Sanieren, Aufstocken, Umnutzung von Bestand

Baubranche, Stadt Wien und Gemeindebund bekennen sich zu sorgsamem Umgang mit der Ressource Boden. Hochkarätige Expertenrunde diskutierte am 26.6. im Palais Eschenbach zum Thema "Ist Österreich fertig gebaut?"

Andreas Pfeiler, Armin Mohsen Daneshgar, Irene Lundström, Trebut, Arthur Kanonier, Függerschuh, Roland Hebbel

© APA/Krisztian Juhasz

Um Bodenschutz und Baubedarf unter einen Hut zu bringen, braucht es den konstruktiven Dialog zwischen allen Stakeholdern. Impulse lieferte das Positionspapier „Österreich ist nicht fertig gebaut!“, in dem die Baustoffindustrie Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft aufzeigt, sowohl bauwirtschaftlich wie auch bei der Inanspruchnahme von Flächen.

Die Herausforderungen sind klar: Die Flächeninanspruchnahme hat bereits ein kritisches Ausmaß erreicht und muss gebremst werden. Andererseits ist vor allem der Bedarf an neuen Wohnungen enorm, allein in Wien braucht es rund 15.000 Wohneinheiten zusätzlich pro Jahr.

Boden für Siedlungsraum ist knapp

„Österreich wächst und braucht leistbaren Wohnraum und eine leistungsfähige Infrastruktur machte Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik deutlich. Doch Boden sei knapp, potenzieller Siedlungsraum nur beschränkt verfügbar. Entscheidend sei, Bauflächen künftig klug und sparsam zu nützen. „Die österreichische Baustoffindustrie sieht sich hier mit in der Verantwortung und sucht den Dialog mit den Stakeholdern, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden, wie Bodennutzung nachhaltig funktionieren kann“, betonte Pfeiler.

Optimale Flächennutzung benötigt strategisches Flächenmanagement

Boden ist Träger vielfältiger Funktionen und Interessen. „Um hier die notwendige Balance zu finden, braucht es strategisches Flächenmanagement mit klaren Zielen“, erklärte Arthur Kanonier, Forschungsbereichsleiter Bodenpolitik und Bodenmanagement an der Technischen Universität Wien. Rund 6.000 km² der heimischen Fläche sind bereits in Anspruch genommen, rund die Hälfte davon als Baufläche gewidmet, ein Viertel davon noch unbebaut. Mit dem Bevölkerungswachstum steige auch der Druck auf die verfügbaren Flächen. „Nicht zersiedeln, sondern in bereits bebauten Flächen verdichten, ist das Gebot der Stunde“, appellierte Kanonier.

Bauen ohne Boden: 200.000 Wohnungen auf Wiens Dachflächen möglich

Aufstockung und Verdichtung, sind die Expertise von Armin Mohsen Daneshgar, Daneshgar Architects. „Wiens Dächer bieten rund 3 Mio. m² Fläche für 200.000 Wohnungen“, so Daneshgar. Zumindest ein Stockwerk könne aufgebaut werden, meist aber mehrere, ohne die Wohnqualität der unteren Stockwerke zu beeinträchtigen. Weitere positive Effekte: Dachgärten als grüne Oasen und bis zu 80 Prozent Energieersparnis, wenn im Zuge der Aufstockung auch der Bestand saniert wird. Freilich ist auch bei Erweiterungsbauten das Stadtbild zu wahren und auf einen stimmigen Dialog zwischen alt und neu zu achten, ergänzte Irene Lundström, Fachbereichsleiterin Stadtbildbegutachtung MA19, Architektur und Stadtgestaltung der Stadt Wien.

Sanierung und neue Nutzungen von Bestand

„Neubau ja, doch nachhaltig“, fasste Roland Hebbel, Obmannstellvertreter Zentralverband industrieller Bauprodukthersteller, die Situation zusammen, und erklärte: „Natürlich haben wir Interesse daran, dass gebaut wird. Aber wir wollen dabei verantwortungsvoll agieren und dazu bekennen wir uns“. Daniel Fügenschuh, Präsident der Bundeskammer für Ziviltechniker:innen, pflichtete dem bei: „Wir verbrauchen jedes Jahr eine Fläche, so groß wie Eisenstadt. Das erhöht die Gefahr von Hochwasser, Hitzeinseln und anderen Katastrophen. In der Fläche ist Österreich daher bereits fertig bebaut. Gleichzeitig müssen wir bereits bebaute Flächen weiternutzen: Durch Wiederbelebung unserer Ortskerne, Sanierung der Gebäudebestände und Mobilisierung von Brachen können wir sehr gut weiteren Raum schaffen, ohne Boden zu verbrauchen.“ Dazu brauche es qualifiziertes Know-How in der Planung.

Zum Bodensparen braucht es breite Unterstützung

Die österreichische Bodenstrategie hat zum Ziel, die Flächeninanspruchnahme bis 2030 substanziell zu verringern. Zum Bauen ohne Boden definiert das aktuelle Regierungsprogramm verschiedene Ansatzpunkte, wie Vorrang von Flächenrecycling vor Neuwidmung, und von Sanierung vor Neuerrichtung. Die Entscheidungen sollen stärker auf Landesebene gebündelt werden. Noch ist abzuwarten, wie sich die Regierungspläne zu Planungs- und Widmungskompetenzen in der Realität manifestieren sollen. „Gerade bei Themen wie der Stärkung der Ortskerne, Leerständen und Bebauungsdichte, braucht es die lokale Kompetenz", stellte Johannes Pressl, Präsident des Österreichischen Gemeindebunds,im Vorfeld der Veranstaltung fest. Bodensparen sei ein Anliegen der gesamten Gesellschaft, „auch die heutige Diskussion zentraler Stakeholder deutet in Richtung einer breiten Unterstützung“, gab sich Pressl erfreut.

Baulandmobilisierung: Klarer Rechtsrahmen notwendig

„Wir sehen uns in unseren Bestrebungen der letzten Jahre bestätigt“, freute sich Pfeiler. Maßnahmen wie verdichtetes Bauen forciere der Fachverband seit Jahren, „weil so auch Energie gespart wird.“ Dazu komme, dass mineralische Baustoffe nachhaltig, kreislauffähig und multifunktional sind und das Bauen in größere Höhen und in höherer Dichte ermöglichen. „So kann Baulandmobilisierung umgesetzt und die Bodeninanspruchnahme minimiert werden“, bekräftigte Hebbel abschließend und forderte dafür entsprechende und klare gesetzliche Rahmenbedingungen.

Mehr zum Positionspapier ‚Österreich ist nicht fertig gebaut!‘ unter Positionspapier Flächeninanspruchnahme – Fachverband der Stein- und keramischen Industrie

Fachverband Steine-Keramik

Noch keine Beschreibung vorhanden.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

01.07.2025

Vom Wirtschaftsstudenten zum Geschäftsführer – Der Werdegang von Stephan Pasquali bei 3SI Immogroup

Die Immobilienbranche ist geprägt von verschiedensten Unternehmensstrukturen – von großen institutionellen Investoren bis hin zu familiengeführten Betrieben. In unserer aktuellen #OfficeTalk Folge gewährt Stephan Pasquali, Geschäftsführer Neubau bei der Wiener 3SI Immogroup, Einblicke in seinen beruflichen Werdegang und die Vorzüge eines eigentümergeführten Unternehmens, als Arbeitgeber, in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen.

28.06.2025

Die Kraft der Räume – Juli

Farbe des Monats: GELB/GOLD – Zahl des Monats: 519 71 48 – Thema des Monats: Mein Weg zum s p a c e– clearing© als Lebensaufgabe – Motto des Monats: Ich anerkenne meine Macht, und meinen Willen

27.06.2025

Zweites Leben für Plastikabfall: Münchens MONACO wird zum Recycling-Vorreiter

Aus Champagnerflaschen wird Jade, aus Bettfedern werden Fassaden – und in München entstehen aus Plastikabfall schimmernde Designfliesen. Das geplante Bürogebäude MONACO setzt neue Maßstäbe für nachhaltiges Bauen und beweist: Recycling kann spektakulär aussehen.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    01.07.2025
  • um:
    15:00
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Keine weiteren Inhalte in dieser Pressemappe.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 26/2025

Wir Gratulieren Enteco Concept GmbH zu erreichten 24 Punkten!

Enteco Concept GmbH

Burggasse 104, 1070 Wien

Enteco ist eine Immobilien-Marketingagentur aus Wien mit Schwerpunkt Digital Marketing. Wir beschäftigen uns mit der Digitalisierung der Immobilienbranche.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

ARE Austrian Real Estate GmbH

Trabrennstraße 2B, 1020 Wien

Mit einem Portfolio von 582 Bestandsliegenschaften und rund 35 Projekten in Entwicklung zählt die ARE Austrian Real Estate zu den größten österreichischen Immobilienunternehmen. Eine ihrer Kernkompetenzen ist die Entwicklung zukunftsweisender Stadtteile und Quartiere mit durchdachter Infrastruktur. Bei der Bewirtschaftung ihres breitgefächertes Portfolio an erstklassigen Büro-Objekten setzt die ARE auf kontinuierliche Bestandsoptimierung und individuelle Nutzungskonzepte mit bestmöglichem Service für ihre Kund*innen. Höchste Nachhaltigkeitsstandards und das Bekenntnis zum Klimaschutz stehen dabei stets im Zentrum des Wirtschaftens.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

aspern Die Seestadt Wiens

Seestadtstraße 27, 1220 Wien

aspern Die Seestadt Wiens ist eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. Bis in die 2030er Jahre entsteht im Nordosten Wiens – im dynamischen 22. Wiener Gemeindebezirk – eine Stadt mit Herz und Hirn, in der das ganze Leben Platz hat. In mehreren Etappen werden hochwertiger Wohnraum für mehr als 25.000 Menschen und über 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen. Auf dem Fundament von innovativen Konzepten wächst ein nachhaltiger Stadtteil, der hohe Lebensqualität mit dynamischer Wirtschaftskraft verbindet.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News