Die Stimmung in der heimischen Bauwirtschaft ist stark angespannt, die Konjunktur weist ganz klar nach unten, das zeigt das aktuelle Baubarometer, das einen Ausblick auf die Entwicklung des zweiten Halbjahrs 2023 gibt. Über 1230 Unternehmen aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe, sowie Planer und Architekten aus dem ganzen Bundesgebiet haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Prognosen sind pessimistisch, wie nie zuvor.
Die Branche rechnet mit Rückgängen
Schon im Jänner war das Baubarometer auf einen Tiefstand seit Einführung der regelmäßigen Umfragen der INFO-TECHNO Baudatenbank im Jahr 2016 gesunken. Die Prognosen zu Jahresmitte zeichnen ein noch düstereres Bild. Über zwei Drittel der Befragten (66,2 %) schätzen die Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten als rückläufig ein. So schlecht wie derzeit stand es um die Lagebeurteilung noch nie.
Trendwende im Sommer 2022
Ein Blick auf die Einschätzungen während der letzten 15 Jahre ist interessant. Die Zahl jener, die mit einer rückläufigen Entwicklung der Bauwirtschaft rechnete, betrug während der gesamten Erhebungsperiode nie mehr als rund ein Viertel, bewegte sich – abgesehen von der Corona geprägten Zeit 2020 - immer im niedrigen zweistelligen Bereich. Zur Jahresmitte 2017 zum Beispiel zeigten sich knapp 9 % pessimistisch, 2019 waren es rund 13 %, im Juli 2021 17,5 %.
Im Sommer letzten Jahres dann plötzlich die Wende. Die Branche startete noch mit viel Hoffnung in das Jahr, fast 57 % erwarteten eine positive Gesamtentwicklung, nur 17 % prognostizierten Rückgänge. Mitte 2022 zeigte sich ein ganz anderes Bild, mit 58,4 %, die sich negativ aussprachen und nur noch 22,6 %, die sich optimistisch äußerten. Und dieser Trend setzt sich fort, denn im aktuellen Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank liegt die Zahl jener, die eine positive Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten erwarten bei 18,3 % - einem neuen Tiefststand.
Statt mit der erhofften Entspannung im ersten Halbjahr 2023 sieht sich die Branche mit einer sich weiter verschärfenden wirtschaftlichen Lage konfrontiert. Denn 46,6 % beurteilen ihre individuelle Geschäftslage im Vergleich zum Jahresbeginn als schlechter, nur knapp über 15 % als besser.
Die Auslastung sinkt
Die Auftragslage spiegelt das trübe Bild wider. Für rund 35 % der Befragten ist die Zahl der bisherigen Auftragseingänge für die zweite Jahreshälfte genügend (21 %) bzw. nicht genügend (14,2 %), 29,7 % geben ein Befriedigend, nur 11,5 % sprechen von einer „sehr guten“, 23,5 % von einer „guten“ Auslastung in den nächsten sechs Monaten. Vor einem Jahr, also im Juli 2022 beurteilten noch 29,2 % die Auftragseingänge als „sehr gut“, 37,4 % als „gut“.
Und es gibt ein weiteres klares Indiz für die offensichtlich problematische Entwicklung der heimischen Bauwirtschaft. Die Auftragseingangs-Erwartung für die nächsten sechs Monaten hat sich deutlich verschlechtert. Für das zweite Halbjahr rechnen nur 16,5 % mit einer besseren Auftragsentwicklung als zu Jahresbeginn, fast die Hälfte der Befragten (46 %) erwarten eine Verschlechterung.
Österreichs Bauwirtschaft schwächelt, der wichtige Konjunkturmotor ist ins Stottern geraten. Auch der Arbeitsmarkt wird davon nicht unbetroffen bleiben. Denn trotz allgemeinem Fachkräftemangel planen über 22 % der Betriebe einen Mitarbeiterabbau in den nächsten drei Monaten, im Juli 2020 waren es nur 10 %, im Sommer 2022 13,6 %. Jene Unternehmen, die planen ihren Personalstand aufzustocken liegt aktuell bei knapp 14 %, im Vergleichszeitraum 2022 waren 17,3 %.
2023 – ein schwieriges Jahr für die heimische Bauwirtschaft, die Erwartungen der Betriebe für die weitere Entwicklung sind so schlecht wie nie zuvor. Das nächste Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank, das im Jänner 2024 erstellt wird, wird Aufschluss darüber geben, ob sich die Krise in der Branche weiter manifestiert, oder sich die Stimmung wieder zum Positiven wendet.