„In den zurückliegenden Jahren standen sicher die durch den Onlinehandel verursachten Probleme im Vordergrund, heuer herrscht wieder Aufbruchsstimmung“, konstatiert der Leiter des Geschäftsbereichs Einzelhandelsimmobilien bei EHL, Mario Schwaiger. „In ganz Europa zeigt sich, dass die Onlinekonkurrenz zwar zum Umdenken zwingt, aber sie wird nicht zum großen Killer für Handelszonen. Das Schlagwort Rethinking Retail ist allenthalben zu vernehmen und tatsächlich werden Einkaufsstraßen und Einkaufszentren der Zukunft zwar anders aussehen als die der Gegenwart, aber sie können dank innovativer neuer Konzepte genauso erfolgreich sein wie bisher.“
Dabei hängen die Aussichten für Einzelhandelsimmobilien immer weniger von den Perspektiven für den klassischen Einzelhandel ab „Die Kategorisierung als ,Einzelhandelsflächen‘ ist insofern nicht mehr zeitgemäß, als die Flächen sehr flexibel nutzbar sind, beispielsweise für Gastronomie, Entertainment, Dienstleistungen oder Sport. Daher kann auch ein rückläufiger Flächenbedarf seitens des klassischen Einzelhandels kompensiert werden.“
Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen und die Betreiber von Handelsflächen haben gelernt, mit den neuen Rahmenbedingungen umzugehen. „Das Einkaufszentrum wird zum Begegnungszentrum“, bringt Schwaiger die aktuellsten Trends auf den Punkt. „Zum vertrauensbildenden Ort der Begegnung zwischen Kunden und Einzelhandelsunternehmen, zum Ort, an dem man Dienstleistungen aller Art in Anspruch nimmt und vor allem zum Ort der
Begegnung mit Freunden und Bekannten. Auch wenn die klassische Shoppingtour mittlerweile per Mausklick erledigt werden kann, auf das gemeinsame Erlebnis, das mit ihr verbunden ist, will man dann doch nicht verzichten. Und ob Geld für einen Produktkauf oder in einem Restaurant, für Unterhaltung oder Dienstleistungen ausgegeben wird, ist für den Erfolg des Geschäftsmodells der Einzelhandelsimmobilie letztlich nicht entscheidend.“
Die Mapic-Trends 2019 im Überblick
1. Zurück in die Stadt
Groß im Kommen sind „City Malls“, mit denen das Konzept des bisher zumeist peripher gelegenen Einkaufszentrums zurück in innerstädtische Lagen gebracht wird. Dabei wird in der Regel aber ein breiterer Nutzungsmix mit Einzelhandel, Gastro, Erholung, Freizeit und Entertainment angestrebt. Teilweise geht die Initiative dabei auch von der Stadtplanung aus.
Hintergrund dieser Entwicklung ist in erster Linie das geänderte Mobilitätsverhalten, insbesondere die steigende Zahl von Haushalten in der Stadt, in denen es kein Auto mehr gibt. Für diese sind innerstädtische Einkaufsmöglichkeiten weitaus attraktiver als Shopping Center am Stadtrand.
2. Immobilien mit Greta-Effekt
Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sind zu Schlüsselthemen bei Neuentwicklungen geworden, teils wegen behördlicher Auflagen, teils wegen des Drucks seitens der Öffentlichkeit und der Konsumenten. Die große Herausforderung besteht darin, Nachhaltigkeit und Attraktivität für Besucher zu kombinieren. Begrünte und begehbare Dachflächen, teilweise mit Gastronomie, neue Baumaterialien wie z. B. Holz, größerer Anteil von Grünflächen statt Parkplätzen, sind nur einige Ansätze.
3. Das Handy shoppt mit
Die Auswertung von Besucherdaten wie Verweildauer, Frequenzmessungen, Wegprofile der Kunden etc. gewinnt rasant an Bedeutung und wird zu einem immer wichtigeren Tool für die Optimierung des Mietermix. Dabei kann besser als bisher nicht nur analysiert werden, welche Mieter in ein Zentrum passen, sondern auch, wo sie angesiedelt werden müssen, um ein optimales Gesamtergebnis zu erzielen. Gleichzeitig eröffnen diese Datenauswertungen für Mieter auch neue Marketingmöglichkeiten.
4. Hightech-Entertainment
Die Nachfrage nach Flächen für E-Sports-Arenen, Virtual-Reality-Räume und große Gaming-Zonen steigt rasant und diese Branchen haben durchaus das Potenzial, für Einkaufszentren und Einkaufsstraßen ähnliche Bedeutung zu erlangen wir klassische Einzelhandelsbranchen. Ein zusätzlicher Aspekt ist, dass diese Angebote vor allem Vertreter einer besonders Internet-affinen Generation in Einkaufszonen locken, die ihre Einkäufe in einem überdurchschnittlich hohen Maß online vornehmen.
5. Ja zu A(sien)
Der europäische Einzelhandel wird derzeit noch fast vollständig von europäischen und amerikanischen Ketten dominiert, doch immer mehr versuchen nun auch große und wirtschaftlich sehr starke asiatische Retailer, hier Fuß zu fassen. Dabei suchen sie oft europäische Partner, um mit diesen gemeinsam ein Filialnetz auszurollen oder Shops zu betreiben.
Über die MAPIC
Die alljährlich in Cannes stattfindende MAPIC ist mit 12.000 m2 Ausstellungsfläche, 800 Ausstellern und rund 8.600 Teilnehmern die europaweit führende Messe für die wichtigsten Akteure im Bereich Einzelhandelsimmobilien.www.mapic.com