Holzbau-Renaissance: Die Wiedergeburt einer Architekturkultur

Gründe, die für das Bauen mit Holz sprechen, gibt es viele. Doch zu gering sind die Erfahrungen, zu groß die Vorbehalte. Wenige Immobilienentwickler wagen sich auf das unbekannte Terrain.

Ob karibische Inselstaaten oder asiatische Fischerdörfer: Das Fach- und Anpassungswissen indigener Völker im Kampf gegen den Klimawandel findet in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Berichterstattung wenig Beachtung. Dabei haben sie oft Antworten auf Fragen, die in industrialisierten, hochkomplexen Gesellschaften ohne Lösung bleiben. Das gilt auch für klimafreundlichere Bauweisen, die bereits in früheren Jahrhunderten Bestand hatten. Eine davon ist der Holzbau. „Als nachwachsender Rohstoff eignet sich Holz nicht nur besonders gut für klimaverträgliches Bauen. Haptik, Geruch und Optik sorgen zudem für ein gesteigertes Wohlbefinden“, erklärt Moritz Eulberg, Leiter Projektentwicklung, Asset- und Property Management der R&S Immobilienmanagement. Das Unternehmen errichtet bis Ende 2024 das Holzhybrid-Bürogebäude „i8“ mit Recycling-Aluminium-Fassade und dänischer Architektur als Teil der Quartiersentwicklung „iCampus im Werksviertel“ im Münchener Osten. Wer genauer hinsieht, wird dort nicht nur ein architektonisches Highlight finden, sondern viele Gründe, die auch in Deutschland für das Bauen mit Holz sprechen.

Das Holz der kurzen Wege

Laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) entfallen etwa 34 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) bei der Herstellung, Errichtung und Modernisierung von Immobilien allein auf Lieferketten. Über die gesamte Bauphase liegt der Treibhausgas-Fußabdruck bei 100,8 Millionen Tonnen CO2e – ohne Nutzung, Betrieb und von Zulieferern in der Produktion verursachte Emissionen. Holz kann eine schnelle und nachhaltige Alternative sein. Für das i8 bezieht R&S Immobilienmanagement Baubuche von Firma Pollmeier aus Thüringen. Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten regionalen Wäldern in einem Radius von 150 bis 200 Kilometern um den jeweiligen Pollmeier-Standort. Das Buchenholz eignet sich besonders gut als nachhaltiger Baustoff: bei genügend Platz wächst die Buche 40 bis 50 Zentimeter im Jahr – und damit acht bis zehn Meter in nur 20 Jahren. Um die Weiterverarbeitung und passgenaue Modellierung der Holzbauteile kümmert sich Eder Holzbau in Oberbayern. Von dort aus werden die Fertigbauteile auf die Baustelle transportiert und verbaut. „Das schnelle Nachwachsen des Rohstoffes, die kurzen Lieferwege und der hohe Vorfertigungsgrad ermöglichen uns nicht nur nachhaltiger zu bauen. Wir werden im Vergleich mit einem herkömmlichen Bau schneller fertig“, erklärt Eulberg. Ein weiterer großer Pluspunkt: Laut Pollmeier speichert die Baubuche 1,171 Kilogramm CO2 pro Kubikmeter. Bis zur Fertigstellung sollen im i8 rund 2.000 Kubikmeter verbaut werden. Das entspricht einer CO2-Speicherung von 2.342 Kilogramm für den Holzhybriden.

Nachhaltiges Bauen ist ein Investment in die Zukunft

Laut dem Kennzahlenbericht 2021 der Charta für Holz 2.0 ist die Holzbauquote bei Wohngebäuden in der Bundesrepublik kontinuierlich gestiegen: von 14,7 Prozent in 2010 auf 18,6 Prozent in 2020. Die Entwicklung im Bereich der Nichtwohngebäude stagniert. Dort kommt Deutschland von 20,2 Prozent Holzbauquote in 2010 auf 19,6 Prozent in 2020. Den Großteil machen landwirtschaftliche und nichtlandwirtschaftliche Betriebsgebäude aus. Für Immobilienentwickler gewerblicher Gebäude sprechen viele Gründe gegen das Bauen mit Holz: Zu wenig Erfahrungen, komplexere Planung, größerer Abstimmungsbedarf und letztlich höhere Kosten. „Im Vergleich mit einem konventionellen Stahlbeton-Gebäude ist das i8 rund 15 Prozent teurer“, sagt Eulberg. Ihm zufolge liegt das aber auch an der Verwendung von Baubuche als Baustoff. Eulberg: „Baubuche ist zwar teurer als Nadelholz. Jedoch ist sie qualitativ hochwertiger und hat bessere statische Eigenschaften aufgrund der Festigkeit. Als Bestandshalter denken wir die Werte unserer Immobilien langfristig. Wir sind davon überzeugt, dass sich das Investment auszahlt.“ Auf dem Markt der Gewerbeimmobilien wird der Nachhaltigkeitsdruck aktuell durch Anforderungen von ESG und EU-Taxonomie immer stärker. „Investoren, Entwickler, Vermieter aber auch Mieter sehen sich gezwungen umzudenken“, konstatiert Eulberg. Das schlage sich in der Nachfrage nach den Flächen nieder: „Die Nachfrage nach Büroflächen nimmt allgemein wieder zu. Doch wer genau hinsieht, wird feststellen, dass Mietinteressenten viel Wert auf Nachhaltigkeitskriterien legen und sich bewusst für einen nachhaltigeren Standort entscheiden“, sagt Eulberg.

Arbeiten wie in der Natur

 

Hinzu kommt der Druck, die Mitarbeiter ins Büro zurückzuholen. Die bisherigen Versuche sind oft gescheitert. Radikalere Ansätze finden sich bisweilen in den Vereinigten Staaten, wo Drohungen die Mitarbeiter zur Rückkehr ins Office bewegen sollen. Das Fazit: das Büro muss als Ort viel attraktiver werden und anders funktionieren als bisher. Der Holzbau kann laut Eulberg einen Anreiz bieten: „Die Luftqualität in Gebäuden mit Holz ist viel besser. Zudem riechen Holzkonstruktionen frisch und gesund. Wir assoziieren den Wald und die Natur damit. Dadurch vermittelt das Holz im Büro ein sehr warmes und wohliges Gefühl.“ Für weitere Anreize sorgt das i8 als Neubau in der Quartiersentwicklung „iCampus im Werksviertel“ mit New Work-Ambiente und seiner zweifach grünen Außenhülle: Der Fassadenentwurf ist zum einen angelehnt an eine Farbe seiner Umgebung – DB601-Grün. Oft gesehen, selten bewusst wahrgenommen, handelt es sich um die Farbe, in der die Deutsche Bahn ihre Oberleitungs- und Signalmasten, Brücken und Schranken fasst. Zum anderen besteht das Material der Fassade aus rund 50 Prozent recyceltem End-of-Life-Aluminium. „Ohne Aufarbeitung würde man das Material als Altschrott klassifizieren. Durch die Wiederverwendung schaffen wir mit der Fassade einen Bezug zum alltäglichen Leben der Mitarbeiter und Besucher. Sie ist architektonisch wegweisend und Erinnerung an einen nachhaltigeren Lebensstil zugleich“, erklärt Eulberg. Den nachhaltigeren Lebensstil gelte es nach Eulberg nun auf Bürogebäude umzusetzen – statt Vorbehalte zu pflegen und auf bessere Zeiten zu warten. „Mit unseren Projekten übernehmen wir Verantwortung für die Umwelt und unsere Mieter. Wir befähigen sie, nachhaltiger zu agieren“, sagt der Immobilienexperte.

R&S Immobilienmanagement

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  • Erschienen am:
    29.11.2023
  • um:
    13:00
  • Lesezeit:
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