Erreichten die Immobilieninvestments im ersten Quartal 2020 aufgrund von Mega-Deals in Deutschland, Großbritannien und Skandinavien noch Rekordniveaus, so wirkte sich im zweiten und dritten Quartal bereits die Covid-19 Pandemie auf die Transaktionen aus.
Einige Märkte waren mehr, andere weniger von den Auswirkungen der Pandemie betroffen, wobei jene Länder, die das Virus besser unter Kontrolle hatten, weniger Rückgänge bei den Investitionen verzeichneten. Die Schweiz ist das einzige Land in Europa, in dem in diesem Jahr ein massives Plus beim Investitionsvolumen verzeichnet wurde: von Jänner bis September wurde um 24% mehr investiert als im selben Zeitraum 2019, im dritten Quartal war das Investmentvolumen um 124% höher als in den Sommermonaten des Vorjahres. In Deutschland wurde in den ersten drei Quartalen um 10% mehr investiert als im Vergleichszeitraum 2019, im dritten Quartal war allerdings ein Rückgang um 34% zu verzeichnen, was noch immer moderater ist als im Rest Europas.
Keine Asset Klasse wurde von der Pandemie verschont, allerdings war der Logistiksektor einmal mehr der resilienteste. Von Jänner bis September war dieser Sektor ca. 3% im Plus gegenüber dem Vorjahr, im dritten Quartal gab es allerdings ein Minus von 9%. Eine ähnliche Entwicklung gab es beim Multifamily Sektor, der über die ersten neun Monate ähnlich performte wie im letzten Jahr, allerdings im dritten Quartal 49% unter dem Vorjahresniveau blieb. Der Retail Sektor war 2019 bereits unter Druck, das Investmentvolumen der ersten drei Quartale 2020 war ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres, im dritten Quartal allerdings 18% unter Vorjahr. Am meisten sind die Sektoren Office – 24% unter Vorjahresniveau in den ersten drei Quartalen – und Hotel mit 57% Investmentrückgang in Europa getroffen.
“Der Rückgang bei den Immobilieninvestments in Europa hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die Preise: einerseits sind Multifamily und Logistik sowie Prime Office Immobilien in Deutschland, Frankreich und UK nach wie vor sehr gefragt, wodurch die Renditen bei Büroimmobilien in den wichtigsten deutschen Städten und Paris erneut gesunken sind. Dies ist ein Resultat des ‚Qualitäts-Trends‘, der sich noch weiter fortsetzen wird: Unternehmen wollen Büros in Toplagen mit Top-Ausstattung mieten, was sich auch im Investoreninteresse wiederspiegelt.
Andererseits sind die Preise für Büroimmobilien in B-Lagen und Büroimmobilien mit Sanierungs- bzw. Vermietungsbedarf, durchschnittliche Retailobjekte sowie Hotels, für die wir in den kommenden Quartalen eine angespannte Situation erwarten, unter Druck“, so Chris Brett, Head of EMEA Capital Markets bei CBRE.
Österreich robuster als andere Länder
Österreich gilt als sicherer und stabiler Markt, der von der Krise weniger getroffen wurde als andere europäische Länder. Bis zum Jahresende werden voraussichtlich EUR 3 Milliarden in österreichische Immobilien investiert werden, zum Ende des dritten Quartals waren es bereits EUR 2,3 Milliarden, wobei Büroimmobilien die stärkste Assetklasse bisher in diesem Jahr waren. „Investoren sehen Wiener Büroimmobilien auch außerhalb des Premium Segments aufgrund der geringen Neuflächenproduktion und dem grundsätzlich moderaten Mietlevel derzeit noch deutlich positiver als in anderen europäischen Märkten. Die in den Boomjahren oft von Investorenseite skeptisch beurteilte geringe Marktdynamik bei den Mieten und der hohe Anteil an öffentlichen Mietern am Wiener Büromarkt stellt aktuell einen Vorteil für den heimischen Büroinvestmentmarkt dar“, analysiert Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich.