Beiden Aspekten wird eine umwälzende Funktion für die Märkte der Zukunft unterstellt. Bei näherer Betrachtung fällt dabei allerdings eines auf: Während Homeoffice primär aus der Branche selbst entsprang, es geht schließlich um den Kern der Wertstabilität von Assets, findet das ESG-Thema seinen Weg von außen in die Immobilienbranche. Man kann es auch deutlicher sagen: Der Druck des Kapitalmarktes zwingt die Entscheider Farbe zu bekennen, wo man hier steht und was man zu tun gedenkt – mit Blick auf die Assets und Unternehmen.
Es ist ja nicht so, dass die Branche grundsätzlich fremdelt mit dem Thema der Nachhaltigkeit, Corporate Sustainability oder schlicht und einfach Verantwortung. Einiges ist erreicht worden: Gerne wird auf die Zertifikate, nachhaltiges Bauen oder kostenlose ÖPNV-Ticktes für Mitarbeiter verwiesen. Doch Hand aufs Herz: Eine richtige Hebelwirkung hat das Thema noch nicht entfaltet, oder? Doch hier legt der Kapitalmarkt den Finger gnadenlos in die Wunde: „Wie werden die Kosten klimaschädlichen Handelns bisher berücksichtigt?“, ist eine mittlerweile weit verbreitete Frage bei FinanzInvestoren – an die Immobilienbranche. Es wird hier kein Geheimnis verraten, wenn die Antwort lautet: Die Folgen und Risiken des Klimawandels und der Klimapolitik sind in den Assets bisher nicht vollständig eingepreist – wohlwollend formuliert.
Dabei ist auf der Agenda zumindest bekannt, was auf uns zukommt – als Stichwort mag hier verkürzt die sog. „EU-Taxonomie“ gelten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen folgende Aspekte in den Fokus des Investments gestellt werden – Prinzip „Manage to Green“:
- Nachhaltigkeits-Grenzwerte bei Investitionen
- Alternativ Budgetierung für Anpassung an Grenzwert
- Formulierung konkreter CO2-Einsparziele
- Definierung eines Klimapfades bis 2050
Doch auch wenn die ökologische Dimension sehr zu drängen scheint, darf ebenso der soziale Aspekt innerhalb von ESG nicht außer Acht gelassen werden, beziehungsweise der Effekt, welche die Immobilienwirtschaft auf die Gesellschaft hat. Denn auch die gesellschaftlichen Verflechtungen kreieren einen gewissen Druck, durch entsprechende Unternehmensführung gewisse soziale Probleme anzugehen – ob durch die Bereitstellung von sozialem Wohnungsraum, Pflegeheimen oder Kinderbetreuungsmöglichkeiten. All diese Bereiche sind nicht ausreichend vorhanden – und ihr Bedarf wird einerseits aufgrund des fortschreitenden demographischen Wandels, andererseits aber auch eben wegen der Effekte der Corona-Pandemie weiter steigen.
Angesichts der insgesamt eher zögerlichen Ansätze der Immobilienwirtschaft, soziale Problematiken anzugehen, besteht im Kontext Social Impact folglich ein großes Potenzial für eine weitere Intensivierung von ESG-Investitionen. Zumindest steht aktuell ein Zielvolumen von rund 2 Mrd. € für soziale Fonds allein in Deutschland bereit. Wie es scheint, bewegt sie sich doch, die Immobilienbranche.