Im neuen Stadtteil Quartier Wolfganggasse in Wien-Meidling nimmt die ÖJAB – Österreichische Jungarbeiterbewegung nach 22 Monaten Bauzeit das „ÖJAB-Pflegewohnhaus Neumargareten – Wohlfühlen am Lebenscampus“ in Betrieb. Es befindet sich am neu geschaffenen Hermann-Glück-Weg 1. Ab dem 10. Oktober 2022 übersiedeln innerhalb von rund zehn Tagen alle Seniorinnen und Senioren des benachbarten alten Pflegewohnheims in das neue Gebäude mit 214 Wohn- und Pflegeplätzen.
Wie das alte, so steht auch das neue Pflegewohnhaus allen Menschen offen, die professionelle und einfühlsame Pflege suchen (Kontakt: www.oejab.at/neumargareten, Telefon: 01 8152177-0). Es bietet für Menschen aller Pflegestufen Pflege und Betreuung, überwiegend in Einzelapartments und in einigen Doppelapartments z.B. für Paare. Auch einzelne persönliche Lieblingsmöbel sind möglich, ebenso Haustiere, wenn sie selbst versorgt werden können. Wer nur vorübergehend Unterstützung benötigt, kann das Angebot zur Kurzzeitpflege nützen. Zur Deckung der Kosten kann eine Förderung des Fonds Soziales Wien in Anspruch genommen werden.
„Wir achten sehr auf die persönlichen und familiären Bedürfnisse unserer Pflegemitarbeiterinnen und -mitarbeiter, wie eine aktuelle Kununu-Studie zeigt. Das spüren auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige. Auf ihre familiären und psychosozialen Bedürfnisse wird besonders Rücksicht genommen“, betont ÖJAB-Geschäftsführerin Monika Schüssler.
Generalplaner B18 Architekten ZT und Bauunternehmer Dipl. Ing. Wilhelm Sedlak haben gemeinsam mit der ÖJAB ein Pflegewohnhaus mit großen Frei- und Bewegungsräumen geschaffen. „Da die Menschen die meiste Zeit ihres Lebens hier im Haus verbringen, soll die Lebensumgebung besonders angenehm und abwechslungsreich sein“, erläutert Architekt Christian Krakora von B18. Dies wurde umgesetzt durch helle, große Räume mit viel Licht und Glas, durch begrünte Fassaden, weite Terrassen mit Blick über Wien und durch einen ruhigen Garten für kleine Spaziergänge. Die schwellenlosen Balkontüren erlauben es, Pflegebetten, Rollstühle und Rollatoren ohne Mühe in den Garten oder auf die Terrassen zu bringen.
Darüber hinaus bietet das ÖJAB-Pflegewohnhaus Neumargareten mehrere Innovationen:
Erstmals in Wien wurde eine Pflegeoase geschaffen. Dies ist eine speziell eingerichtete Wohneinheit, in der Menschen mit starker kognitiver und körperlicher Einschränkung ein für ihre Bedürfnisse optimales Zuhause finden. Sie besteht aus vier persönlichen Wohnbereichen mit einem speziellen Deckenlicht zur sensorischen Aktivierung, einem gemeinsamen Wohnzimmer mit Terrassen- und Garten-Zugang und einem Pflegestützpunkt mit speziell ausgebildeten Pflegekräften. Dank besonders großer Türen im persönlichen Bereich können die BewohnerInnen auch aus dem Bett am Geschehen im Wohnzimmer teilhaben, wenn sie das möchten.
Bei allen BewohnerInnen gilt es, die vorhandenen Fähigkeiten soweit wie möglich zu erhalten und zu reaktivieren. Zu diesem Zweck wurden zwei für ein Pflegewohnhaus eher ungewöhnliche Einrichtungen geschaffen: eine Werkstatt mit Werkbank, die zum Basteln einlädt, und eine mobile, fahrbare Kücheneinheit, die auch BewohnerInnen mit großen Mobilitätseinschränkungen benützen können. Außerdem bereichern Feste, Konzerte, Vorträge, Kinderbesuche, Gedächtnistraining, PensionistInnenklub, Ausflüge, Seelsorgedienste aller Konfessionen und andere gemeinsame Aktivitäten den Alltag der Seniorinnen und Senioren. Im Haus gibt es einen großen Veranstaltungsraum mit Bibliothek, eine Cafeteria, einen Friseursalon, Fußpflege und einen seelischen Ruheraum.
Auch Kunst wirkt aktivierend: Die österreichische Künstlerin Birgit Schweiger wird in den nächsten Monaten Eingangs- und Gemeinschaftsbereiche des ÖJAB-Pflegewohnhauses Neumargareten mit malerisch-grafischen, dokumentarischen und installativ-raumgreifenden Arbeiten ausgestalten. Sie wird dabei menschliches Werden und Vergehen, Entfaltungen und Beziehungen thematisieren.
Ökologische Nachhaltigkeit wurde mit einer Photovoltaikanlage und mit einer natürlichen Temperaturregulierung umgesetzt. Sie erfolgt durch die Fassadenbegrünung und durch eine thermische Bauteilaktivierung, die die Gebäudemasse nützt.
Direkt neben dem ÖJAB-Pflegewohnhaus entsteht der „Lebenscampus Wolfganggasse“ mit vielfältigen und integrativen sozialen Projekten des Wohnens, der Bildung, der Diversität und des Generationen-Miteinanders. Dazu zählt das direkt angrenzende Studierendenwohnheim ÖJAB-Haus Remise, ein Stützpunkt der ÖJAB-Hauskrankenpflege, ein Kindergarten und ab März 2023 das Berufspädagogische Institut der ÖJAB sowie ÖJAB-AusbildungsFit für Jugendliche mit einem besonderen sozialpädagogischen Förderbedarf. Verschiedene Träger errichten außerdem leistbare Wohnungen mit speziellen Wohnformen für Alleinerziehende, Wohngemeinschaften für teilbetreutes Wohnen und Wohnungslosenhilfe. Die Pflegeschule der ÖJAB und weitere soziale Einrichtungen sollen in den Pflegewohnheim-Altbau nach dessen Generalsanierung einziehen. Treffen können sich die jungen und alten Menschen dieses neuen Meidlinger Stadtteils im Veranstaltungszentrum in der ehemaligen Lokalbahn-Remise und im Paula-von-Mirtow-Park mit barrierefreien Wegen.
„Es ist ein Dorf in der Stadt, in welchem alle Facetten des Lebens zu finden sind und familiäre Strukturen, die in der Großstadt teilweise verloren gegangen sind, wieder erlebbar werden. Im ÖJAB-Pflegewohnhaus Neumargareten werden Menschen aller Altersgruppen leben, zu Besuch kommen, arbeiten und Praxiserfahrungen sammeln – z.B. in Pflegepraktika, aber auch in Haustechnik, Gartengestaltung, Gastronomie oder in gesundheitsorientierten Studienrichtungen. Jung und Alt werden viel miteinander lachen, voneinander lernen und einander unterstützen“, ist sich Monika Schüssler sicher. „Seit fast fünf Jahrzehnten ist die ÖJAB bereits im Bezirk Meidling mit sozialen Wohn-, Pflege- und Ausbildungsangeboten aktiv. Im Stadtteil Wolfganggasse führen wir diese nun zusammen und entwickeln sie weiter.“
Die ÖJAB – Österreichische JungArbeiterBewegung ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der seit 1946 besteht. Er stellt Studierenden und Jugendlichen ein Zuhause am Ausbildungsort zur Verfügung, bietet stationäre und mobile Pflege an und ist in den Bereichen Bildung, Integration, Flüchtlingshilfe und Entwicklungszusammenarbeit tätig. An 43 Standorten, darunter 28 Wohnheime, arbeiten 750 hauptamtliche MitarbeiterInnen und mehrere hundert Freiwillige.
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