Kreislaufwirtschaft: einer alleine schafft das nicht

Zu den technischen Lösungen braucht es neue Geschäftsmodelle, globale Zusammenarbeit und Anreize für jede:n Einzelnen:n, um städtisches Wohnen in Bestandsgebäuden zukunftsfit zu machen: Expert:innen mahnen bei der Themenreise von Drees & Sommer, die Mitte Oktober in Wien Station machte, gemeinsam rasch vom Wollen ins Tun zu kommen.

Über 50% der Nutzenergie in Wien wird für Raumwärme und Warmwasser aufgewendet, zu rund 80% werden dafür Gas, Strom und Fernwärme verwendet. Will die Bundeshauptstadt ihre Klimaziele bis 2040 erreichen, müssten fortan pro Arbeitstag 200 Wohnungen umgestellt und rund 1 Mrd. Euro pro Jahr investiert werden und es bräuchte Material und Fachkräfte, die nicht ausreichend vorhanden sind. Umgestellt werden müsste zudem auf Kühlung: Wien hat heute ein Klima wie Rom vor 25 Jahren und wird bis 2045 um weitere 7,5°C wärmer werden und damit ein Klima haben wie Athen. So umschrieb Herbert Hetzel von Beyond Carbon Energy bei der Drees & Sommer‐Themenreise die Situation für Wien, die sich auf viele Städte umlegen lässt. „Der Wert einer Immobilie wird künftig immer mehr von seiner Energieversorgung abhängen. Sie muss Energieverbraucher, Energieerzeuger und Energies‐ peicher gleichzeitig sein“, so Hetzel.

 

Urbanität, Zirkularität und Produktivität auf dem Prüfstand

„Klimawandel, Krieg, Inflation und Rezession: wir leben in Zeiten der Disruption, Mensch, Natur und Wirtschaft sind unmittelbar betroffen. Die Bau‐ und Immobilienbranche, besonders im städtischen Bestand, steht mitten im Zentrum dieses Wandels. Durch den Austausch bei unserer Themenreise wollen wir Impulse setzen und Lösungen erarbeiten, die in die Praxis umgesetzt werden können“, erklärt Arnold Schmitzer, Geschäftsführer Drees & Sommer Österreich. An technischen Lösungen mangle es nicht, so der Tenor der Expert:innen der Themenreise. Wien beweise etwa mit dem Stadtentwicklungsprojekt Viertel Zwei das Machbare. Die Zukunft liegt für Peter Ulm (Zukunftsanker/allora Immobilien) in multifunktio‐ nalen Gebäuden, die sich über ihre Nutzungsdauer an geänderte Anforderungen anpassen.

„Wir brauchen Gebäude, die heute Wohnen, morgen arbeiten und übermorgen Produktion ermöglichen. Es braucht keinen Abriss und Neubau, sondern flexible Gebäude, die auf fünf, zehn Generationen gedacht werden und Städtebau und Klimaneutralität natürlich verbin‐ den.“ Dabei müsse Kreislaufwirtschaft auch die grundlegende Frage stellen, was wirklich ge‐ braucht werde. „Wir müssen alte Paradigmen aufbrechen und unsere Kreativität einsetzen, um aus weniger mindestens gleich viel wie bisher herauszuholen“, meint Anna‐Vera Dein‐ hammer (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft ÖGNI, Circular Economy Forum Austria). Denn auch ein Plusenergiehaus brauche angesichts der darin verbauten Materialien 40 Jahre, um eine positive Energie‐ und CO2‐Gesamtbilanz zu errei‐ chen. So wie Deinhammer mahnt auch Ulm Pluralität in der Quartiersentwicklung ein. Wer den Wirkungszusammenhang von Gebäuden im Auge habe, reduziere Wege und Mobilität. So können Quartiere insgesamt nachhaltig werden, auch wenn einzelne Gebäude nicht alle Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen – was angesichts der Tatsache, dass zwei Drittel des CO2 aus dem Bestand und nicht dem Neubau komme, ohnehin unrealistisch sei. In diesem Zusammenhang gehörten laut den Expert:innen auch die Genehmigungsverfahren für nach‐ haltiges Bauen und Sanieren gestrafft, um schneller ins Tun zu kommen.

Kreislaufwirtschaft in einer Kreislaufgesellschaft

Damit das Bauen, Wohnen und Leben in Städten zukunftsfähig bleibt, brauche es neben den Anstrengungen der Branche und technischen Lösungen gesamtgesellschaftliche und grenz‐ überschreitende Kraftanstrengungen, so die Expert:innen der Themenreise in Wien. „Nach‐ haltigkeit beginnt in unseren Köpfen. Unser Verhalten, unsere Ökonomie müssen sich ändern. Dazu braucht es uns alle, jeden Tag“ appellierte Karin Huber‐Heim vom Circular Economy Forum Austria. Nachhaltiges Nutzerverhalten erfordere neue Geschäftsmodelle, die nicht auf Produkt und Absatz abzielen, sondern „user und result orientated“ sind und den Wert eines Produkts in den Mittelpunkt stellen. „Wollen wir unseren Wohlstand erhalten, müssen wir die Abhängigkeit von Rohstoffen und Energie auflösen. Unser Nutzungsverhalten muss sich in Richtung Rethink, Reinvent, Regenerate weiterentwickeln“, so Huber‐Heim. Geislinger‐Geschäftsführer Torsten Philipp geht noch einen Schritt weiter und spricht sich für eine „circular diplomacy“ aus: „Zirkularität ist komplex und kennt keine nationalen Grenzen, es braucht Globalisierung und Kooperation für erfolgversprechende Lösungen sowie Anreize für jede:n Einzelne:n“. Laut Philipp könne gerade Europa hier Vorreiter sein: „Billig viel zu produzieren, darin sind andere Länder und Weltregionen besser. Doch Europa hat Erfahrung darin, komplexe Herausforderungen zu meistern.“

 

Über die Drees & Sommer Themenreise

Die Themenreisen, die seit sieben Jahren stattfinden, sind eine interdisziplinäre, branchen‐ und länderübergreifende Dialoginitiative von Drees & Sommer, die im Schulterschluss mit zahlreichen Themenreisepartnern, Ideen‐ und Gastgebern an unterschiedlichen Orten im DACH‐Raum Aspekte der analogen und digitalen Transformation aufgreift und erörtert. Das Motto der Themenreise 2023 lautet „Anders. Erfolgreich. Wachsen. Wie gelingt Transforma‐ tion in turbulenten Zeiten?“ und stellt dabei Menschen, Prozesse und geografische Räume (people, process, places) in den Mittelpunkt.

Drees & Sommer SE

Obere Waldplätze 13, 70569 Stuttgart

Noch keine Beschreibung vorhanden.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

21.11.2024

"Wir brauchen keine Politik der Eintagsfliegen, sondern eine gemeinsame Strategie."

Trotz multipler Krisen muss der Wohnbau in Österreich absolute Priorität haben. "Sozialer Friede ist eine Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft", meint Klaus Baringer, Vorstandsvorsitzender der GESIBA und Obmann des GBV im Interview mit der Immobilien-Redaktion.

21.11.2024

Bau Invest Lounge: Experten diskutieren BIM und überregionale Chancen im Immobilienmarkt

Die kürzlich stattgefundene “Bau Invest Lounge”, organisiert von Digital Findet Stadt, bot eine Plattform für führende Persönlichkeiten der österreichischen Immobilienbranche. In einer aufschlussreichen Podiumsdiskussion tauschten Lars Oberwinter, Gerhard Rodler, Markus Galuska und Georg Stadlhofer ihre Erkenntnisse und Perspektiven aus. Die Veranstaltung beleuchtete aktuelle Trends, Herausforderungen und Innovationen in der Immobilienbranche, mit besonderem Fokus auf überregionale Zusammenarbeit und den Einsatz moderner Technologien wie Building Information Modeling (BIM).

20.11.2024

Wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen: Die Bedeutung von Sanierung für Gesellschaft und Umwelt

Die kürzlich von apti und ÖGNI veranstaltete Konferenz zum Thema "Wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen: Die Bedeutung von Sanierung für Gesellschaft und Umwelt" bot tiefe Einblicke in die Zukunft der Gebäudesanierung. Drei bemerkenswerte Vorträge beleuchteten verschiedene Aspekte dieses wichtigen Themas.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    22.10.2023
  • um:
    19:00
  • Lesezeit:
    4 min
  • Aufrufe: (letzte 90 Tage)
              
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 46/2024

Wir Gratulieren Korte Immobilien Fröndenberg zu erreichten 22 Punkten!

Korte Immobilien Fröndenberg

Winschotener Straße 12, 58730 Fröndenberg/Ruhr

Immobilienmakler Fröndenberg. Mehr als nur ein Makler. Erfolgreich seit 1975! Familienunternehmen in zweiter Generation. Verkauf von Häusern, Wohnungen und Baugrundstücken. Persönliche Beratung. Individueller Service. Tätig in Fröndenberg, Menden, Unna und Umgebung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3