Zur Eindämmung von COVID-19 wurden in den vergangenen Wochen einschneidende Maßnahmen gesetzt. Nachdem sich in Österreich nun erste positive Entwicklungen abzeichnen, kommt es in vielen Bereichen wieder zu schrittweisen Lockerungen – auch in der Wirtschaft. Für viele Unternehmen bedeutet das, den Fokus vom Krisenmodus wieder vorsichtig auf die Rückkehr zur Normalität zu legen. Das Beratungsunternehmen Deloitte hat dafür die wichtigsten Punkte identifiziert.In Österreich kehren die Mitarbeiter vielerorts schrittweise in ihre Büros und an ihre Arbeitsstätten zurück. Für Unternehmen gilt es beim Weg zur Wiederherstellung ihres Betriebes einiges zu beachten.„Nach Wochen im Krisenmodus konnten sich viele Unternehmen bisher noch nicht ausreichend mit der neuen Lage auseinandersetzen. Eines ist jedoch klar: In den wenigsten Fällen wird man einfach zum normalen Tagesgeschäft übergehen können. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um die notwendigen Maßnahmen zur optimalen Gestaltung der nächsten Phase zu setzen und aus den Erfahrungen der letzten Wochen zu lernen“, rät Anna Nowshad, Director bei Deloitte Österreich.
Krisenmodus reflektieren
Für die Unternehmen ist es nun an der Zeit, ihr Krisenmanagement zu evaluieren: Was hat gut funktioniert und was weniger? Welche ersten Learnings können aus der Krise gezogen werden? Zur Beantwortung dieser Fragen sollten verschiedene Perspektiven eingenommen werden.„Beim Reflektieren der Krisenzeit sollte man genau hinsehen. Dabei empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit zwischen den Experten der einzelnen Unternehmensbereiche und der Führungsebene, um rasch und zielgerichtet aus den Erfahrungen zu lernen“, erklärt Anna Nowshad.
Engagement halten
Beim schrittweisen Übergang in die viel zitierte „neue Normalität“ muss das Wohlergehen der Belegschaft auf allen Ebenen sichergestellt sein. Dazu zählt die Einhaltung besonderer Hygiene- und Sicherheitsstandards genauso wie die Unterstützung der mentalen Gesundheit der Arbeitnehmer. Da das Arbeiten von zu Hause aus viele Unternehmen noch länger beschäftigen wird, sollte weiterhin ein besonderes Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen im Home Office gelegt werden. Aber auch die sinnvolle und sichere Nutzung der Büroräumlichkeiten ist jetzt sehr aktuell.„Die Unternehmen sollten gerade jetzt die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter besonders ernst nehmen. In der aktuellen Situation müssen sich zum Beispiel viele Personen weiterhin um Kinder oder ältere Familienmitglieder kümmern. Hier können neue Teamkonstellationen sinnvoll sein, um die allgemeine Produktivität weiterhin hoch halten zu können“, ergänzt Anna Nowshad.
Neue Wege gehen
Viele Unternehmen mussten in der Krise auf neue Modelle der Zusammenarbeit umsatteln. Das hat neben einigen Herausforderungen auch neue Potenziale aufgezeigt. Im Arbeitsalltag nach COVID-19 sollten die gesammelten Erfahrungen genutzt und alteingesessene Arbeitsroutinen überdacht werden. Dabei sind etwa Kombinationen von physischer Anwesenheit im Büro und virtueller Arbeit, der Einsatz neuer Technologien, neue Aufgabenteilungen oder auch neue Teamzuweisungen möglich.„Die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter auf neue Routinen, Rollen und Aufgaben vorbereiten, wird ausschlaggebend für die Produktivität der Belegschaft sein. Wichtig ist, die Beteiligten aktiv einzubeziehen. Auch die Zusammenarbeit in den Teams spielt eine wichtige Rolle – und gerade in virtuellen Teams bedeutet das eine intensivere Auseinandersetzung mit Verantwortlichkeiten, Präferenzen und Kommunikationstypen“, so die Deloitte Expertin.
Neustart ganzheitlich angehen
Für den Neustart nach der Krise sollten alle Unternehmensbereiche bestmöglich miteinander abgestimmt sein. Vor allem die Personalabteilung muss sich jetzt an den neuen Prioritäten des Unternehmens, der Führungskräfte und der Mitarbeiter ausrichten. „Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren zählen ein schnelles Reaktionsvermögen, die Etablierung neuer Arbeitsweisen und digitaler Modelle, ein stärkerer Fokus auf Teams sowie flexiblere Organisationsstrategien“, fügt Anna Nowshad hinzu.Konkret sollten sich die Unternehmen jetzt folgenden Fragen widmen:
- Welche Zusammensetzung der Belegschaft, welche Kompetenzen und Skills braucht man aktuell und in den nächsten Monaten? Wann erfolgt die Rückkehr welcher Mitarbeitergruppen?
- Welche Art der Arbeit erfordert physische Anwesenheit, was kann durch unterschiedliche Formen von Remote Working erfolgen? Wie funktioniert das Zusammenspiel?
- Wie können Führungskräfte in dieser Phase Vertrauen und Motivation der Mitarbeiter stärken? Welche Form der Transparenz und Kommunikation würde unterstützen?
- In welchen Bereichen soll zur Erhöhung der Flexibilität auf alternative Beschäftigungsformen und digitale Möglichkeiten zurückgegriffen werden?