Wiens Chancen in der Zukunft

Betrachtet man Studien über Wirtschaftsstandorte, so stellt sich heraus, dass immer mehr Faktoren für eine prosperierende Entwicklung wichtig werden. Ein Standort, der auch noch in den nächsten Jahrzehnten eine entsprechende Stellung haben will, zeichnet sich durch eine Durchmischung von Wohnen und Arbeiten aus. Wirtschaft findet dort statt, wo sich beide ergänzen.

Wien wächst, und laut Statistik Austria wird Wien 2035 rund zwei Millionen Einwohner aufweisen. Dieser Zuzug kommt aber nicht von ungefähr, denn wachsende Metropolregionen sind nicht eine natürliche, normale Entwicklung, die so oder so passiert, sondern erfordern viel Arbeit und Weitblick. Im Wettstreit der Regionen ist nämlich nicht wichtig, nur auf eine Karte zu setzen, sondern das Spiel strategisch zu führen. Ein Wirtschaftsstandort muss auch der Bevölkerung etwas bieten, denn sonst bleibt diese in Zukunft aus oder wie Brigitte Jilka, Stadtbaudirektorin der Stadt Wien, meint: „Stadt funktioniert nur dort, wo sich die Leute wohlfühlen.“

Vorzeigemodell „Smart City“

Die jüngste und absolut zukunftsweisende Strategie engagierter Stadtplaner auf der ganzen Welt ist die Realisierung von „Smart City“-Projekten. Eine „Smart City“ ist eine Stadt, die ihren Wissensschatz im Bereich der neuen Mobilitäts-, Energie- und Kommunikationstechnologien konsequent nutzt, um den Weg zu einer postfossilen Gesellschaft zu beschreiten. Dabei werden modernste Informations- und Kommunikationstechnologien, ressourcenschonende Technik sowie sozialwissenschaftliche Methoden eingesetzt, um den Verbrauch von Ressourcen zu verringern. Dadurch soll nicht nur die Lebensqualität der Bewohner dauerhaft erhöht werden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. In den nächsten Jahrzehnten soll daher Wien kontinuierlich mit einer smarten Stadtplanung modernisiert werden, zugleich sollen der Energieverbrauch und die Emissionen deutlich verringert werden.

Globalere Sichtweise

Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien, wünscht sich allerdings eine globalere Sichtweise, indem bei vielen Projekten in größeren und außerdem wirtschaftlichen Dimensionen gedacht wird. So ist „Smart City“ für ihn kein Schlagwort für einzelne Projekte, sondern ein umfangreiches Projekt der Europäischen Union mit dem sehr ambitionierten Ziel 2020. Dafür steht von der EU ein Projektvolumen von rund elf Milliarden Euro zur Verfügung, aus dem ein Fördervolumen von rund fünf bis sechs Milliarden abgeleitet werden kann. Als einzelne Stadt kann man aber nicht punkten. Wien hat sich daher erfolgreich in eine Allianz mit Kopenhagen, Amsterdam und Hamburg begeben und ist mit dieser Allianz erfolgreich an die erste Stelle gerückt. In Wien selbst wird diese positive internationale Sichtweise, so Madreiter, leider noch nicht uneingeschränkt geteilt. Es gilt, diese Position besser zu vermarkten. Die Kernbotschaft sollte sowohl für Auftraggeber als auch für Ausführende sein: „Gemeinsam Chancen wahrnehmen.“ Madreiter: „Es ist wichtig zu betonen, dass Wien in gewisser Hinsicht schon ,smart’ ist. Nicht umsonst zählte uns der US-amerikanische Klimastratege Boyd Cohen zu den aktuell bestgereihten ,Smart Cities’ dieser Welt. Das heißt, die Ausgangsposition für Wien ist gut. Jetzt geht es aber darum, dass wir uns als Musterbeispiel einer ,Smart City’ positionieren.“

Bei den Rankings vorne dabei

Da hat die Stadt an der Donau hervorragende Perspektiven, denn bei vielen internationalen Rankings hat Wien die Nase vorne. Das Mercer-Ranking der „Lebenswertesten Stadt der Welt“ geht regelmäßig durch die Medien– Wien hält seit vier Jahren den ersten Platz; beim „State oft the World’s Cities Report 2012/13“ von UN-Habitat liegt Wien ebenfalls an erster Stelle vor Helsinki, Oslo, New York und Toronto. Als internationaler Kongress-Standort der „International Congress and Convention Association“ belegt Wien nun schon seit sieben Jahren den ersten Platz (vor Paris und Barcelona), und bei den „European Cities and Regions of the Future 2012/13“ liegt Wien hinter London und Paris an dritter Stelle. Eine weitere Auszeichnung ist aber für einen Wirtschaftsstandort der Zukunft besonders wichtig: Das Ranking der Innovationsagentur „2thinknow“ hat Wien zur innovativsten Stadt Europas gekürt, und sie musste sich weltweit nur den US-Metropolen Boston und New York geschlagen geben. Das Bewertungssystem der 2006 gegründeten australischen Agentur untersuchte dabei Daten von 1.540 Städten, von denen 445 in die Wertung genommen wurden. 31 Bereiche wurden verglichen, wobei man auf 162 Indikatoren zurückgriff. Auf Basis der drei Faktoren Kulturgüter, humane Infrastruktur– insbesondere Mobilität, Start-ups, Bildung, Technologie– sowie vernetzte Märkte versuchte man zu messen, welche Voraussetzungen es in den einzelnen Städten gibt, um innovative Ideen erfolgreich in regionale oder globale Innovationen umzusetzen. „Unter 445 Städten weltweit sind wir die Drittbeste. Das ist im immer härter werdenden Standortwettbewerb eine Bestätigung, aber natürlich auch eine Herausforderung für die Zukunft, der wir uns mit voller Kraft stellen“, erklärt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien.

Forschung und Entwicklung

Städte und Regionen, die auch ein entsprechendes Potenzial im Bereich Forschung und Entwicklung haben, werden im Wettbewerb der Städte und Regionen die besseren Karten haben. Dies gilt offensichtlich für Österreich, denn im Jahr 2011 investierten deutsche Unternehmen 530 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung (FE) in Österreich. Damit war Österreich das zweitwichtigste Zielland für deutsche FE-Investitionen. Nur in den USA waren die Forschungsausgaben deutscher Betriebe mit insgesamt 780 Millionen Euro höher, so die Ergebnisse des Jahresgutachtens 2013 der deutschen Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). „Österreich ist damit als Forschungsstandort bei den Deutschen beliebter als Frankreich, die Schweiz und Großbritannien, welche die Plätze drei bis fünf belegen“, erklärte ABA-Geschäftsführer René Siegl. Die aufstrebenden Märkte Indien und China finden, sich gemessen an den grenzüberschreitenden FE-Ausgaben deutscher Unternehmen, erst auf Platz acht und neun.

Mit Investitionen von 530 Millionen Euro stammen laut Gutachten mehr als 50% der auslandsfinanzierten FE-Ausgaben in Österreich aus Deutschland. Das deckt sich in etwa auch mit den Daten der Statistik Austria, wonach 2011 rund 1,3 Milliarden Euro an FE-Aufwendungen aus dem Ausland kamen, überwiegend aus mit heimischen Firmen verbundenen europäischen Unternehmen, die Österreich zum Forschungsstandort gewählt haben, und von Rückflüssen aus EU-Forschungsprogrammen.

Wien gehört zu den reichsten Regionen

Geht es der Wirtschaft gut, geht es allen gut, und das trifft auf Wien zu. Eurostat hat mittels BIP und KKS (Kaufkraftstandard) die reichsten europäischen Regionen ermittelt. Wien ist demnach die zehntreichste Region Europas, hinter Prag und Stockholm. Mit einem regionalen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 165% des EU-Durchschnitts lag Wien 2010 nach einer aktuell veröffentlichten Statistik von Eurostat auf dem zehnten Rang der wirtschaftsstärksten Regionen Europas. Spitzenreiter ist die Innenstadt von London (328%). Auch Salzburg gehört mit einer Wirtschaftsleistung von 146% des europäischen Durchschnitts zu den reichsten Regionen Europas und liegt in der Statistik auf Platz 20. Oberhalb der 125-%-Marke befinden sich außerdem Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich.

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Geschrieben von:

Walter Senk

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  • Erschienen am:
    20.05.2013
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