Der Weg ins Immobilienrecht
Kraml's Weg ins Immobilienrecht begann eher zufällig. Ursprünglich interessierte sie sich für Verfassungsrecht und dissertierte über Raumplanung und Flächenwidmung. Ihr Einstieg in die Immobilienbranche erfolgte durch ein Projekt bei Wolftheis, bei dem sie die rechtlichen Aspekte der Umwandlung des Airport Centers in das Designer Outlet Center Salzburg betreute.
"Genau das finde ich ja das Spannende, dass das Immobilienrecht eben so umfassend ist und man immer was Neues macht," erklärt Kraml. Sie schätzt besonders die Vielfalt des Fachgebiets, von spezifischen Bereichen wie dem Mietrecht bis hin zu Schnittstellen mit dem Gesellschaftsrecht.
Herausforderungen beim Teamaufbau
Als neue Partnerin bei DLA Piper steht Kraml vor der Herausforderung, ein Team aufzubauen. Sie gibt zu, dass die Suche nach den richtigen Talenten nicht einfach ist, sieht aber auch unerwartete Chancen: "Es ist tatsächlich schwierig, aber es ist meistens so, wenn man sucht, gestaltet sich es oft schwieriger, und dann, wenn man gerade nicht so sucht, bekommt man Lebensläufe am Tisch und denkt sich, puh, sollte man eigentlich zuschlagen?"
Diversität als Stärke
Ein besonderer Stolz für Kraml ist die Diversität bei DLA Piper, insbesondere in Bezug auf Frauen in Führungspositionen. "Wir sind 40 Prozent Partnerinnen," betont sie. "Ich glaube, das kann uns keine andere Kanzlei in Österreich nachmachen." Sie hebt hervor, dass viele dieser Partnerinnen auch Mütter sind, was die Vereinbarkeit von Karriere und Familie unterstreicht.
Herausforderungen für Frauen in der Rechtsbranche
Kraml sieht die Herausforderungen für Frauen in der Rechtsbranche differenziert. Sie glaubt, dass viele Frauen nach der Anwaltsprüfung oft zögern, den nächsten Karriereschritt zu machen, besonders wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. "Ich glaube, man muss sich auch viel selber sagen, ich will das und die Motivation und sagen, ja, ich mache das, ich schaffe das," ermutigt sie.
Eine besondere Hürde sieht sie in der Wahrnehmung von Frauen in Führungspositionen: "Wie Frauen und gerade Frauen wie ich, glaube ich, ankommen und gesehen werden auch von der Welt, das ist oft so ein bisschen schwierig oder alienmäßig oder wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen."
Kulturelle Unterschiede im Geschäftsleben
Kraml spricht auch über die Herausforderungen, die sich aus kulturellen Unterschieden im Geschäftsleben ergeben. Sie hat gelernt, sich an die österreichische Mentalität anzupassen, die mehr Wert auf Smalltalk und persönliche Beziehungen legt, bevor man ins Geschäftliche übergeht. "In Österreich will man gerne ein bisschen, bevor man ins Geschäftliche geht, bisschen Smalltalk führen und bisschen ha ha ha lustig und ich bin ganz anders sozialisiert worden," erklärt sie.
Zukunftspläne und Ziele
Für die Zukunft hat Kraml klare Ziele: "Die Real Estate Praxisgruppe hier richtig groß aufbauen und diese als #1 Go-To Immobilienkanzlei auch in Österreich zu etablieren." Sie zeigt auch großes Interesse am Ausbau des ESG-Bereichs (Environmental, Social, Governance), da DLA Piper international führend in diesem Bereich ist. "ESG ist ein globales Thema und umso toller finde ich es, wenn man da jetzt in diesem Netzwerk da viel mitnehmen kann und das auch hier aufbauen kann," sagt sie.
Birgit Kraml's Karriereweg und ihre Einsichten zeigen, dass trotz Herausforderungen, insbesondere für Frauen in der Rechtsbranche, Erfolg durch Engagement, Anpassungsfähigkeit und klare Ziele möglich ist. Ihre Erfahrungen unterstreichen die Bedeutung von Diversität, internationalem Netzwerken und kontinuierlichem Lernen als Schlüssel zum Erfolg in der modernen Rechts- und Immobilienbranche.