Bis zu 40 % Ersparnis bei der Betrachtung der Lebenszykluskosten, bis zu 80 % Reduktion der Komplexität eines Projektes sowie eine um bis zu 40 % kürzere Bauzeit: die Potenziale der Holzbauweise lassen sich deutlich an den Zahlen ablesen. Kürzere Bauzeiten resultieren vor allem aus dem hohen Vorfertigungsgrad und einem geringen Montageaufwand der Holzbauweise, zudem ist auch ein hoher Ausbaugrad möglich. Dementsprechend steigt das Interesse der Bau‐ und Immobilienbranche am Baustoff Holz ständig.
„Um die Vorteile der Holzbauweise umfassend auszuschöpfen, sind zwei Bedingungen unerlässlich: Die frühestmögliche Analyse der Realisierbarkeit eines Bauprojektes in Holzbauweise am Beginn der Planungsphase sowie die Verwendung von Building Information Modeling“, hält Andreas Fessler, Abteilungsleiter für Tragwerksplanung bei Drees & Sommer, fest. Ersteres maximiere den Kostenvorteil, BIM sei für die vielfach angestrebte Modulbauweise unumgänglich. „Vorteilhaft sind dabei besonders modulare Leichtbauweisen, bei denen ein Stahlbetonkern als tragendes Element dient und die weitere Ausführung als Brett‐Sperrholz‐Bau erfolgt“, so Fessler. Das dem Baustoff Holz eigene positive Verhältnis von Masse zu Tragfähigkeit begünstige die Kombination mit Betonbauweisen.
Holzbau für ein besseres Klima
Auch hinsichtlich Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit bietet die Holzbauweise Vorteile, so Fessler. 60 % des weltweiten Abfalls und bis zu 50 % des Rohstoffverbrauchs gehen aktuell auf den Bausektor zurück. Ebenso bis zu 50 % der gesamten CO2‐Emissionen kommen aus verbauten Materialien.
Dem gegenüber wachsen in Österreich jährlich rund 30 Millionen Kubikmeter Holz nach. Der Einsatz von Bindemitteln kann durch Verschrauben der Einzelmodule reduziert werden und damit gleichzeitig die Wiederverwertbarkeit dieser Module gewährleistet werden.
„Holz ist ein natürlicher nachwachsender Rohstoff. Es ist ein recyclingfähiges Baumaterial und ein langfristiger Kohlenstoffspeicher. Kurzum: Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz“, meint Andreas Fessler.
Hin zu Leichtbauweisen
Mehr noch eröffnet Holzbau im urbanen Kontext Möglichkeiten für neue, differenziertere Stadtbilder. Der Element‐ oder Modulbau begünstigt Leichtbauweisen ebenso wie vergleichsweise einfachere Aufstockungen, Umbauten und Neubauten. Dazu kommen kürzere Bauzeiten und „saubere“ Baustellen mit weniger Baulärm. Die Vorbehalte gegen den Baustoff Holz gingen laut Fessler auf rustikale Klischees zurück, die es zu überwinden gelte. „Das zeigt sich etwa beim Thema Brandschutz, das entgegen manchen Aussagen gerade bei der Brett‐Sperrholz‐Bauweise mittlerweile gut handhabbar ist“, erklärt Fessler.
„Der Weg zum Holzbau funktioniert nur gemeinsam“, betont Bernd Höfferl von proHolz Austria. „Um herauszufinden, ob ein Projekt in Holzbauweise in ganzheitlicher Betrachtung auch tatsächlich nachhaltiger ist als ein Projekt in klassischer Betonbauweise, ist es wichtig, die Zusammenhänge aus Produktion und Wirtschaftlichkeit genau zu kennen.“ Für Höfferl ist klar, dass Holz gerade hinsichtlich nachhaltigem Bauen und aktivem Klimaschutz ein wesentlicher Teil des Bauens der Zukunft sei. proHolz biete darüber hinaus eine kostenlose Beratung hinsichtlich der Eignung eines Projekts für eine Realisierung in Holzbauweise.
Höherer Planungsaufwand
Christoph Falkner von SWAP Architektur betont, dass die Planung eines Holzhauses um einiges intensiver sei, als man das aus herkömmlichen Bauprojekten kenne. Die Detailplanung erfolge viel früher als bei Projekten in Betonbauweise. BIM‐Modelle seien daher in der Planung zu empfehlen.
Georg Gager von HANDLER beobachtet eine steigende Nachfrage nach Projekten in Holzbauweise. „Nachhaltigkeit und Green Building sind aktueller denn je. Dementsprechend steigt die Relevanz von Holz als nachwachsender Rohstoff.“
Transparent und offen zu arbeiten ist für Gager die Voraussetzung, um die im Holzsystembau besonders wichtigen Prozesse mit Werkzeugen wie BIM oder LEAN weiter zu optimieren.
„Die Planungsphase im Vorfeld ist bei der Holzmodul‐Bauweise intensiv. Daraus resultiert hingegen eine kurze Produktions‐ und Montagezeit und die Fertigung der Module kann sehr rasch erfolgen.“