Architektonische Wiedergeburt: Wenn aus Abfall neue Fassaden werden

Glasflaschen, Plastikabfall oder alte Ziegel und Abflussrohre: Weltweit gibt es immer mehr Architekturikonen aus recycelten Materialien. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern äußerst attraktiv. In München entsteht mit dem MONACO ein architektonisches und optisches Highlight.

© MVRDV

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Die Fassade des Bulgari-Flagship-Stores in Shanghai – ein Hingucker aus alten Champagnerflaschen. Für das Neue Museum in Berlin wurden historische Scheunen-Ziegel verwendet, für einen Luxus-Pavillon in Dubai sogar schon mal Bettfedern. Der geplante Münchner Büroneubau MONACO befindet sich mit seiner Gestaltung also in bester Gesellschaft. Das MONACO hat bereits als Entwurf das Zeug zum Designjuwel und wurde aus diesem Grund bereits mit dem German Design Award 2025 als Winner ausgezeichnet. Die Außenfassade des künftigen Bürogebäudes besteht nicht nur aus 60.000 strukturierten, wiederverwendeten Klinkersteinen, sondern wird durch rund 20.000 schimmernde Fliesen aus Recyclingmaterial ergänzt. Durch diese attraktive und innovative Fassadengestaltung spart man rund 40 Prozent CO₂ und schont Ressourcen für die Zukunft. Die Plastikschindeln stammen von „Pretty Plastics“ und sind ein Novum in Deutschland.

MVRDV holt internationales Design nach München

„Das Thema Recyclingmaterial sichtbar zu machen, ist ein Cradle-to-Cradle-Bekenntnis. Auch beim MONACO wird die Fassade zum sozialen und architektonischen Statement. Viele Rohstoffe sind zu schade, um dauerhaft als Müll zu enden. Sie haben ein zweites Leben verdient“, sagt Andreas Wißmeier, Geschäftsführer beim Grünwalder Projektentwickler und Bauherr Rock Capital Group.

Die Bauarbeiten für das Gebäude im Münchner Werksviertel starten im Frühjahr 2025. Bis 2027 will die Rock Capital Group den spektakulären Neubau mit rund 4.000 Quadratmetern Bürofläche im New-Work-Design und 580 Quadratmeter Terrassen- und Rooftopflächen fertigstellen. Entworfen haben das Objekt in der Helmut-Dietl-Straße die multidisziplinären und international tätigen Architekten des renommierten Büros MVRDV aus Rotterdam. Sie zeichnen bereits im Werksviertel für das Werk 12 verantwortlich, das 2021 als Bauwerk des Jahres vom Deutschen Architekturmuseum DAM ausgezeichnet wurde. 

Schwimmcenter als Vorreiter mit Plastikschindeln

Einen Schritt weiter ist man im niederländischen Eindhoven. Dort ist seit diesem Herbst die bisher größte Pretty Plastics-Anwendung an der Fassade des nationalen Schwimmcenters Tongelreep zu bewundern. Mit 30.800 Fliesen auf 1.400 Quadratmetern setzt dieses Renovierungsprojekt einen Meilenstein in der nachhaltigen Architektur. Die Pretty Plastic-Tiles bestehen zu 100 Prozent aus upcyceltem Kunststoff. Die Idee, ausgedienten Fensterrahmen, Regenrinnen und Fallrohren ein zweites Leben als Fassadengestaltung zu schenken, stammt von den Architekten Overtreders W und bureau SLA. Seit 2017 verwandeln die Niederländer Plastikmüll in Baumaterialien, mittlerweile gibt es ihre Fassadenfliesen in zwölf Farben und drei Designs – und sie sind weltweit im Einsatz. Für das MONACO nun auch zum ersten Mal in Deutschland. 

Aber nicht nur Plastik wird zu einem beeindruckenden Gestaltungselement. Die Fassade des Bulgari Flagship Stores in Shanghai besteht hauptsächlich aus grünem recyceltem Glas – ein Look, der an Jade erinnert. Die Idee hatte dasselbe Architekturbüro, dass nun auch die Plastikschindeln nach München bringt: MVRDV nutzt Überschuss- und Abfallmaterial aus der Industrie- und Flaschenglasproduktion, für den Luxuskonzern Bulgari kamen passend hauptsächlich Champagnerflaschen zum Einsatz, eingefasst in einen Art-Deco-Messingrahmen.  

Neues Leben für Abbruchziegel und altes Aluminium

Beim Umbau und der Sanierung des Neuen Museums in Berlin durch David Chipperfield Architects hat man hingegen auf 350.000 aufgearbeitete Backsteine gesetzt. Das historische Gebäude war im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden und wurde über zwölf Jahre mit Hilfe von alten Baumaterialien aus der Umgebung rekonstruiert. Eine andere Ziegelart sind K-Briqs, die besonders in Dubai verwendet werden und zu 90 Prozent aus Bau- und Abbruchabfällen bestehen. Das Material hat nicht nur die thermischen Eigenschaften von herkömmlichem Beton, sondern eine niedrigere CO₂-Bilanz und dabei interessante Farben. Auch hierzulande bekommen Abbruchziegel eine zweite Chance: Das "Sedimentloft Marienwerder" von Tillmann Wagner Architekten ist ein Ein-Raum-Ferienhaus, das komplett aus recycelten Ziegeln gebaut wurde.

Saunabänke und Bettfedern zu Fassaden

Es geht auch experimenteller: Beim Luxury Pavilion in Dubai von Fahed + Architects für die Design Week 2017 wurde die Fassade gar aus einem Netz von verflochtenen, recycelten Bettfedern gestaltet – die wiederum von der lokalen Abfallwirtschaftsfirma gesammelt wurden. In Hannover haben Bauherren alte Saunabänke eines Fitnessclubs für den Eingangsbereich eines Wohnhauses wiederverwendet. Sie bedecken die Fassade zu 90 Prozent mit wiederverwendeten Bauelementen und stammen aus lokalen Abbruch- und Umbauvorhaben.

So kreativ und innovativ einzelne Projekte sind, die Zahlen zeigen, dass man beim Recycling von Baustoffen erst am Anfang steht. Nur 10,6 Prozent (13,7 Millionen Tonnen) aus der Rubrik Boden und Steine enden nach Berechnungen des gleichnamigen Bundesverbandes aktuell nicht als klein gehacktes Schüttgut im Bergbau, sondern bringen als Recycling-Baustoff Gebäude zum Strahlen und Menschen zum Staunen.

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  • Erschienen am:
    22.03.2025
  • um:
    09:00
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