Hintergrund sind die konjunkturelle Eintrübung – im speziellen die derzeit rückläufige Investitionstätigkeit der Unternehmen – infolge der globalen wirtschaftlichen und geopolitischen Verwerfungen sowie das gestiegene Zinsniveau. Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2023 auf bereits tiefem Niveau weiter gefallen. Hauptgrund für die schwache Nachfrage nach Wohnbaukrediten sind die gestiegenen Zinsen. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die aktuelle Umfrage wurde in der zweiten Septemberhälfte 2023 durchgeführt.
Weiterer Rückgang bei der Nachfrage nach Unternehmenskrediten
Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist laut Einschätzung der führenden österreichischen Banken im dritten Quartal 2023 deutlich gesunken, insbesondere jene nach langfristigen Krediten bzw. zur Finanzierung von Investitionen. Bereits seit dem vierten Quartal 2022 schwächt sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ab. Hintergrund der Entwicklung sind die konjunkturelle Eintrübung – im speziellen die derzeit rückläufige Investitionstätigkeit der Unternehmen – infolge der globalen wirtschaftlichen und geopolitischen Verwerfungen sowie das gestiegene Zinsniveau. Für das vierte Quartal 2023 wird ein weiterer Nachfragerückgang erwartet. Somit gibt es auch keine Indikationen für eine unmittelbar bevorstehenden konjunkturelle Verbesserung.
In den Umfrageergebnissen zeigt sich weiters eine zunehmend angespannte Risikosituation. Die Risikoeinschätzung der Banken hinsichtlich allgemeiner Wirtschaftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen hat sich seit 2022 nach und nach verschlechtert und dementsprechend restriktiv auf das Kreditangebot ausgewirkt. Die Banken haben ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit dem zweiten Quartal 2022 umfassend verschärft.
Weiterhin schwache Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten
Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2023 erneut leicht gesunken, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2022 – ausgehend von einem Rekordhoch – eingebrochen war. Als Hauptgrund für den Mitte 2022 einsetzenden und anhaltenden Rückgang der Nachfrage wurden die gestiegenen Zinsen genannt. Kredite sind teurer und weniger leistbar geworden, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und schwacher Konjunktur.
Angebotsseitig kam es in den letzten Quartalen nur zu wenigen Änderungen im Geschäft mit privaten Wohnbaukrediten. Im dritten Quartal 2023 wurden die Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite aufgrund der Wettbewerbssituation leicht gelockert (geringere Margen), jene für risikoreichere Wohnbaukredite blieben hingegen unverändert.
Leitzinserhöhungen verbessern Ertragslage der Banken
Die Banken wurden in dieser Umfragerunde auch zu den Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems befragt. Die im Juli 2022 begonnene schrittweise Erhöhung der Leitzinsen hat die Ertragslage der österreichischen Banken insbesondere aufgrund eines höheren Zinsergebnisses verbessert. Direkte negative Auswirkungen der geldpolitischen Straffung (neben den Leitzinserhöhungen das Auslaufen der Ankaufprogramme und die Anpassungen bei den Bedingungen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte) auf die finanzielle Lage der Banken bleiben auf absehbare Zeit moderat.
Die OeNB geht jedoch aufgrund steigender Kreditrisikokosten und höherer Verzinsung der Kundeneinlagen mittelfristig wieder von einem Rückgang der Erträge der österreichischen Banken aus.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
Ein ausführlicher Bericht über die Österreich-Ergebnisse wird in der Publikationsreihe „OeNB Reports“ veröffentlicht (https://bit.ly/46WVVlZ). Weitere Informationen und Daten zur Umfrage finden sich auf der OeNB-Website unter https://bit.ly/3OtDRJR. Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website publiziert (https://bit.ly/3Hr0kCv).