Entsiegelung der Grundstücke
Eine der wesentlichen Änderungen der Bauordnungsnovelle betrifft die Entsiegelung der Grundstücke. Mit dem Ziel, versiegelte Flächen zu reduzieren und mehr Grünraum zu schaffen, werden in Zukunft unterbauten und unversiegelten Flächen eine größere Bedeutung zukommen. Insbesondere im dicht verbauten Stadtgebiet sind die Regelungen zur unversiegelten Fläche sogar besser als in der alten Bauordnung geregelt. Jedoch wird es außerhalb des dicht bebauten Gebiets schwierig sein, die Unterbauung und unversiegelten Flächen nachzuweisen. Dies stellt eine Herausforderung für Planer und Planerinnen dar, da sie vermehrt darauf achten müssen, ausreichend Grünraum zu schaffen.
Bedeutung von Straßenbäumen
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Bauordnungsnovelle ist die hohe Bedeutung, die Straßenbäumen zukommt. Beim Entwurf von Gebäuden entlang von Straßen, an denen bereits Straßenbäume vorhanden sind oder geplant sind, muss verstärkt Rücksicht auf diese genommen werden. Dies betrifft sowohl Vorbauten, Balkone, Raucherkabinen als auch Ein- und Ausfahrten. Es ist zu erwarten, dass die Behörden bei der Genehmigung von Ein- und Ausfahrten strengere Anforderungen stellen, um den Schutz der Straßenbäume zu gewährleisten. Dies kann zu einem komplexeren Planungsprozess führen, da die Ein- und Ausfahrten möglicherweise nicht immer an den idealen Positionen im Grundriss geplant werden können.
Neues Stellplatzregulativ
Eine wesentliche Änderung der Bauordnungsnovelle betrifft das Stellplatzregulativ. Die Stadt Wien hat beschlossen, die Stellplatzverpflichtung in Bereichen mit dichter Bebauung und guter öffentlicher Verkehrsanbindung, insbesondere entlang der U-Bahnen, auf 70 Prozent der bisherigen Verpflichtung zu reduzieren. In Bereichen mit anderen hochrangigen Verkehrsmitteln beträgt die Reduktion immerhin 80 Prozent. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Baukosten zu senken und eine wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Dennoch müssen die genauen Details dieses Stellplatzregulativs noch ausgearbeitet werden, da es Bereiche gibt, in denen verschiedene Zonen aufeinandertreffen. Hier muss eine klare Grenze gezogen werden, um eine einheitliche Regelung zu gewährleisten.
Weitere Änderungen und Auswirkungen
Neben den oben genannten Änderungen gibt es noch weitere Aspekte der Bauordnungsnovelle, die beachtet werden sollten. Ein Bereich, der von großer Bedeutung ist, betrifft die Barrierefreiheit von Gebäuden. Die Novelle sieht vor, dass Gebäude eine bessere Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen gewährleisten müssen. Dies betrifft sowohl den Neubau als auch die Sanierung von bestehenden Gebäuden. Planer und Architekten müssen sich daher intensiv mit den Anforderungen an barrierefreies Bauen auseinandersetzen und diese in ihre Entwürfe einfließen lassen.
Des Weiteren wird in der Bauordnungsnovelle auch die Rolle der Energieeffizienz betont. Gebäude sollen künftig energieeffizienter sein und einen geringeren CO2-Ausstoß aufweisen. Dies bedeutet, dass Planer und Architekten verstärkt auf nachhaltige Materialien und Technologien setzen müssen, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Fazit
Die Bauordnungsnovelle bringt eine Vielzahl von Änderungen und Herausforderungen für Planer und Architekten in Wien mit sich. Die Entsiegelung der Grundstücke, die Bedeutung von Straßenbäumen und das neue Stellplatzregulativ sind nur einige der Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Andreas Hawlik, Managing Director von Hawlik Gerginski Architekten, betont die Wichtigkeit einer sorgfältigen Planung und Gestaltung, um den Anforderungen der Bauordnungsnovelle gerecht zu werden. Mit einer professionellen Herangehensweise und dem Einsatz nachhaltiger Technologien und Materialien können Planer und Architekten dazu beitragen, eine zukunftsfähige und lebenswerte Stadt zu gestalten.