Die im Sammelband „Eigentum braucht Zukunft“ veröffentlichte Analyse kommt nicht nur zum Schluss, dass Vermögenssteuern den wünschenswerten Vermögensaufbau signifikant erschweren. Zusätzlich behindert die Steuer die Gründung und Fortführung von Unternehmen und würde dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts schwächen.
Mittelständische Unternehmen besonders betroffen
Mittelständische Unternehmen würden durch eine Vermögenssteuer erheblich belastet: Die Steuer greift die Unternehmenssubstanz an, führt zu finanziellen Mehrbelastungen und begrenzt Mittel für Investitionen, Innovationen und Forschung, was den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich schädigt. Bei Einführung einer Vermögenssteuer mit einem prognostizierten Volumen von 5 Mrd. Euro, wie medial seit einiger Zeit heftig diskutiert, würden sich Investitionen um 5 Prozent reduzieren und über 42.000 Arbeitsplätze abgebaut. Die Wertschöpfung, sprich das BIP, würde auf längere Frist um 2,3 Prozent, das entspricht 10,3 Milliarden Euro, sinken.
Massive Nachteile für Betriebsübergaben
Die erfolgreiche Übergabe von Familienbetrieben, die für Österreich von besonderer Relevanz sind, wäre laut Studie durch eine Erbschaft- und Schenkungsteuer massiv gefährdet. Die Bewertung von Unternehmensbeteiligungen oder Unternehmen selbst, vor allem wenn Anteile nicht an Börsen notiert sind, stellt zudem eine besondere Herausforderung dar.
Wohneigentum für die Mitte am wichtigsten
Der Vermögensaufbau ist für die Mitte der Gesellschaft besonders wichtig. Für die mittleren 40 Prozent der Bevölkerung ist der Hauptwohnsitz zentraler Vermögensbestandteil, während die oberen 10 Prozent diversifiziertere Vermögenswerte halten. Laut Studie führt ein hoher Eigentumsanteil zu einer signifikant gleicheren Vermögensverteilung und hilft die Schere zwischen Arm und Reich zu verkleinern. Dieser Effekt ist in Österreich mit seiner im europäischen Vergleich niedrigen Eigenheimquote allerdings kaum sichtbar.
Einnahmen durch Erbschaftssteuern nur überschaubar
Erbschafts-, Nachlass- und Schenkungssteuern machen in den OECD-Staaten durchschnittlich nur 0,14 Prozent des BIP aus. Die Komplexität der Vermögensfeststellung und die Umgehungsmöglichkeiten der von der Steuer betroffenen Personen stellen besondere administrative Herausforderungen dar.
Präsidentin Julius Raab Stiftung Martha Schulz:
„Unsere Studie liefert wichtige Erkenntnisse, die in der politischen Debatte um die Vermögensteuer nicht ignoriert werden dürfen. Die Ergebnisse unterstreichen nachdrücklich, wie kritisch eine Vermögensteuer für die österreichische Wirtschaft wäre, insbesondere für mittelständische Unternehmen. Sinkende Investitionsbereitschaft und Verlust von Arbeitsplätzen wären in einer Zeit, in der wir auf Wachstum und Stabilität setzen sollten, die Auswirkungen einer solchen Steuer.“
„Für die Tourismusbranche, die traditionell sehr immobilien- und anlagenintensiv ist, wäre eine zusätzliche Steuer, die auf Eigentum abzielt, der Genickbruch. Dadurch würde die Substanz beschädigt und die Betriebe zum Verkauf von Anteilen gezwungen werden, wenn die regelmäßigen Steuerzahlungen nicht aus dem Cash-Flow bedient werden können.“
Vorstandsdirektor Roland Mechtler, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien:
„Als Bank sehen wir uns als starker und vertrauensvoller Partner für unsere Kund:innen. Als gemeinsames Ziel verbindet uns, Werte aufzubauen – zum Beispiel durch Finanzierungen für Eigenheim oder durch Finanzierungen der unternehmerischen Tätigkeit. Schon jetzt ist der Weg zum Eigenheim ein sehr schwieriger, obwohl Eigentum die beste Altersvorsorge ist. Gerade Jungfamilien sollten diese Chance sichergestellt werden. Wir müssen lernen, auch in öffentlichen Diskussionen Fakten voranzustellen, genau diese liefert die vorliegende Studie. Denn wir müssen den Vermögensaufbau als das sehen, was es ist: als Chance, sich Sicherheiten zu schaffen. Gerade in volatilen Zeiten ist dieses Vorsorgeprinzip wichtiger denn je.“
EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna:
„Mit dem Wunsch einer Vermögenssteuer geht - entgegen der empirischen Evidenz - meist die Hoffnung einher, hohe Einnahmen ohne negative Folgen für die Wirtschaft zu erzielen. Hierbei handelt es sich allerdings um ein Wunschdenken ohne wissenschaftliche Begründung. Eine Vermögenssteuer verringert das Kapitalangebot, erhöht die notwendigen Kapitalerträge und verzerrt die Sparentscheidungen zugunsten von Konsum. Dies hemmt die Unternehmensaktivität, während wirtschaftliche Einbußen, Erhebungsprobleme und hohe Verwaltungskosten die Einnahmen mindern.“
„Statt auf kurzfristige Einnahmen durch neue Steuern zu setzen, sollte Österreich vielmehr einen langfristigen Blick auf seine Wirtschaftspolitik werfen. Was es braucht, sind Reformen, die die Wettbewerbsfähigkeit stärken und Innovationen fördern.“