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Concierge in Bürohäusern ist kein Luxus mehr (aber es sollte so wirken)

In der Vergangenheit haben sich Immobilientrends in Deutschland mit einer zeitlichen Verzögerung auch in Österreich durchgesetzt. In Deutschland ist der Office-Concierge, der Privates und Büro verbindet, schon auf dem Vormarsch. In Österreich gibt es ihn auch schon. Im THE ICON Vienna. Wir sprachen mit Erik Brandenburg, CEO von Carter Benson Concierge Service.

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Wann und warum haben Sie Carter Benson gegründet?

Brandenburg: Hotels haben mir immer sehr gut gefallen, und ich finde, dass die Hotels dieser Welt das Wohlgefühl für die Besucherinnen und Besucher innerhalb des Hauses sehr gut transportieren, und die Grand Hotellerie hat das perfektioniert. Ich habe mir die Frage gestellt: Warum gibt es diesen Service nur in Hotels, und in anderen Immobilienarten muss ich hinnehmen, dass er nicht so gut oder gar nicht da ist? Das war der Grund, warum ich 2007 das Unternehmen gegründet habe – mit dem Anspruch, einen hochwertigen Service zu liefern.

2007 hat das im Bürobereich doch wenige interessiert, und auch heute verbindet man Concierge eher mit hochwertigem Wohnbau.

Brandenburg: Das stimmt. Damals standen wir alleine auf weiter Flur. Allerdings hatte ich das Glück, Projektentwickler kennenzulernen, die ein Wohnprojekt errichteten. Da die Konkurrenz sehr stark war und sie sich auf dem Markt durchsetzen wollten, suchten sie eine Idee, um sich vom Mitbewerb abzuheben. Die Lösung war die Qualität des Service. Die ersten Schritte machten wir daher bei diesem Wohngebäude, und relativ bald setzten wir das Konzept bei einem Bürohaus um. Damit hatten wir den Knoten durchschlagen, und es wurden auch andere Unternehmen auf uns aufmerksam. Dann nahm die Entwicklung Fahrt auf.

Was sind Ihre grundsätzlichen Ideen?

Brandenburg: Unser Anspruch ist es, den Menschen eine tolle Zeit in der Immobilie zu bieten. Wir betrachten jede Immobilie von ihrem Servicecharakter her wie ein Hotel, wir möchten dieses Wohlgefühl in alle Immobilien bringen und kombinieren das Notwendige mit dem Schönen. Wobei es egal ist, ob es sich um ein Büro handelt oder um eine Wohnanlage. Wir werden als Erstes in der Lobby gesehen, und die Menschen kommen zu uns. Der Concierge ist die erste Ansprechperson in einem Bürohaus – bei persönlichen Problemen, technischen oder beruflichen. Man muss innerhalb der Immobilie Vertrauen aufbauen.

Das ist der positive Aspekt für Nutzer, aber auch die Investoren und Eigentümer profitieren von uns.

Inwiefern?

Brandenburg: Unabhängig davon, dass wir für ein gutes Gefühl in der Immobilie sorgen, sind die Concierges die Beobachter am Boden. Sie bemerken als Erste Missstände und Unzufriedenheit bei den Mietern und können gegensteuern. Ein Concierge in einem Office ist kein Luxusprodukt mehr, sondern er hat einen betriebswirtschaftlichen Nutzen. Wenn die Büroflächen in Konkurrenz zueinander stehen, ist ein Alleinstellungsmerkmal wichtig. Der Anspruch der Arbeitnehmer an den Arbeitsplatz wird immer höher, und die Mieter suchen daher nach entsprechenden Arbeitsplätzen.

In den Monaten der Pandemie hatten letztendlich alle Häuser, die mit einem Concierge ausgestattet waren, einen enormen Vorteil. Wir haben das komplette Leben in den Häusern organisiert und das Miteinander der Nutzer aufrechterhalten – sowohl bei Wohnbauten als auch bei Bürohäusern.

THE ICON Vienna ist das erste Bürohaus in Österreich, in dem Carter Benson tätig ist.

Brandenburg: Ja, das hat sich durch unsere jahrzehntelange Zusammenarbeit in Deutschland mit der Allianz Real Estate ergeben, der das Bürohaus seit Sommer 2017 gehört.

Je mehr Angebot es am Coworking-Markt gibt, desto höher werden auch die Standards, die sich Arbeitende wünschen. Ist es denkbar, dass auch bei Coworking-Flächen ein Concierge dazugehört?

Brandenburg: Natürlich. Concierge-Dienste bieten wir für jegliches Unternehmen in jeder Branche und Größe an. Wir managen den kompletten Empfang, das ist unsere Dienstleistung. Wir bieten diese für Unternehmen auf privaten Mietflächen, in Multi-Tenant-Gebäuden und für Wohngebäude an – und natürlich auch für Coworking-Flächen. Das wäre eine hervorragende Idee, einen Concierge am Empfang zu haben.

Homeoffice oder Arbeitsplatz ist „menschenspezifisch“ – jeder hat seine eigenen Wünsche. Was mache ich mit einem guten Mitarbeiter, der Homeoffice bevorzugt?

Brandenburg: Das ist eine gute Frage. Der Trend geht aber ganz klar zu einer unglaublich hohen Flexibilität der Mitarbeiter, und damit muss es der Service auch werden. Es gibt gewisse Arbeiten, die kann ich von überall machen, aber für manche muss man vor Ort sein. Die Büroflächen müssen so viel bieten, dass die Mitarbeiter gerne ins Büro kommen.

Man kann den Autoschlüssel beim Betreten der Immobilie abgeben, und alles wird für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erledigt – das Auto gewaschen, der Einkauf erledigt. Da geht es einem im Büro besser als zu Hause. Wenn uns die Flächen zur Verfügung gestellt werden, dann organisieren wir auch unterschiedliche Freizeitaktivitäten wie unter anderem Massagen, Sportkurse, Sporttrainer und Physiotherapeuten. Es gibt kaum kreative Grenzen.

Ideal ist natürlich, wenn die Projektentwickler schon in der Konzeptionsphase auf uns zukommen, um einen optimal funktionierenden Concierge-Service in der Lobby zu haben. Wir können ihnen zeigen, was sie tun müssen, damit der Service gut funktioniert. Es sind hier sehr viele Punkte zu beachten. Wenn die Voraussetzungen nicht ganz optimal sind, können wir nicht das volle Potenzial ausschöpfen – es steht und fällt mit der Struktur des Hauses.

Das ist auch der Grund, warum es wichtig ist, von Anfang an die Concierge-Flächen einzuplanen.

Brandenburg: Wenn die Auftraggeber unserem Service genug Raum geben, dann können wir auch für den Aufbau einer internen Community sorgen. Wir wollen erreichen, dass die Leute ein tolles Bild von der Marke des Hauses haben. Dann wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dorthin und dadurch auch die Unternehmen.

Wie sehen Sie das Thema Community-Building und Socialising?

Brandenburg: Es kommen so viele digitale Lösungen für Immobilien auf den Markt. Im Hotel kann man auch auf dem Smartphone auschecken und einchecken, ohne mit jemandem zu sprechen. Aber die Frage ist: Wollen die Menschen das? Niemand will wirklich Anonymität. Es gibt viele Apps für das Gebäude, aber Socialising und Community-Building lassen sich nicht appen. Mit den Menschen zu interagieren lässt sich durch nichts ersetzen. Es ist wichtig, eine gute Mischung zu finden und effizient zu arbeiten. Natürlich kann man viel digitalisieren, aber gleichzeitig ist es gut, einen Concierge zu haben, der sich um das Management und die Community kümmert.

Gebäude werden 100 Jahre stehen, die Frage dabei ist: Wie überzeugen wir Mieter, 100 Jahre zu bleiben?

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Walter Senk

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  • Erschienen am:
    14.07.2021
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