Neugewählter GBV-Obmann warnt vor gravierenden Problemen bei leistbarem Wohnbau

Neuer Vorstand der Gemeinnützigen: Baukosten explodieren, Bedingungen am Kapitalmarkt werden härter, Politik muss gemeinsam mit den gemeinnützigen Bauträgern gegensteuern

Der neugewählte Obmann des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBVs) Klaus Baringer skizzierte bei seiner Antritts-Pressekonferenz heute die großen Herausforderungen der GBVs in den nächsten Jahren. Neben dem seit Jahren virulenten Problem der hohen Grundstückskosten hat sich die Lage bei den Baukosten in den letzten Monaten deutlich zugespitzt. „Von vielen Mitgliedsunternehmen hört man, dass sie gar nichts mehr ausschreiben, weil sie keine oder keine finanzierbaren Angebote bekommen“, so Baringer. „Es gibt Projekte, bei denen die Bestbieter um 30 % über der Erfüllbarkeit liegen. Diese überhitzte Marktsituation muss beendet werden.“

In dieselbe Richtung stieß der wiedergewählte Obmannstellvertreter Herwig Pernsteiner. „Der letzte Woche veröffentlichte Baukostenindex der Statistik Austria für Wohnhaus- und Siedlungsbau weist eine Steigerung um 16 % zum Vorjahr auf“, so Pernsteiner. „Der Teilindex für Baumaterialien stieg sogar um 28 %“. Diese Entwicklung macht es unumgänglich, dass die höchstzulässigen Förderungssätze in den einzelnen Ländern erhöht werden müssen. Nur so können wir verhindern, dass Wohnen nicht noch teurer wird für die Menschen.“

Nächste Herausforderung folgt im Herbst

Ein weiteres Problem wird im September bzw. im Dezember auf die Branche zukommen. Die voraussichtlichen Zinssteigerungen am Kapitalmarkt durch die EZB werden das Finanzieren von leistbarem Wohnen immer schwieriger machen. „Diese explosive Mischung macht neuen sozialen Wohnbau zu leistbaren Preisen nahezu unmöglich“, warnt Baringer. Selbst wenn sich mittelfristig die überhitzten Baukosten wieder etwas entspannen, die Lieferketten wieder funktionieren und die gestiegene Nachfrage im Bausektor abkühlt, werden die steigenden Kapitalmarktzinsen durch vermehrte Wohnbauförderungsmittel flankiert werden müssen „Die in den letzten 10 Jahren massiv gestiegenen Grund-und Baukosten konnten nur wegen der niedrigen Zinsen gestemmt werden“, erläutert Baringer. Die Kosten für den gemeinnützigen Wohnbau und damit die leistbaren Mieten für die Bewohnerinnen und Bewohner ergeben sich vor allem aus den Grund-, Bau- und Finanzierungskosten. „Gemeinsam mit der öffentlichen Hand müssen wir in den nächsten Monaten die Effekte der gestiegenen Kosten und die der kommenden Zinswende abfedern“, appelliert Baringer an die Politik. „Die Neubauförderung ist von 1,8 Mrd. 2008 auf 1,3 Mrd Euro 2020 zurückgegangen. Hier muss es unbedingt eine Umkehr geben. Die Gemeinnützigen wollen unverändert ein starker Partner der Politik, ein zuverlässiger Auftraggeber der Bauwirtschaft, ein sicherer Partner der Banken und ein maßgeblicher Garant des Wohlstandes und der Zufriedenheit ihrer Kundinnen und Kunden bleiben,“ unterstrich Baringer.

Weitere Schwerpunkte der nächsten drei Jahre

Als weitere Ziele für die nächsten drei Jahre skizzierte Baringer das immer wichtiger werdende Thema Personalentwicklung. Für den anstehenden Generationenwechsel bei den GBVs und im Verband wird es mit dem Programm „Next Generation“ eine neue Zukunftswerkstatt als Ausbildungsprogramm geben. Ziel ist, es mehr Frauen und Junge in Führungspositionen zu ermöglichen. Daneben soll es auch Informationsoffensiven für aktuelle und zukünftige Mieterinnen und Mieter geben sowie Vereinfachungen bei der Suche nach GBV-Wohnungen.

Der Verbandstag 2022

Über 300 Personen aus ganz Österreich nahmen am diesjährigen Verbandstag der gemeinnützigen Bauvereinigungen teil. Heuer war das Bundesland Wien Gastgeber. Der interne Teil des Verbandstages stand ganz im Zeichen von Neuerungen. Satzungsgemäß wurden Verbandsvorstand und -aufsichtsrat neu gewählt. Die Delegierten der Jahresversammlung wählten einstimmig Dr. Klaus Baringer (GESIBA) zum Verbandsobmann, Dipl.-Ing. Herwig Pernsteiner (ISG) zum Verbandsobmann-Stellvertreter. Dir. Frank Schneider (LAWOG) und Mag.a Michaela Steinacker (ALPENLAND) komplettieren als Mitglieder den Verbandsvorstand. Ebenso wurde satzungsgemäß der Verbandsaufsichtsrat neugewählt. Der scheidende Obmann Dr. Bernd Rießland und der scheidende Vorsitzende des Aufsichtsrates Prof. Michael Pech wurden mit dem Ehrenring, dem höchsten Ehrenzeichen des Verbandes, ausgezeichnet. Den öffentlichen Verbandstag am 18. Mai ab 09:30 können Sie erstmals im Livestream mitverfolgen. Programm und Livestream finden Sie auf [www.gbv.at] (https://www.gbv.at/AktuelleMeldungen/2022/Stream%20VT%2022/).

Biografische Daten zu den neugewählten Verbandsobleuten

Verbandsobmann Dr. Klaus Baringer studierte Rechtswissenschaften, Philosophie, Politikwissenschaften und Pädagogik an der Universität Wien. Nach Stationen bei der Magistratsdirektion der Stadt Wien und der Finanzverwaltung der Stadt Wien war er von 2000 bis 2010 im Aufsichtsrat der GESIBA, STEG und AEAG. Seit 2011 ist er kaufmännisches Vorstandsmitglied der GESIBA Gemeinnützige Siedlungs-und Bauaktiengesellschaft.

Verbandsobmann-Stellvertreter Dipl.-Ing. Herwig Pernsteiner studierte Raumplanung und Raumordnung an der Technischen Universität Wien und in Glasgow. Nach beruflichen Stationen bei der ZIMA Holding AG in Dornbirn und der PRISMA Holding AG in Dornbirn ist der Immobilientreuhänder und Sachverständige seit 2004 Vorstandsvorsitzender der Innviertler Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft (ISG). Herwig Pernsteiner war bereits die letzten drei Jahre Obmannstellvertreter des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen – Revisionsverband.

Gemeinnützige Bauvereinigungen

Die 185 gemeinnützigen Bauvereinigungen sind privatrechtliche Unternehmen, die Wohnungen für brei­te Kreise der Bevölkerung zur Verfügung stel­len. Sie tun dies nicht in gewinnmaximierender, sondern in gemeinwohlorientierter Weise. Ihre Geschäftstätigkeit ist durch das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) sowie ergänzen­de Verordnungen reguliert. GBVs verwalten derzeit über 950.000 Wohnungen, davon rund 680.000 eigene Miet- und Genossenschaftswohnungen. Die 57 GBVs der Landesgruppe Wien haben über 220.000 Wohnungen im Verwaltungsbestand und sind damit die mit Abstand größte Landesgruppe des Verbandes.

Fotos von Obmann, Obmannstellvertreter, Vorstand und Aufsichtsrat sowie weitere Impressionen vom Verbandstag finden Sie [hier] (https://www.gbv.at/AktuelleMeldungen/2022/Verbandstag%202022/).

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  • Erschienen am:
    20.05.2022
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