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2026 – Erwartungen – Ausblicke – Perspektiven

in 4 Stunden

3 Minuten

Johannes Endl, Vorstand der ÖRAG
Johannes Endl, Vorstand der ÖRAG
© ÖRAG | WILKE
Johannes Endl, Vorstand der ÖRAG

„Früher war sogar die Zukunft besser“ – dieser Ausspruch, der Karl Valentin zugeordnet wird, beschreibt sehr treffend, wie unsere Welt heute vielfach wahrgenommen wird.

„Morgen“ hatte schon immer eine Komponente der Unvorhersagbarkeit, nur war die Erwartungshaltung meistens positiv, während wir heute (angesichts der vielen globalen und nationalen Probleme durchaus verständlich) oft Niedergang und Rückschläge erwarten. Genau das ist ein großes Problem: Wirtschaft ist in hohem Maße von Erwartungshaltungen geprägt. Wenn diese Erwartungen negativ sind, entwickelt sich – wie bei einer selbsterfüllenden Prophezeiung – eine Spirale nach unten.

Darum ist es wichtig, den Blick (auch) auf die Fortschritte zu lenken, Chancen zu erkennen und aktiv an einer positiven Zukunft zu arbeiten – nur so können wir neue Möglichkeitsräume entwickeln.

Auf den Immobiliensektor bezogen, belasten 2026 zweifellos schwierige Themen (sei es die nachlassende wirtschaftliche Dynamik, seien es die oft kontraproduktiven gesetzlichen Rahmenbedingungen und das teilweise schwierige Finanzierungsumfeld) den Markt, gleichzeitig sind in vielen Bereichen aber schon seit 2025 ein deutlicher Aufwärtstrend und eine gewachsene Dynamik erkennbar. Bemerkenswert ist dabei der große Unterschied zwischen nachgefragten Topobjekten und selbst zu niedrigen Preisen schwer marktgängigen Objekten in wenig begehrten Lagen.

Generell werden Eigentumswohnungen viel stärker nachgefragt als in den Vorjahren. Einerseits sind nämlich die Löhne in den letzten Jahren deutlich gewachsen, während die Kaufpreise sich kaum verändert haben – die Leistbarkeit ist also gestiegen. Andererseits werden nur wenige Projekte neu gestartet, und wo das passiert, müssen kostendeckende Preise bezahlt werden. Auch hier zeigt sich, dass gute Lagen profitieren, während weniger nachgefragte Lagen deutlich schwerer marktgängig sind.

Wer ausreichend Eigenmittel hat, kauft die eigenen vier Wände vielfach in der Absicht, sein Geld werthaltig und sicher zu veranlagen. Gerade in Zeiten von volatilen, hoch bewerteten Börsen, hohen Goldpreisen und wenig attraktiven Zinsen für Festgeld ist das Investment in Immobilien ein naheliegender Gedanke.

Grund und Boden in urbanen Stadtlagen ist eben nicht beliebig vermehrbar.

Bei Mietwohnungen in den Ballungsräumen ist – mangels attraktiver Rahmenbedingungen für den Neubau – nicht mit einer Erholung der Neuflächenproduktion zu rechnen. Die Verknappung wird sich 2026 weiter zuspitzen, eine Situation, die auch nicht kurzfristig geändert werden kann, denn es dauert eben mehrere Jahre, bis ein Projekt geplant und gebaut ist.

Was Büroobjekte betrifft, glänzt Wien nach wie vor mit einer geringen Leerstandsrate – gerade in begehrten Lagen und bei hochwertigen Objekten. Dort war in den letzten Jahren ein deutliches Mietenwachstum erkennbar, denn erfolgreiche Unternehmen legen den Fokus auf ihre Mitarbeiter und investieren in ein möglichst perfektes Arbeitsumfeld. Hohe Ausbaukosten erfordern lange Bindungszeiträume, damit diese Ausgaben gut auf die Mietdauer umgelegt werden können. Viele Unternehmen wollen aber im Hinblick auf die unsicherere Konjunkturlage flexibel bleiben und sich nur möglichst kurz binden. Die Folge sind oft langwierige Vertragsverhandlungen.

Investments in Anlageimmobilien oder Bauprojekte bleiben 2026 für kapitalstarke Investoren ungemein attraktiv, denn aufgrund der limitierten Anzahl an Kaufinteressenten sind deutliche Preisabschläge zu erzielen, wenn entsprechender Verkaufsdruck besteht. Ganz besonders trifft das bei Projekten ohne Mieteinnahmen zu, deren Finanzierung mangels Cashflow besonders herausfordernd ist. Wer Wien von oben betrachtet, kann die Folge im Stadtbild gut beobachten – die Anzahl der Baukräne ist merklich zurückgegangen. Dieses Abreißen der „Projektpipeline“ wird in vielen wachsenden Ballungsräumen – allen voran Wien – in einigen Jahren einen Mangel an verfügbaren modernen Objekten bedeuten. Wer das erkennt und jetzt günstig einsteigt, hat gute Chancen, in ein paar Jahren zu den großen Gewinnern zu zählen.

Auch bei bestehenden, vermieteten Immobilien trennt sich die Spreu von Weizen – ganz nach dem Motto „Lage, Lage Lage“. Verkaufsdruck vorausgesetzt, müssen oft schmerzhafte Preisnachlässe akzeptiert werden, um Kaufinteresse zu wecken. Die Herausforderung für uns als Investmentexperten bleibt also auch 2026, die Erwartungen von Verkäufern und Käufern so zusammenzuführen, dass eine Transaktion möglich wird.

Zusammengefasst wird 2026 wohl ein Jahr mit intensivem Marktgeschehen und interessanten Möglichkeiten – Chancen für die einen sind eben manchmal Verluste für die anderen. Für den Immobilienmarkt insgesamt ist das allemal besser als Stillstand und das Beharren auf unrealistischen Vorstellungen.

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