Die Nachfrage an innerstädtischen Miet-Immobilien ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen, am absteigenden Ast befindet sich hingegen das Eigentum.
Bernd Gabel-Hlawa, Co-Founder von FindMyHome.at, über die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen Analyse, die folgende Sieger hervorgebracht hat:
Miete* (Ranking nach Aufrufen):
1. Platz: 1070 Wien Neubau
2. Platz: 1080 Wien Josefstadt
3. Platz: 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Eigentum* (Ranking nach Aufrufen):
1. Platz: 1010 Wien Innere Stadt
2. Platz: 1020 Wien Leopoldstadt
3. Platz: 1030 Wien Landstraße
Was ist in puncto Miete bzw. Eigentum in Wien aktuell besonders gefragt und wo gibt es die größten Veränderungen?
In Sachen Miete gibt es unverändert die größte Nachfrage bei Wohnungen unter € 1.000,–. Darüber hinaus verzeichnen wir aber ein Nachfrageplus bei Premiummieten ab € 2.500,–. Leider rückläufig ist die Nachfrage bei Eigentum, wobei hier Premiumimmobilien mit Fokus auf Ferienimmobilien ausgenommen sind.
Wo liegen die größten Erkenntnisse und Überraschungen der aktuellen Statistik?
Überrascht sind wir nicht, da wir den Markt laufend analysieren. Die Erkenntnis ist, dass die Nachfrage nach städtischen Immobilien um den gleichen Prozentsatz gestiegen ist, wie in Corona-Zeiten Immobilien im Grünen.
Nur Häuser in Wiener Grünlagen sind nach wie vor gleich stark gefragt, wie in den letzten drei Jahren. Der Trend „Tiny städtisch“ und „Think Big“ bei Luxusimmobilien hat sich nochmals zum Vorjahr verstärkt.
Wie die Statistik zeigt, ist Rudolfsheim-Fünfhaus inzwischen bei der Miete unter die Top 3 geklettert. Wie erklären Sie sich das?
Der 15. Wiener Gemeindebezirk bietet zurzeit ein sehr starkes Mietenangebot – und das im noch halbwegs leistbaren Rahmen. Die Zielgruppe hier sind hauptsächlich Singles und Zweipersonenhaushalte.
Überhaupt befinden sich bei den Mieten sechs Bezirke außerhalb des Gürtels unter den Top 10. Ein Trend?
Ich glaube hier weniger an einen Trend, sondern eher an die Möglichkeit, eine Wohnung zu bekommen. Viele Bauträgerprojekte sind aktuell on hold, die Immobiliensuchenden sind daher glücklich, wenn sie in Lagen mit guter Infrastruktur eine Wohnung mit halbwegs adäquater Miete bekommen. Wir bräuchten auf unserer Plattform im Verhältnis zur Nachfrage rund 30% mehr Angebot, als wir aktuell in dieser Sparte anbieten können.
Weit abgeschlagen bei der Miete ist hingegen der 1. Bezirk – warum?
Im Ersten liegt bei der Vermietung der Fokus auf Büros. Aufgrund der MRG-Regulierung (Mietrechtsgesetz, Anm.) lohnt sich die Vermietung bei Altbauten kaum. Daher ist auch das Angebot entsprechend dünn und im Luxussegment ist nach wie vor Eigentum federführend.
Warum sind die Trend-Lagen bei Miete und Eigentum so unterschiedlich?
In der Miete gab es bisher zwei führende Zielgruppen: Junge Leute mit dem Bedarf, zu einem möglichst vernünftigen Preis zu wohnen, sowie Expats mit repräsentativen Wohnungen/Häusern. Nun kommt die sogenannte Mittelschicht stark spürbar hinzu, die von der Eigentumssuche zur Mietsuche wechseln. Hieraus ergibt sich auch eine starke Verschiebung bei den Bezirken im Vergleich zu den Vorjahren – und ein Nachfrageplus von über 30% zu den Vorjahren. Im Eigentum sind die Trendlagen gegenüber den Vorjahren relativ konstant geblieben, nur Simmering ist neu im Top-Ranking. Und, dass es bei den Grünlagen eine leichte Verschiebung nach unten gibt.
Je ein Satz, warum 1070 bzw. 1010 Sieger in der Statistik sind?
In 1010 ist alles, was Wien so ausmacht, fußläufig erreichbar. Dazu machen sich die jahrelangen Auszeichnungen zur lebenswertesten Stadt bei internationalen Käufern in puncto Nachfrage bemerkbar.
Dahingegen war 1070 einst der „Place to be“ für Bobos, der in den letzten Jahren aber immer mehr ein vielseitiges Publikum begeistert – und ist so zum coolen Luxusbezirk lanciert. Das Nachfrageplus hat Neubau vor allem im exklusiven Mietsegment erzielt – dies hat zum 1. Platz geführt.