Steigende Energiekosten, Mieten und hohe KV-Abschlüsse bedingen
eine kurzfristige Zunahme an FirmenpleitenFachkräftemangel zwingt zu analytischem Vorgehen und aktivem Handeln
Hierarchische Organisationen weichen systemischem Denken in Unternehmen
Interaktionsorientierte Büroflächen ersetzen aufgabenorientierte Büroflächen
Andreas Gnesda und Oliver Bertram, CEOs von teamgnesda und Arbeitsweltenexperten, werfen im Rahmen eines Pressegesprächs einen Blick auf Utopien und Dystopien, die sich am Anfang des Jahres 2023 darstellen und zeichnen erste Prognosen für Arbeitswelt- und ImmobilienexpertInnen auf. Klar ist: Sie sehen eine fundamentale Umdenknotwendigkeit bei ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen sowie am Büroflächenmarkt.
Zunahme an Firmenpleiten für 2023 erwartet
Für die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich zeichnet sich für 2023 voraussichtlich keine Erholung ab: Laut Prognosen der OECD ist in Österreich mit einem Wachstum von 0,1 % zu rechnen, die EU-Kommission bescheinigt ein Wachstum von 0,3 %. Das AMS prognostiziert zwar ein Wachstum von 2,1 %. Bei der Gegenüberstellung zum Vorjahr mit einem Wachstumswert von 4,5 % wird deutlich, wie schwierig die Situation ist. Die Folge ist eine Zunahme an Firmenpleiten. Bereits 2022 gab es laut Creditreform 4.913 Verfahren, was einer Steigerung von 60 % entspricht. Die Kombination aus steigenden Energiekosten, indexangepassten Mieten und hohen KV-Abschlüssen, sowie die Auswirkungen der Rezession und Inflation und der bereits nachlassende Konsum ist fatal und nicht einschätzbar, wird aber für 2023 zusätzlich eine Steigerung auf 6.000 Insolvenzverfahren zur Folge haben.
Arbeitsmarkt bleibt ArbeitnehmerInnenmarkt: Aktives Agieren erforderlich
Der Bedarf an Arbeitskräften ist 2023 jedoch ungebrochen: Im Dezember 2022 waren 310.000 arbeitslose Personen gemeldet und damit um 7,9 % weniger als 2021. Aktuell existieren in Österreich 3.890.000 unselbständig Beschäftigte, das entspricht einem Zuwachs um 77.000 Personen gegenüber 2021. „Der Arbeitsmarkt bleibt ein ArbeitnehmerInnenmarkt. Zentral sind zum jetzigen Zeitpunkt fundierte Analysen, intensive Vorbereitungen und ein aktives Agieren der Unternehmen. Denn die Realität führt uns bereits heute vor Augen: Reagierende müssen jetzt Einsparungen treffen, doch Agierende bereiten sich bereits auf den Wirtschaftsaufschwung vor“, so Oliver Bertram, CEO teamgnesda.
Künstliche Intelligenz als Bedrohung der Arbeitsressource Mensch?
Auch in der Arbeitswelt bringt das Jahr 2023 bedeutsame Änderungen mit sich. Die Frage, welche Chancen und Gefahren Künstliche Intelligenz oder Metaverse mit sich bringen, bleibt zentral. Im schlimmsten Fall verfestigt sich ein mechanistisches Menschenbild, Menschen werden als reine
Arbeitsressource gesehen. Im Best-Case Szenario gibt es hingegen einen Wandel zur Sinngesellschaft. Für Unternehmen muss 2023 in jedem Fall aber deutlich werden, dass der Zenit der hierarchischen Organisationen überschritten ist. Die Neuerungen zu selbststeuernden Arbeitswelten enthalten zwar einige Hürden bei der „gelebten“ Eigenverantwortung und der Eigeninitiative. Trotzdem führt der Trend eindeutig in diese Richtung und damit zu einer Spaltung der Arbeitswelt.
Bedeutungszuwachs für die systemische Entwicklung der Arbeitswelten
Für die Attraktivität von ArbeitgeberInnen macht das eine Anpassung im Sinn von New Work erforderlich. „Wenn Unternehmen Arbeitswelten in der Zukunft nicht systemisch begreifen, werden sie den wechselnden Anforderungen nicht gerecht werden können. Denn Entwicklung, Fortschritt und eine erfolgreiche Zukunft allgemein sind nur systemisch gestaltbar. Bei jeder Gelegenheit ist die Rede von Change-Work-Shops, von multifunktionalen Gebäuden und flexiblen Arbeitswelten oder einer repräsentativen Büromöbelausstattung, das sind aber nur die Attribute dazu“, erläutert Andreas Gnesda, CEO teamgnesda. Für die Zukunft bedeutet das, dass Unternehmen entweder eine authentische Darstellung als attraktive ArbeitgeberInnen gelingt, die ehrlich an den Bedürfnissen der Menschen interessiert sind, oder es kommt zur Wahrnehmung einer unehrlichen Scheinwelt und damit zum kontraproduktiven Effekt.
Verlagerung von aufgabenorientierten zu interaktionsorientierten Büroflächen
Zahlreiche Fragen prägen auch die Prognosen der Bürowelten 2023. Es wird vereinzelt Unternehmen geben, die eine Rückkehr ins Bürogebäude und damit einen Dienst nach Vorschrift anordnen. Andreas Gnesda bezeichnet dies überspitzt als „die Kapitulation alter Führungskulturen vor der gelebten Freiheit und Ergebnisorientierung“.
In den meisten Organisationen ist die Freiheit von 2 - 3 Tagen Home-Office pro Woche etabliert. Auswirkungen auf die Immobilienbranche gibt es garantiert.
Fakt ist: Der Büroflächenbedarf verlagert sich zunehmend von aufgabenorientierten zu interaktionsorientierten Flächen. Legebatterien und Großraumbüros müssen hochqualitativen Flächen weichen, die individuellen NutzerInnenbedürfnissen entgegenkommen. Attraktive Lagen gewinnen an Bedeutung. Providerkonzepte wie Coworking Spaces freuen sich immer stärkerem Zuspruch. „Es wird eine Zeit kommen, da werden auch von großen Unternehmen nicht mehr Flächen nachgefragt werden, sondern funktionierende Biotope, in denen Provider fix und fertig gestaltete und eingerichtete, flexible Büros mit einem skalierbaren Paket an Services wie Empfang, Event, Catering zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse der Organisation anbieten werden“ ist sich Andreas Gnesda sicher. Erste kundInnenspezifische Lösungen sind bei teamgnesda bereits in der Konzeptionsphase.
Nachhaltigkeit: ehrliches Bedürfnis von Unternehmen oder Opfer der Kosten?
Nicht nur in Zeiten steigender Energiepreise spielt die Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. Hier wird sich 2023 zeigen, ob es sich bei diversen Einsparungsmaßnahmen um ein ehrliches Bedürfnis von Unternehmen handelt, oder ob es ausschließlich bei Zwangsmaßnahmen aus rein wirtschaftlichen Motiven bleibt. Für Unternehmen gilt, dass sie sich nicht bereits am Ende ihrer Bemühungen wiegen sollten. „Ökologische Nachhaltigkeit systemisch betrachtet, bedeutet die Kombination aus Effizienz und Suffizienz. Bei der Suffizienz gibt es aber bedeutsamen Aufholbedarf“, warnt Oliver Bertram.
5-stufiger Ratgeber für aktives Gestalten der Zukunft
Die Arbeitswelt bleibt im Wandel, die Flexibilität von Firmen ist daher für den langfristigen Erfolg unerlässlich. Teamgnesda ermöglicht Unternehmen dabei auf Basis eines 5-stufigen systemischen Ansatzes, ihre Zukunft und die ihrer Arbeitswelt aktiv und damit nachhaltig zu gestalten.
Der Ursprung liegt bei den Bedürfnissen der Menschen und der Definition dessen, was für jeden einzelnen bedeutsam ist. Ziel ist dabei, das Potential der Organisation maximal zu entfalten. Kollektiv identifizierte, angestrebte und lebbare Werte sollen sichtbar gemacht werden, indem beispielsweise Leistung und Wirksamkeit, Zugehörigkeit und Identität oder Einstellung und Haltung klar benannt werden.
Im nächsten Schritt geht es um die Aufdeckung der Potentiale und Möglichkeiten jedes Mitgliedes einer Organisation. Wir kreieren Arbeitswelten, die auf den Potentialen der Menschen aufgebaut sind und bringen Unternehmen damit in ungeahnte Zonen der Wirksamkeit.
Im Anschluss werden ein konkretes System und geeignete Strukturen für das Kollektiv gewählt, um beispielsweise Werte wie Selbstbestimmung, Eigeninitiative, etc. leben und entwickeln zu können. Entscheidend ist hier die Balance zwischen Selbststeuerung, Eigenverantwortung und Commitment und Performance. Der Weg führt eindeutig weg von hierarchischen Strukturen hin zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit.
Darauf folgen die Auswahl und Kreation der passenden Infrastruktur. Büro als Bühne für Werte, Potentiale, Organisationsstruktur und systemische Zusammenarbeit, die gesunde Balance zwischen Remote und Onsite Office. Die Räumlichkeit Büro muss einer ganz anderen Begegnungsqualität entsprechen. Hier zeigt sich eine klare Tendenz weg von aufgabenorientierten und hin zu interaktionsorientierten Flächen.
Im letzten Abschnitt werden passende Führungskompetenzen in der gelebten Kultur konkretisiert, um das System voranzutreiben und weiterzuentwickeln. Hier geht es um die richtige Mischung aus Fordern und Fördern, das Erkennen von MitarbeiterInnen-Potentialen, die individuelle Förderung und Entwicklung mit geeigneten Maßnahmen und die Schaffung von Commitment, Zugehörigkeit und Identität.
„Wenn Unternehmen Arbeitswelten in der Zukunft nicht systemisch begreifen, werden Einzelmaßnahmen diffundieren und sie werden den permanent wechselnden Anforderungen nicht gerecht werden können“, weiß Andreas Gnesda mit der Erfahrung aus mehr als 500 Projekten zu berichten.
Appell an Politik:
Österreich, ein Land, in dem Menschen nicht nur gerne Urlaub machen, sondern auch gerne arbeiten
„Der Staat sollte Freiräume ermöglichen und Rahmenbedingungen schaffen, um Österreich zu einem Land zu machen, in dem Menschen nicht nur gerne Urlaub machen, sondern auch gerne arbeiten. Ein Land, das höchste Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit, -ort, und -struktur ermöglicht und dabei auf unterschiedliche Potentiale sowie zielgerichtete Aus- und Weiterbildung maximal eingeht und fördert. Zudem sollte der Rahmen für Arbeit im Alter attraktiv und anziehend gestaltet sein. Leistung ist eine wesentliche Grundlage unseres Gesellschaftsmodells und soll anerkannt und gefördert werden, Mitunternehmerschaft soll in Österreich ein begehrter Anreiz sein. Wir brauchen Antworten und mutige Konzepte zu den brennenden Fragen des Arbeitskräftemangels. Ich wünsche mir ein umfassendes Zukunftsbild für unser Land und ein stärkeres Bewusstsein für das Thema Arbeit.“ appelliert Andreas Gnesda abschließend an die Politik.