Die durch die Pandemie und die Lockdowns im Jahr 2020 verursachten Rückgänge im Einzelhandel wurden im Jahr 2021 mehr als kompensiert. Neue Services bringen die Menschen zurück in den Einzelhandel, das Shopping Verhalten hat sich allerdings – im Vergleich zum Jahr 2019 – verändert: Erlebnisse und Services wie F&B oder Entertainment werden immer wichtiger, um Menschen in Shopping Center bzw. in den stationären Handel zu bringen. „Die Menschen geben heute für Entertainment und Freizeit Aktivitäten tendenziell mehr aus als noch vor der Pandemie“, so Walter Wölfler, Head of Retail Austria + CEE bei CBRE. Die Expert:innen von CBRE stellen auch fest, dass medizinische sowie Beauty Angebote die Besucherzahlen positiv beeinflussen, ebenso alle Services, die die Customer Experience beeinflussen. Neu sind auch „instagrammable“ Events – etwas, das sich online nicht umsetzen lässt und für einzigartige Erlebnisse sorgt.
Die E-Commerce Umsätze haben sich in allen Märkten in den vergangenen Monaten stabilisiert, sind aber deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. Der Markt mit der stärksten E-Commerce Penetration ist nach wie Südkorea. Dort – wie auch in anderen, bereits etablierten E-Commerce Märkten – wird der Online Handel durch bereits etablierte Online Händler noch weiter wachsen. In Ländern wie Kroatien, Südafrika oder Portugal ist E-Commerce noch weniger etabliert, wird aber wichtiger.
Entwicklung der Retail Sektoren
Die Entwicklung im Travel Retail ist nach wie vor durch das geänderte Reiseverhalten gebremst, erst in den Jahren 2023/24 ist mit einer vollständigen Erholung zu rechnen. Der Lebensmittelhandel hat sich als der resilienteste Sektor während der Pandemie erwiesen, der Anteil von E-Commerce sollte hier, auch durch immer professionellere Lieferservices, weiter wachsen. Ebenfalls als relativ resilient haben sich die Baumärkte erwiesen, auch hier zeigt alles in Richtung Wachstum. In den USA und in China haben sich die Umsätze im Luxushandel am schnellsten erholt und befinden sich bereits über den Niveau von 2019. Bain & Company geht davon aus, dass bis 2025 die Luxusumsätze weltweit jährlich um 6 bis 8% steigen werden. Im stationären Fashion Handel, einem der Verlierer der Pandemie, ist von einem Anstieg bei Umsätzen weltweit auszugehen – vorausgesetzt, dass keine weiteren Lockdowns verhängt werden. Auch der Food & Beverages Sektor erholt sich weiter, getrieben durch den großen „Appetit“ der Konsument:innen nach den Lockdowns, wobei Outdoor Konsumationen am beliebtesten sind und die Umsätze für Lunches nach der Rückkehr in die Offices auch wieder ansteigen dürften. „Während der Pandemie haben sich eine Reihe innovativer Omnichannel Strategien und Modelle und Ideen etabliert. Wir gehen davon aus, dass diese auch weiterhin bestehen werden“, so Wölfler.
Expansionsstrategien im Einzelhandel
Drei große Expansionstrends werden den stationären Handel in den kommenden Monaten weltweit dominieren:
1. Lokale wie regionale Marken zeigen in vielen Märkten – wie z.B. China – starkes Interesse zu expandieren. Diese machen sich die Tatsache zunutze, dass internationale Einzelhandelsketten sich aus einigen Märkten zurückgezogen haben.
2. Mehr und mehr Stores – vor allem im Luxussegment – werden zu Flagshipstores aufgewertet, um die Marken- und Consumer Experience im Store zu steigern. Brand Building kann als Motivation für mehr und mehr E-Mobilitätsanbieter gesehen werden, ihre Showrooms in den Innenstädten etablieren.
3. Service und Erlebnis stehen im Vordergrund. Im Bereich Food & Beverages wird mit neuen Konzepten wie Drive Thrus oder Dark Kitchens expandiert.
Ausblick: Das erwartet Einzelhändler:innen, Vermieter:innen und Konsument:innen
Die wichtigsten Trends für Einzelhändler:innen
_ Partnerschaften von stationären Händlern und digitalen Brands werden zu Win-Win-Allianzen
_ Durch technische Lösungen kann die Effizienz – z.B. bei Retouren – gesteigert werden
_ Die Umsätze sollten sich weiterhin gut entwickeln, könnten allerdings durch Herausforderungen am Arbeitsmarkt sowie bei den Lieferketten beeinträchtigt werden
_ Einzelhändler werden in Zukunft über neue Locations und Märkte nachdenken
Die wichtigsten Trends für Vermieter:innen und Investor:innen
_ Die Frequenzen in Shopping Centers – vor allem in jenen mit Outdoor Anteil – werden wieder höher
_ ESG Kriterien werden bei der Planung von neuen Shopping Center Projekten zunehmend wichtiger, da diese sowohl von Investor:innen als auch von Konsument:innen gefordert werden
_ Ein „Knowledge Premium“ für retail-affine Investor:innen ist möglich
_ Möglichkeiten zur weiteren Verdichtung ergeben sich aus der Nutzung von bisher wenig genutzten Flächen
Die wichtigsten Trends für Konsument:innen
_ Technik spielt bei Einkaufserlebnissen eine immer größere Rolle – vor allem in Form von Mobilen Geräten wie etwa Smartphones
_ Konsument:innen wenden sich vertrauenswürdigen Marken zu, die gemeinsame Werte teilen oder lokal am Markt sind
_ Livestream Shopping bekommt ein Revival, das Streaming funktioniert über Apps und wird von Influencer:innen oder Celebrities gehostet
_ Indoor Aufenthalte in Stores oder Restaurants werden zunehmend wieder selbstverständlicher