Immobilienmakler Fröndenberg. Mehr als nur ein Makler. Erfolgreich seit 1975! Familienunternehmen in zweiter Generation. Verkauf von Häusern, Wohnungen und Baugrundstücken. Persönliche Beratung. Individueller Service. Tätig in Fröndenberg, Menden, Unna und Umgebung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News