Sick Building und der „Goldene Schnitt“

Nicht nur der Stress macht krank, sondern auch Gebäude. Architekten wie Michael Rice denken um und entwickeln alternative Architekturkonzepte. Der „Goldene Schnitt“ ist eines von ihnen – wenn auch nicht ganz so neu.

Fotocredit:

Seit Jahren beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besonders bei Menschen, die in Büroräumen arbeiten, dass diese sich nach längerem Aufenthalt am Arbeitsplatz krank fühlen. Die Beschwerden verschwinden nach einer gewissen Zeit wieder, sobald sich die Betroffenen nicht mehr in den betreffenden Gebäuden aufhalten. Studien dazu gibt es viele, und daher wissen wir jetzt: Gebäude können krank machen. 

Energetisch kranke Gebäude

Es gibt allerdings eine Fülle von widersprüchlichen Forschungen und Meinungen darüber, was der Grund des Sick-Building-Syndroms sein könnte. Diese reichen von chemischen Ausdünstungen über schlechte Luftqualität und unzureichende Belüftung bis zu den negativen Auswirkungen bestimmter menschengemachter elektromagnetischer Felder. Manche meinen, es ist auch schlicht und einfach nur schlechtes Design, das uns krank macht. 

Regeln und/oder Algorithmen

Architekten wie der Ire Michael Rice (michaelricearchitect.com) gehen tatsächlich davon aus, dass es so etwas wie „kranke Gebäude“ gibt, die unseren Organismus stressen, den Zerfall biologischer Funktionen begünstigen oder gar den Zusammenbruch des Immunsystems bewirken können. 

Rice sieht zwar auch in Baumaterialien den Grund für ein krankes beziehungsweise krank machendes Gebäude, geht aber noch ein paar Schritte weiter und setzt dabei nicht auf oberflächliche Biomimikry oder die Verwendung pseudoorganischer Formen um ihrer selbst willen: „Ich schlage eine grundsätzliche Sammlung natürlicher ,Regeln‘ und/oder Algorithmen vor, festgelegt durch jene Regeln, die wir auf jeder Ebene natürlichen Ausdrucks beobachten können  Wenn wir die Struktur, die Natur und das Wesen des Lebens wiederentdecken und erkennen, welche Bedingungen die Entstehung und den Ausdruck all dessen fördern, dann können wir dieses Verständnis in der Schaffung wirklich nachhaltiger und schöner Umgebungen anwenden.“

Der Goldene Schnitt

Der Bioarchitekt setzt neben zahlreichen anderen Maßnahmen unter anderem auf den „Goldenen Schnitt“. Dies ist ein Begriff der Verhältnismäßigkeit, wobei das Verhältnis zwischen zwei Teilen 1:1,618 beträgt – die Zahl Phi. „Der kleine Teil verhält sich dabei zum großen wie der große zum Ganzen, und es ist die einzige Teilung, bei der die Teile immer noch in Resonanz zum Ganzen stehen. Es ist wirklich ein bemerkenswertes Verhältnis, und wir sind immer noch dabei, neue Wege zu entdecken, wie es von der Natur verwendet wird, um zu erschaffen“, fasst Michael Rice zusammen, der dieses Verhältnis in vielen seiner Entwürfe für Gebäude verwendet hat. (http://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Schnitt) 

Mathematische Erklärung

Bei einer 13 Meter (8 Meter + 5 Meter) langen Hauswand stehen die 13 Meter zu den 8 Metern im gleichen Verhältnis wie 8 zu 5. (Die Strecke A + B verhält sich zu A wie A zu B.)

Symmetrien und natürliche Harmonie finden sich zum Beispiel im Goldenen Schnitt und in der Zahl Phi als sogenannte Fraktale überall in der Natur wieder, werden aber viel zu selten in der Architektur selbst aufgegriffen. Die Kenntnis des Goldenen Schnitts ist übrigens in der mathematischen Literatur seit der Zeit der griechischen Antike (Euklid von Alexandria) nachgewiesen.

Rice: „Ein Gebäude mit organischer Architektur und gesunden Baumaterialien wirkt sich erheblich auf die Lebenskraft der Bewohner aus. Nicht nur Eigenheime, sondern auch Schulen, Kindergärten und Gesundheitshäuser sollten deshalb in organischer Architektur und mit natürlichen Materialien errichtet werden.“ 

Denn letztendlich sind wir alle energetisch in unsere gebaute Umwelt integriert.

Meistgelesen in den letzten 7 Tagen:

Artikel

27.03.2024 06:30

Gerhard Popp

Rechtliche Einschränkungen für Green Claims: Vermeidung von Greenwashing in der Werbung

Aufgrund des wachsenden Interesses der Verbraucher an umweltfreundlichen und nachhaltigen Produkten gewinnen Green Claims in der Werbung zunehmend an Bedeutung. Green Claims sind Aussagen oder Kennzeichnungen, die darauf hindeuten, dass ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen umweltfreundlich oder nachhaltig ist. Dieses steigende Bewusstsein trägt zur Notwendigkeit bei, Greenwashing zu vermeiden, eine Praxis, die Konsumenten über die Umweltauswirkungen eines Unternehmens in die Irre führt, ethisch fragwürdig ist und möglicherweise illegal sein kann.

JETZT LESEN
Views: 4101
Lesezeit: 7 min
0

Artikel

24.03.2024 06:30

Gerhard Popp

Die Zukunft der Immobilienbranche: Wie Gen Y Veränderungen vorantreibt

Die Immobilienbranche ist im Begriff, eine bedeutende Veränderung zu erleben. Mit der Generation Y, die in den nächsten fünf bis acht Jahren die Führung übernehmen wird, wird erwartet, dass sie neue Kommunikationswege und -stile einbringt, die das traditionelle Geschäft der Immobilienvermarktung revolutionieren.

JETZT LESEN
Views: 3221
Lesezeit: 3 min
0

Artikel

22.03.2024 06:00

Bernd Affenzeller

Die Meinungsführer der Branche

Mit über zwei Millionen Usern in Österreich ist LinkedIn die mit Abstand wichtigste Businessplattform. Auf LinkedIn werden Diskussionen angestoßen, Trends gesetzt und Meinung gemacht. Exklusiv für den Bau & Immobilien Report hat das Marktforschungsunternehmen BuzzValue die LinkedIn-Aktivitäten der heimischen Führungskräfte analysiert. Das Ergebnis zeigt, wer den größten Impact auf die Branche hat.

JETZT LESEN
Views: 2154
Lesezeit: 4 min
0

Kategorie: Trends

Artikel:468

Views: letzte 30 Tage67.970

Auch wenn Immobilien nicht beweglich sind, so sind es doch ihr Umfeld und ihr Innenleben. Viele Trends und Entwicklungen in unserer Welt betreffen entweder direkt oder indirekt die Immobilie. 
Einer der Megatrends des 21. Jahrhundert ist jedenfalls die Digitalisierung. Sie wird massive Veränderungen in unserer Gesellschaft bringen. Natürlich macht sie auch vor Immobilien nicht halt. Der digitalisierte Wandel verändert die Immobilienwelt in einem ungeahnten Ausmaß. Deshalb haben wir dieser digitalen Revolution neben den „Trends“ einen ganz wesentlichen Stellenwert eingeräumt.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    14.01.2021
  • um:
    07:00
  • Lesezeit:
    3 min
  • Aufrufe:
    235
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten
Geschrieben von:

Walter Senk

Walter Senk ist Chefredakteur der Immobilien-Redaktion, die er 2010 gründete. Er ist seit über 25 Jahren Journalist mit dem Fachgebiet „Immobilien“. Er konzipiert und betreut Newsletter und Magazine für Medien und Unternehmen, moderiert Veranstaltungen und leitet Podiumsdiskussionen. Sein Motto: Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative.

Werbung