36 Prozent der Österreicher: “Politik hält vom Handwerk ab”
Laut einer neuen Studie von MyHammer, einer Plattform für die Vermittlung von Handwerkern, wünschen sich Millionen Österreicher verstärkte Maßnahmen seitens der Regierung: Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) ist der Ansicht, dass die Politik junge Menschen aktiv davon abhält, sich für einen Handwerksberuf zu entscheiden. Zudem sind fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) der Meinung, dass Schulen die Karriereoption Handwerk nicht ausreichend fördern.
Junge Menschen zeigen derzeit wenig Interesse an Handwerksberufen – möglicherweise aufgrund fehlender Unterstützung durch die Regierung und Bildungseinrichtungen. Bei den Eltern hingegen sieht es anders aus: Mehr als die Hälfte der Eltern (60 Prozent) würde eine Handwerkskarriere ihrer Tochter unterstützen, und 64 Prozent befürworten es, wenn ihr Sohn sich für eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf entscheidet.
Europaweites Problem
Der Fachkräftemangel entwickelt sich zu einem immer größeren Problem in Österreich und ganz Europa: Über die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gibt an, Schwierigkeiten zu haben, einen Handwerker zu finden. Auch Hausbesitzer stehen vor der wachsenden Herausforderung, notwendige Reparaturen, Renovierungen und Modernisierungen durchführen zu lassen.
Darüber hinaus betrifft der Fachkräftemangel die gesamte Bauwirtschaft, die das Ziel hat, neuen Wohnraum zu schaffen. Statistik Austria schätzt, dass in Österreich derzeit über 200.000 Fachkräfte fehlen – ein Zuwachs von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.
Experten sagen: Der Fachkräftemangel wird schlimmer
„Trotz vieler Vorteile, wie einer praxisorientierten Ausbildung, sicheren Beschäftigung und attraktiven Vergütung, wird der Handwerksberuf oft übersehen“, sagt Mohamed Dadoua von MyHammer.
„Der Fachkräftemangel in Österreich wird sich weiter verschärfen, wenn die Regierung nicht endlich handelt. Um junge Menschen zu ermutigen, eine Karriere in Bauberufen zu starten, schlage ich vor, finanzielle Anreize zu schaffen. Dazu könnten Stipendien, subventionierte Darlehen oder auch Prämien für den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung gehören. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, junge Bauarbeiter bei der Suche nach Wohnraum zu unterstützen – als zusätzlicher Anreiz, in die Branche einzusteigen.”
„Jetzt braucht es entschlossene Maßnahmen für das Handwerk“, so Dadoua.
Mohamed Daoua, der MyHammer als Handwerker nutzt, um passende Aufträge zu finden, ergänzt: „Ich arbeite nun schon mein ganzes Berufsleben im Handwerk. Mein Beruf bietet mir flexible Arbeitszeiten – und das ohne jahrelanges, teures Studium. Handwerksberufe sind lukrativ und vielseitig. Doch sie haben noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen – von harter körperlicher Arbeit bis hin zu schlechter Bezahlung. Ich wünsche mir einen gesellschaftlichen Perspektivwechsel, denn hier muss sich dringend etwas ändern.”