Mittelstädte werden zunehmend als Investitionsstandort für Wohnimmobilien gegenüber den Top-7 bevorzugt. „Deutschland ist ein Land des Mittelstands. Das Gros der mittelständischen Unternehmen sitzt oder produziert in den sogenannten B-, C- und D-Städten. Viele dieser Städte sind wirtschaftliche Zentren ihrer Region und verfügen seit Jahren über steigende Bevölkerungszahlen und eine wachsende Kaufkraft“, erläutert Karsten Jungk, Geschäftsführer und Partner des Research- und Bewertungsunternehmens Wüest Partner Deutschland, die Attraktivität von Mittelstädten. „Liegen die C- und D-Städte in einer Metropolregion, wie beispielsweise Halle (Saale) in der Region Leipzig oder Mannheim mit der Nähe zu Frankfurt am Main, steigert dies die Attraktivität für Wohnimmobilieninvestments zusätzlich. Die hohen Mieten und Kaufpreise der Metropolen tragen dazu bei, dass die wohnraumsuchende Bevölkerung auf Mittelstädte ausweicht. „Damit fällt auch der Blick der Investoren immer häufiger in die dritte und vierte Reihe“, so Jungk weiter.
Investoren rechnen nicht mit einem Ende des hohen Preisniveaus
Kai Wolfram, Geschäftsführender Gesellschafter der Engel & Völkers Investment Consulting GmbH (EVIC), erklärt: „Investoren rechnen mittelfristig nicht mit einem Ende des hohen Preisniveaus. Gleichzeitig sind für viele Akteure die Kaufpreise in den Top-7 zu hoch. Daher suchen professionelle Anleger nun in der vermeintlichen Provinz nach guten Objekten und werden auch oft fündig. Nur abseits der Metropolen lassen sich in der Regel noch Bruttoanfangsrenditen von vier Prozent oder höher erzielen“, erläutert Wolfram. Dies belegt auch eine Umfrage, die EVIC unter rund 250 Immobilieninvestoren in Deutschland durchgeführt hat. Insbesondere für Wohnimmobilien gibt es an allen großen Standorten eine Produktknappheit. Knapp die Hälfte der befragten Investoren (49 Prozent) plant, 2019 weiterhin verstärkt Wohnimmobilien zu erwerben. Allerdings eher in den kleineren Städten als in den großen Metropolen. Rund 52 Prozent der befragten Investoren wollen 2019 verstärkt im Umland der Metropolen investieren und rund 48 Prozent geben an, sich verstärkt an B-Standorten zu engagieren. In den Top-7 wollen dagegen nur 38 Prozent verstärkt Investments tätigen.
Beispiel Mönchengladbach
Ein Beispiel für eine Mittelstadt mit Wachstumspotenzial ist Mönchengladbach. In der Stadt kann im Schnitt eine Bruttoanfangsrendite von 6,4 Prozent erzielt werden. Unter der Federführung des britischen Stararchitekten Sir Nicholas Grimshaw haben Bürgerschaft und Unternehmer 2010 eine städtebauliche Vision für ihre Stadt Mönchengladbach entwickelt. Diese mündete 2016 in die Stadtentwicklungsstrategie mg+ Wachsende Stadt und wird nun konsequent umgesetzt. Entlang der drei im Masterplan definierten Querspangen durch das Stadtgebiet sind strategische Impulsprojekte angestoßen worden. Dr. Ulrich Schückhaus, Vorsitzender der Geschäftsführung der Entwicklungsgesellschaft (EWMG) und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung (WFMG) Mönchengladbach, erklärt: „Durch konsequente Flächenausweisung für Wohn- und Gewerbeentwicklung hat die Stadt Chancen für Investoren und Bürger geschaffen.” Punkten könne Mönchengladbach vor allem mit einer verkehrsgünstigen Anbindung, dem hohen Grünflächenanteil von über 50 Prozent des Stadtgebietes und mit günstigen Konditionen für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Mit der Entwicklung des Hochschulquartiers, dem Erwerb des Flughafens Mönchengladbach zur Ansiedelung von Tech-Firmen und der Renaturierung ehemaliger Industrieflächen gestaltet die Stadt aktiv diese Entwicklung.
Abschreckendes Beispiel Berlin
Catella Project Management investiert bewusst in Randlagen von A-Städten sowie an Sekundärstandorten wie Mönchengladbach oder Erkrath (Großraum Düsseldorf). CEO Klaus Franken kommentiert: „Politische Verlässlichkeit ist für uns ein entscheidendes Kriterium. Sie ist an Potenzialstandorten in viel höherem Maße gegeben als an A-Standorten. Berlin ist aktuell in dieser Hinsicht ein besonders abschreckendes Beispiel.“