„Die Kennzahlen sind gut, die Stimmung ist positiv und die Marktteilnehmer agieren zwar offensiv, aber nicht euphorisch, sondern sehr rational“, fasst Michael Ehlmaier, Geschäftsführer der EHL-Gruppe die bei der seit Montag laufenden MIPIM gewonnenen Erkenntnisse zusammen. „Das ist eine sehr gesunde Mischung und man kann davon ausgehen, dass sich die großen Immobilienmärkte in den kommenden Jahren stabil aufwärts entwickeln werden.“
Die österreichischen Märkte entwickeln sich dabei mindestens ebenso gut wie der europäische Durchschnitt: „Österreich ist im internationalen Vergleich weiterhin überdurchschnittlich attraktiv“, so Ehlmaier. „Investoren schätzen das vergleichsweise geringe Risiko und die niedrigen Leerstandsraten, Mieter das stabile Mietenniveau und das konstante soziale und wirtschaftliche Umfeld. Daher nehmen wir auch heuer wieder am Österreich-Stand ein erfreulich großes Interesse internationaler Player wahr.“
Die wichtigsten MIPIM-Trends auf einen Blick:
Mehr Geld drängt in Immobilien Wie schon seit mehreren Jahren übersteigt die Nachfrage nach Immobilieninvestitionen das Angebot deutlich. Während aber bisher Immobilien vor allem als attraktivere Alternative zu festverzinslichen Veranlagungen genutzt wurden, wird aufgrund der sich verlangsamenden Konjunktur auch wieder mehr Kapital aus den Aktienmärkten in Immobilienveranlagungen fließen.
„Verglichen mit festverzinslichen Veranlagungen bieten Immobilien bessere Renditen und verglichen mit Aktien die größere Sicherheit“, so Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting GmbH.
Neue Finanzierungsformen
Die frühere Standardfinanzierung aus Eigenkapital und Hypothekarkredit wird immer mehr zum Auslaufmodell. „Große Investments werden mittlerweile weit überwiegend mit einem komplexen Mix aus Eigenkapital, Mezzaninkapital, Junior Loans (unbesicherte Kredite) und Senior Loans (besicherte Kredite) finanziert. Es waren sicher noch nie so viele Anbieter innovativer Finanzierungsformen bei der MIPIM wie heuer“, so Pöltl. Investoren suchen österreichische Wohnobjekte.
Österreich ist bei Investoren stark gefragt und zwar dezidiert nicht nur seitens deutscher Anleger, für die Österreich faktisch den erweiterten Heimmarkt darstellt, sondern von Großinvestoren aus dem gesamten EU-Raum, Asien und dem Nahen Osten. Besonders auffällig ist dabei, dass auch für ausländische Investoren Wohnen mittlerweile die am stärksten nachgefragte Assetklasse ist. „Dabei werden mittlerweile nicht mehr nur Wiener Objekte gesucht, sondern auch gute Projekte in den Bundesländern erfreuen sich steigender Beliebtheit“, erklärt Pöltl.
Sharing Economy erobert die Immobilienwelt
Sharingmodelle sind auch in der Immobilienbranche zu einem großen Thema geworden. Die Anbieter diverser Formen gemeinsam genutzter Büroflächen (Shared Space, Co-Working, etc.) gehören mittlerweile zu den größten Nachfragern im Büroneubau. Auch im Bereich Einzelhandelsflächen entwickeln sich neue Nutzungsformen, bei denen unter dem Sammelbegriff „Shared Retail“ Mietflächen von mehreren Einzelhändlern gemeinsam oder abwechselnd genutzt werden. „Die Investoren registrieren die strukturellen Probleme des stationären Einzelhandels und stehen innovativen Strategien daher sehr positiv gegenüber“, erklärt Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien GmbH.
Stärkere Differenzierung der Assetklassen
Die traditionelle Einteilung des Marktes in wenige große Assetklassen (Büro, Wohnen, Einzelhandel, Hotel, Logistik) wird zunehmend durch eine Vielzahl von Misch- und Unterformen ergänzt. Besonders auffällig sei das im Segment Wohnen, erklärt Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH. „Die Investoren sind dabei, eine Entwicklungnachzuvollziehen, die wir auf der Nutzerebene bereits seit längerem sehen. Neben der klassischen Wohnung werden verstärkt Wohnmöglichkeiten mit Zusatzservices sowie Sonderformen wie studentisches Wohnen, Seniorenwohnen oder Kurzzeitwohnen gesucht und vor allem im Hochpreissegment sind Zusatzflächen wie Fitnessbereiche, hauseigene Kinosäle, Grillzonen auf gemeinsamen Freiflächen, exklusive Weinkeller und vieles mehr immer wichtiger. Investitionen in solche Objekte müssen anders kalkuliert werden und erfordern zusätzliches Know-How, sind aber auch besonders attraktiv und daher scheuen sich auch institutionelle Investoren nicht mehr, derartige Engagements einzugehen.“