Emanuel List und Wilfried Altzinger vom Forschungsinstitut Economics of Inequality der WU Wien haben in ihrer empirischen Analyse die Belastung österreichischer Haushalte durch Wohnkosten untersucht.
Einkommensunterschiede von Mieter/innen und Eigentümer/innen
Mieter/innen haben deutlich geringere Einkommen als Eigentümer/innen. Das durchschnittlich verfügbare Einkommen eines Mieter/innen/haushalts liegt bei 2.900 Euro monatlich. Eigentümer/innen/haushalte hingegen können durchschnittlich 4.400 Euro im Monat auf dem Konto verzeichnen. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch anteilig wider: Während im unteren Einkommensdrittel der Anteil der Mieter/innen rund 60 Prozent ausmacht, fällt er im einkommensstärksten Drittel auf unter 20 Prozent.
Belastung durch Wohnkosten
Wohnkosten spielen für Haushalte, die ihren Hauptwohnsitz mieten, eine wesentlich größere Rolle – nicht nur relativ, sondern auch absolut. Die monatlichen Wohnkosten für Eigentümer/innen betragen im Durchschnitt 448 Euro, während sie für Mieter/innen mit 646 Euro um 40 Prozent höher ausfallen.
Insgesamt sind 10,1 Prozent aller Haushalte mit einer hohen Wohnkostenbelastung konfrontiert – d.h. sie geben mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Wohnkosten aus. Die Schere zwischen Eigentümer/innen und Mieter/innen geht hier aber weit auseinander: Nur 3,1 Prozent der Eigentümer/innen haben eine hohe Wohnkostenbelastung, aber 19,4 Prozent der Mieter/innen. Selbst wenn man die Kredittilgung zu den Wohnkosten hinzuzählte, wäre die relative Wohnkostenbelastung der Eigentümer/innen mit Krediten immer noch geringer als jene der Mieter/innen. Die soziodemographische Auswertung der Studie zeigt, dass junge Menschen, Single-Haushalte und Alleinerziehende eine besonders hohe Wohnkostenbelastung trifft.
Wohnpolitik sozialer gestalten
Wirtschaftspolitische Maßnahmen, die es zum Ziel haben, die Wohnkostenbelastung für jene Haushalte zu senken, die davon am stärksten betroffen sind, sollten vor allem Mieter/innen entlasten. Die Ausweitung des sozialen Wohnbaus und der Gemeindebauwohnungen oder die Streichung der Mehrwertsteuer auf private Mieten wären geeignete Ansätze dafür. Eine Förderung von Wohneigentumsbildung hingegen setzt immer ein Minimum an Vermögen sowie mittleres oder hohes Einkommen voraus. Eine derartige Förderpolitik würde daher an der Zielgruppe ‚Haushalte mit hoher Wohnkostenbelastung‘ nahezu vollkommen vorbeigehen.
Weitere Informationen: https://www.wu.ac.at/ineq/forschung/einkommen-und-vermoegen/verteilung-der-wohnkosten
Zur Studie Emanuel List, Wilfried Altzinger: „Eigentum und Miete. Finanzielle Belastung durch Wohnkosten in Österreich”. Abrufbar unter https://epub.wu.ac.at/8002