Mindset, Daten und Kooperation: So funktioniert Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche

Klimaziele, Green Deal, EU-Taxonomie, steigende Energie- und Materialpreise, Rohstoffknappheit sowie Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreditvergabe: Die Bau- und Immobilienbranche muss ihre Umweltauswirkungen deutlich reduzieren. Dazu führt an Kreislaufwirtschaft kein Weg vorbei. Führende Unternehmen nutzen dafür schon jetzt den Materialkataster Madaster, dessen offizieller Marktlaunch am 11. April 2024 erfolgte.

Fotocredit: Brandmedia

v.l.: Sabine Oberhuber (turntoo), Marcel Özer (EPEA Deutschland), René Habers (Georg Fischer Piping Systems), Thomas Rau (RAU architects, turntoo), Peter Engert (ÖGNI), Paul Grassel (IG Immobilien), Markus Handler (Handler Group), Werner Weingraber (Geschäftsführer Madaster)

Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist ein ressourcenintensiver Wirtschaftszweig, auf den laut eines Berichts des „UN-Environment-Programme“ rund 38 Prozent des weltweiten CO²-Ausstoßes zurückzuführen sind. Um die Umweltauswirkungen der Branche zu reduzieren, führt an Kreislaufwirtschaft bzw. zirkularem Bauen kein Weg vorbei. Dabei geht es nicht nur um das Recyceln von Baumaterialien oder die Reduktion von Primärstoffen. Vielmehr müssen Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus zirkular gedacht, geplant, gebaut und genutzt werden. „Kreislaufwirtschaft ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur unter Beteiligung aller entlang der gesamten Wertschöpfungskette gelingen kann“, erklärt Madaster-Geschäftsführer Werner Weingraber.

Bisher hatte die heimische Bau- und Immobilienbranche dazu aber kaum sinnvolle Möglichkeiten. Weder konnten Daten ausreichend erfasst und dokumentiert noch mit anderen Bauten oder Partnern abgeglichen werden. Dazu kommt, dass oft nicht bekannt ist, was in bestehenden Gebäuden konkret verbaut ist bzw. was davon eventuell wieder verwendet werden kann. Der deutsche Architekt Thomas Rau hat deswegen vor rund sieben Jahren Madaster ins Leben gerufen, um ein Katastersystem für Gebäude und das darin verbaute Material zu schaffen und so einen Beitrag zu einem effizienteren Umgang mit Ressourcen zu leisten. Heute existiert Madaster bereits in sieben europäischen Ländern.

Praxis-Einsatz beim Greenity Gate in Guntramsdorf

Nach Start 2022 in Österreich und konsequenter Aufbauarbeit bietet Madaster heute auch hierzulande Möglichkeiten, damit alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette gemeinsam und kooperativ Kreislaufwirtschaft umsetzen können. Wenn nämlich einmal in einem Gebäude Materialien und Produkte erfasst sind, können Informationen zum Beispiel über deren Massen, die Trennbarkeit, das gebundene CO² und die Toxizität gewonnen werden. Damit ist die Basis für Kreislaufwirtschaft geschaffen. „Nur durch zirkulares Bauen können wir die Abfallmenge und die CO²-Emissionen in der Bau- und Immobilienbranche reduzieren“, betont Weingraber.

 28 Kennedy-Partnerunternehmen unterstützen Madaster in Österreich bereits. Die Plattform wird schon bisher für die konkrete Umsetzung von „zirkularen Projekten“ genutzt. Unter anderem bei der Realisierung eines der fortschrittlichsten Gewerbeprojekte in Österreich, dem Greenity Gate in Guntramsdorf, einem Refurbishment-Projekt mit höchsten Nachhaltigkeitsstandards, das von IG Immobilien realisiert wird. „Wir werden bei diesem Gewerbeobjekt erstmals Madaster von der Planungsphase weg nutzen“, erklärt Paul Grassel, Geschäftsführer von IG Immobilien. „Alle verwendeten Materialien wurden sorgfältig auf ihre Recyclingfähigkeit und ihre ökologischen Auswirkungen hin ausgewählt und auch die Rückbaufähigkeit wird beachtet. Mit seinem CO2-neutralen Betrieb, der Nutzung von Geothermie für die Heizung und Kühlung und einer großflächigen Photovoltaikanlage mit Energiespeicher setzt es neue Standards im energieeffizienten Gewerbe, was auch mittels Circularity Passport® Building und Madaster-Eintrag dokumentiert ist."

Handler Bau ist als Generalunternehmer beauftragt, das Greenity Gate zu realisieren. Für Markus Handler, CEO der Handler Group, ist vor allem die strategische Stoßrichtung Kreislaufwirtschaft für nichtfinanzielle Berichterstattung, das so genannte ESG-Reporting, von zentraler Bedeutung. Um dieses möglichst transparent und aufwandsschonend aus Sicht eines Generalunternehmers zu gestalten, braucht es ein Verständnis über die Wirkungszusammenhänge und die entsprechenden Werkzeuge. Ganz wesentlich dabei ist nicht nur die Bereitstellung von Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sondern vor allem auch die Gestaltung der Datenaufbereitung.

Zirkulare Produktentwicklung

„Wir merken, dass immer mehr Händler konkrete Daten über den CO²-Fußabdruck eines Produkts für ESG-Reports einfordern“, erzählt Rene Habers von Rohrleitungssystem-Hersteller Georg Fischer Piping Systems. „Die so genannten Lifecycle-Daten werden immer wichtiger und als Hersteller werden wir künftig immer mehr gefordert sein, die Nachhaltigkeitskriterien und Lebensdauern bzw. den Re-Use-Case eines Produkts in gleichbleibender Qualität schon in der Produktentwicklung mitzudenken. Wir stehen hier noch ganz am Anfang einer Entwicklung.“

Auch der Schutz und die Nutzung von Bestandsgebäuden sind von entscheidender Bedeutung für die ökologische Zukunft. „Dies bietet ein enormes Potenzial, um die Umweltbelastung im Vergleich zu Neubauten zu verringern“, erklärt Marcel Özer von EPEA part of Drees & Sommer. EPEA hat beim Greenity Gate in Guntramsdorf mit Hilfe von Madaster die Bestandsaufnahme bei der Liegenschaft durchgeführt und den Circularity Passport® erstellt. „Es ist essenziell, dass wir unsere bestehenden Gebäude und Infrastrukturen als wertvolle Rohstoffquellen begreifen und nutzen. Nur so können wir eine nachhaltige Bauwirtschaft fördern und gleichzeitig unsere Umwelt für zukünftige Generationen bewahren.“

Grundlage des Wirtschaftens

Für Peter Engert von ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) muss Kreislaufwirtschaft wieder Grundlage des Wirtschaftens werden. In den ÖGNI-Zertifikaten und den EU-Taxonomie-Verifikationen ist sie bereits enthalten und wird überprüft. „Mit unserer Partnerschaft zwischen ÖGNI und Madaster wollen wir die Realisierung der Kreislaufwirtschaft in Richtung Umsetzbarkeit und Effizienz vorantreiben - sowohl für Angebot wie auch für Nachfrage.“ Mit dem Markt-Launch am 11. April 2024 wird Madaster für Unternehmen aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette in Form von Partner-Paketen zugänglich.

Über Madaster

Der Materialkataster Madaster wurde 2022 in Österreich ins Leben gerufen. Madaster ist auch in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien, Norwegen und UK vertreten. 28 Kennedy-Partner, mit den führenden Unternehmen aller Seiten der Bau- und Immobilienwirtschaft, waren die exklusiven ersten Nutzer und Pionier-Partner von Madaster in Österreich:  AllesWirdGut Architektur ZT, ARWAG, ATP sustain, Delta, Dietrich Untertrifaller, Drees & Sommer, einszueins architektur, GF Piping Systems, Handler Group, IG Immobilien, HNP architects, Holcim, iC Consulenten, IKK Group, Kirchdorfer Group, Knauf, Landesimmobilien Burgenland, OK ZT, PORR, SIGNA, Signify, Tarkett, UBM Development, Value One, VASKO+PARTNER, WICONA, Wienerberger und Würth. 

Am 11. April 2024 folgte der offizielle Marktlaunch von Madaster Österreich. Somit kann jedes Unternehmen in Österreich Madaster in Abonnement-Form über www.madaster.at nutzen.

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  • Erschienen am:
    16.04.2024
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    09:00
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