INUAS Konferenz an der FH Campus Wien: Voraussetzungen für leistbares Wohnen in wachsenden Städten schaffen

Es gibt nicht das eine Schlüsselinstrument, nur das Zusammenspiel aller Akteur*innen und mehrerer Disziplinen bei der Stadt- und Wohnbauplanung hilft auf lange Sicht gesehen, die Herausforderungen wachsender Städte zu bewältigen – zeigt das Aufeinandertreffen von Wissenschaft und Praxis bei der INUAS Konferenz „Wohnen unter Druck. Dynamiken zwischen Zentren und Peripherien“. Vom 4. bis 6. November diskutierten Expert*innen aus mehr als 20 Ländern über sozial- und klimaverträgliches Wohnen in rapid wachsenden Städten.

Unterschiedliche Disziplinen an einen (Planungs-)Tisch bringen

“Obwohl ähnliche Marktmechanismen in Städten auf der ganzen Welt wirksam sind und es Maßnahmen braucht, den Wohnungsmarkt zu regulieren, sind diese an regionalen und nationalen Kontexten ausgerichtet”, so Christoph Stoik, Sozialraumexperte der FH Campus Wien und Mitglied im wissenschaftlichen Komitee der INUAS Konferenz. Marc Diebäcker, Experte für Wohnforschung und Soziale Arbeit an der FH Campus Wien und ebenfalls Komiteemitglied, ergänzt: „Für Österreich stellt sich etwa die Frage, wie soziale und ökologische Aspekte über Bauordnungen, Flächenwidmungen, Wohnbauförderungen oder das Mietrecht festgeschrieben werden können, um leistbares Wohnen in klimaneutralen Stadtteilen zu entwickeln.“ Rund 110 internationale Beiträge von Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zeigten bei der INUAS Konferenz, wie wichtig die interdisziplinäre Diskussion ist.

Recht auf Wohnen

Einigkeit herrschte, dass das „Recht auf Wohnen“ als fundamentaler Baustein zu sehen ist. Keynotespeakerin Loretta Lees, Professorin der University of Leicester, macht die wirtschaftliche Umstrukturierung in vielen Großstädten und die Finanzialisierung des Immobilienmarktes für den Abbau von Wohnrechten und die Vertreibung von Bevölkerungsgruppen als Triebfeder für Gentrifizierung verantwortlich. „Wenn wir heute von Gentrifizierung sprechen, ist sie nicht nur auf der Ebene der Nachbarschaft zu finden, sondern entfaltet sich als globaler Prozess, auch in vielen Metropolen des Südens“, meint Loretta Lees. Für eine integrative Stadtentwicklung seien drei Schlüsselfaktoren zu berücksichtigen: Leistbarkeit, Zugänglichkeit und Diversität.

Unsere steigenden „Ansprüche“ für Wohnen neu definieren

„Wohnen für alle“ thematisierte Amita Bhide, Professorin am Tata Institute of Social Sciences (TISS) Mumbai, in ihrem Vortrag über die Wohnsituation in Indien und stellt dabei die Definition von leistbarem Wohnen zur Diskussion. „Der Wohnungsmarkt definiert die Erschwinglichkeit weitgehend für mittlere Einkommensgruppen, das läuft an den meisten Armen vorbei und kreiert somit Schwachstellen und sozialen Ausschluss.“ Staatlich geplante und monofunktionale Wohnviertel scheitern vielfach, weil diese an den Lebensrealitäten der Menschen und ihrer selbstorganisierten Nutzungen vorbeigingen.

Urbanes Klima trifft alle

Zielkonflikte bei der Planung von sozialer Gerechtigkeit, Wirtschaft und Umwelt ortet Keynotespeaker Sascha Roesler, Professor für Architektur in Mendrisio. Großflächige Ansätze wie Umweltfaktoren und Gebäudestruktur beeinflussen das Klima einer Stadt genauso wie beispielsweise das Energieverhalten der Bewohner*innen. Der stetig wachsende Verbrauch veranlasse zur massiven Besorgnis im Hinblick auf den Klimawandel. Am Beispiel Chinas erläutert Roesler, „dass die Geschwindigkeit des Wachstums weltweit auch Ressourcen und unsere Architekturen betreffen. Alleine in China werden 30 Prozent des Energieverbrauchs durch die Bautätigkeit erzeugt.“ Und weiter: „Wir müssen aus den Strategien der Vergangenheit lernen und diese in eine neue Sprache – sowohl die Gebäudearchitektur als auch die Nutzungspraktiken der Bewohner*innen betreffend – übersetzen.“

Barcelonas Wohnbaupolitik

“Spanien hat sich in den letzten 50 Jahren von einem Land mit hauptsächlichem Vermietungsanteil in ein Eigenheimland verwandelt”, schildert Javier Burón Cuadrado, Wohnbaustadtrat von Barcelona. „Hier muss jetzt gegengesteuert werden.“ Die Politik der katalanischen Hauptstadt setzt dabei auf Anti-Gentrifizierungsmaßnahmen im Tourismus- und Wohnungsmarkt und auf bewussten Markteingriff. Beispielsweise müssen 30 Prozent der Neubauten auch in den innerstädtischen bestehenden Gebieten der Stadt als bezahlbarer Wohnraum deklariert werden. „Wir laden offen Gruppen zur Diskussion und Überprüfung des Wohnungsplans ein und verfolgen einen transparenten und demokratischen Ansatz“, fasst Burón Cuadrado Barcelonas Wohnbaupolitik zusammen.

Leistbares Wohnen für alle realisieren

In einer abschließenden Diskussion zur Realisierung des Rechts auf Wohnen betonten sowohl Javier Burón Cuadrado als auch Amita Bhide, dass je nach Struktur des Wohnungsmarktes ein Mix von Instrumenten und Strategien notwendig ist, um Bodenpreise zu kontrollieren und leistbare Mieten zu ermöglichen. Ein offener Dialog zwischen verschiedenen Akteur*innen wie Planer*innen, Bewohnerinitiativen und Wohnbauträgern sowie ein starkes Bekenntnis zum Recht auf Wohnen durch die Stadtpolitik sind entscheidend, um die Weichen für die Zukunft demokratisch stellen zu können.

Das INUAS-Netzwerk

Die INUAS-Hochschulen FH Campus Wien, Hochschule München (HM) und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zählen zu den größten Anbieterinnen von anwendungsorientierter Lehre und Forschung in ihren Ländern. Das Netzwerk übernimmt für Themenschwerpunkte rund um urbane und regionale Lebensqualität gesellschaftliche Verantwortung und versteht sich als strategischer Partner für jene Metropolregionen. Die Konferenz-Reihe „Urbane Transformationen“ widmete sich in Wien primär dem Thema „Wohnen“, in München wird sich 2020 alles um „Ressourcen“ drehen, gefolgt von der Konzentration auf „Öffentliche Räume“ 2021 in Zürich. www.inuas.org

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Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    22.11.2019
  • um:
    13:57
  • Lesezeit:
    4 min
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