Erst Covid, dann der Ukraine-Krieg. Steigende Kreditzinsen, unsichere Zukunft – die Gründe, warum das Interesse an großen Immobilien-Investments im vergangenen Jahr zurückgegangen sind, liegen auf der Hand und spiegeln sich auch in jener Statistik wider, die das österreichische Immobilienportal FindMyHome zu Beginn des Jahres durchgeführt hat. Verglichen wurde dabei das Interesse der Österreicherinnen und Österreichern an Wohnimmobilien zur Miete bzw. im Eigentum. Hier geht die Miete als klarer Sieger hervor.
„Kreditvergabe neu“ macht Eigentum zum Verlierer
Summa summarum, so die Experten, verzeichnet man betreffend Eigentum einen Rückgang von rund 25% in Sachen Anfragen und durchschnittlichen Views. Laut Bernd Gabel-Hlawa, CEO und Co-Gründer von FindMyHome, hat das zwei Gründe: „Zum einen wurden von Investoren in den letzten Jahren vorwiegend Wohnimmobilien in Neubauprojekten als Anlage für Vermietung erworben, die für den Endkunden als Käufer nicht zugänglich sind. Zum andern treibt es Interessenten, die im niedrigen bis mittleren Einkommenssegment angesiedelt sind, aufgrund der ,Kreditvergabe neu´ immer mehr zur Miete, da die Finanzierung von Eigentum immer schwieriger wird. Neben der hohen Anforderung an Eigenmitteln kommen sukzessiv steigende Kreditzinsen dazu.“
Häuser als Zielobjekt
Was in weiterer Folge dazu führt, dass sich die Kundinnen und Kunden einfach sicherer fühlen, Wohnobjekte zu mieten. In diesem Segment wurde 2022 im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 5,5% errechnet. Und es sind vor allem Häuser, die gefragt sind: Während die Bundeshauptstadt hier einen Zuwachs von 34,4% verzeichnet, waren außerhalb Wiens 2022 gar rund 54% mehr Objekte online als 2021.
Ob Miete oder Eigentum – das Thema Haus ist nach wie vor ein sehr großes, insgesamt 62% aller Immobilien-Interessierten suchten in diesem Segment. Gabel-Hlawa: „Gerade in interessanten Lagen gibt es hier mehr Bedarf als Angebot. Wobei der Verkauf mittlerweile einen langen Atem und eine höhere Vermarktungsreichweite braucht. Viele Bauträger melden uns, dass rund 80% der Kaufinteressenten im Finale keine Finanzierung bekommen – somit heißt es für den Verkäufer: Zurück zum Start.“
Mehr Objekte als 2021
Auch in der Statistik ersichtlich: Die Anzahl der Objekte auf FindMyHome. war 2022 deutlich höher als noch 2021, was darauf schließen lässt, dass die Kunden gerne öfter den Wohnsitz wechseln. Das bestätigt auch Bernd Gabel-Hlawa: „Der Wohnsitz wird deutlich öfter gewechselt, als es noch vor zehn Jahren der Fall war.
Die Immobilie ist zwar einerseits immer mehr ein sicherer Rückzugsort mit einem hohen Anspruch an individueller Gestaltung, andererseits aber auch ein Investment mit weniger Bindung und höherer Flexibilität als noch vor einem Jahrzehnt. Der Angebotszuwachs liegt aber auch an einer schönen Steigerung unserer Anbieter. Kaufkräftige Immobiliensuchende sind immer mehr gefragt und bei dieser Zielgruppe ist unser Kuchen als Qualitätsportal mit geprüften Anbietern groß.“
Bestellerprinzip und Kreditvergabe – was sind die Folgen für Anbieter und Kunden?
Das per 1. Juli 2023 in Kraft tretende Bestellerprinzip und die aktuell steigenden Zinsen werden den Markt nochmal ordentlich durchrütteln, davon ist Gabel-Hlawa überzeugt: „Das Bestellerprinzip wird den Mietenmarkt in puncto Transparenz und Angebotsvolumen definitiv negativ verändern. Darüber hinaus glaube ich aber fest daran, dass es bei der Kreditvergabe zu Adaptionen kommen wird – immerhin fehlt es den Banken ja massiv an Neukunden im volumenstärksten Finanzierungssegment.“ Prinzipiell sieht der Profi die Entwicklung jedoch nicht negativ, sondern lediglich anders: „Es wird in allen Bereichen zu einem ,Mehr´ kommen – mehr Augenmerk auf nachhaltiges Wohnen, mehr Individualität beim Bau, mehr Individualität beim Kunden.“
Die wichtigsten Facts der „FindMyHome“-Statistik auf einen Blick:
Das Interesse an Eigentumsimmobilien ist 2022 in ganz Österreich gesunken.
Überschlagsmäßig kann man hier einen Rückgang von 25% in Anfragen und durchschnittlichen Views verzeichnen.
Das Interesse hat sich etwas in den Bereich der Mietobjekte verlagert, hier lässt sich ein Zuwachs von 5,5% verzeichnen.
In Wien ist das Interesse an Häusern zur Miete im Jahr 2022 um 34,4% gestiegen.
Die Anzahl der Objekte auf FINDMYHOME war in allen Bereichen höher als 2021 – vor allem außerhalb Wiens waren 2022 rund 54% mehr Objekte online als 2021.
Den stärksten Zuwachs gab es bei den Häusern mit rund 62%.
Für Eigentumsimmobilien in Wien wurden 2022 63,87% weniger Anfragen gestellt als für Immobilien zur Miete. In Österreich beträgt die Differenz gar 69,57%.
Die durchschnittlichen Views für Eigentumsimmobilien sind in Wien geringer als jene für Immobilien zur Miete. Hier lässt sich eine Differenz von 16,71% verzeichnen.
In Österreich sind die durchschnittlichen Views von Eigentum zu Miete 2022 um 27,17% gestiegen.