Außergewöhnliche Umnutzungen von Immobilien

Die monokulturelle Gebäudenutzung hat ausgedient, hybride Gewerbeimmobilien sind das Konzept für die Zukunft. Aber beim Thema Umnutzung von Gewerbeimmobilien, das in der Immobilienwirtschaft immer mehr in den Vordergrund rückt, sind neue Ideen gefragt. Auch ungewöhnliche … .

Fotocredit: SteveAllenPhoto via Twenty20

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Was einst für ein Bürohaus eine gute Lage war, kann sich drehen und wäre jetzt vielleicht für einen Wohnbau besser geeignet. Vor allem sind die Gebäude schon errichtet, und nichts wäre zum Beispiel bei Wohnhäusern naheliegender, als vorhandene Dachböden auszubauen. Das sind aber erst die Anfänge.

Krieau : Value One haucht Tribünen neues Leben ein 

 Es gibt außerdem einige ungewöhnliche Nutzungsarten im Fall der Zuschauertribünen in der Krieau. Die Tribünen zwei und drei der Krieauer Trabrennbahn wurden von Value One in ein hochmodernes Bürohaus umgebaut. Wenn man bedenkt, dass wir beim Thema Umnutzung erst am Anfang stehen, dann werden sich noch viele andere Möglichkeiten finden. Warum nicht bei Einkaufscenterflächen ein verpflichtendes Mietwohnungskonzept für die Dächer? 

Parlament, Allianz-Arena: Mit neuen Ideen um die Ecke gedacht 

„Aus der Allianz-Arena könnte man einen Parkplatz machen“, meinte Ronald Goigitzer, Geschäftsführer der Werbeagentur goreeo, zum Thema außergewöhnliche Umnutzung von Immobilien. Damit wäre aber nur bei den Fans der Wiener Austria die Freude groß. Unabhängig von dieser etwas kuriosen Idee gibt es abseits der klassischen „Umnutzungen“ von Immobilien viele Vorschläge, die teilweise in eine ganz andere Richtung gehen.

Zum Beispiel von Peter Ulm, Vizepräsident VÖPE – Die Lebensraumentwickler: „Ich frage mich, ob so ein tolles altes Gebäude wie das Parlament auf ewig den Nationalrat beherbergen muss? Der wäre in einem funktionellen und energieeffizienten Gebäude wohl viel besser aufgehoben.“ Solchen alten Kunstwerken könnte man „viel mehr Leben durch Öffentlichkeit einflößen, indem man sie für die Menschen öffnet“. Das Parlament ist für den allora-Geschäftsführer allerdings nur ein Beispiel für „das eine oder andere Gebäude der öffentlichen Hand“. Vor allem in Hinblick auf Energieeffizienz und um die internen Arbeitsstrukturen besser abzubilden, wäre der Gedanke durchaus diskussionswürdig.

E-Kart-Halle aus der Ankerbrotfabrik

In der Ankerbrotfabrik wird derzeit über die Nachnutzung einer alten stützenfreie Halle nachgedacht. Für diese hätte Samantha Riepl, Geschäftsführerin von RegioPlan, bereits eine Idee zwischen Entertainment und Nachhaltigkeit: „Man könnte zukünftig durchaus unkonventionelle Nutzungsvarianten andenken und eine Kart-Halle daraus machen, kombiniert mit einem begrünten Rooftop, wo man den Abend ausklingen lassen kann.“ Es versteht sich von selbst, dass hier nur E-Karts fahren würden und das Dach auch für die Nahrungsmittelproduktion verfügbar wäre. Damit ließe sich für die Besucherinnen und Besucher pro Eintrittskarte noch ein zusätzliches Goodie schaffen: Sie könnten eine Tomatenpflanze vom Dach mitnehmen. „Überhaupt wird Nahrungsmittelproduktion im städtischen Raum ein Thema werden“, ist Alexander Kopecek, Vorstand der Wien 3420 AG, überzeugt. Das könnte noch zu zahlreichen ungewöhnlichen Umnutzungen in den kommenden Jahren führen.

Die Revitalisierung toter Ecken wird zum coolen Erlebnis 

„Was ich immer besonders spannend finde, sind Umnutzungen, bei denen in eine tote Ecke wieder Leben hineinkommt“, meint Markus Mendel, Geschäftsführer von EHL Investment Consulting. Dazu zählen für ihn Gastronomieangebote und „coole Erlebnismöglichkeiten mit einer Entertainment-Area“. Grundsätzlich sei alles interessant, sofern aus etwas Langweiligem etwas Spannendes entstehe, so Markus Mendel. Damit ließe sich nicht nur Grätzeln wieder neues Leben einhauchen. „Diese Belebung könnte ich mir auch bei einzelnen Büroimmobilien vorstellen.“

Miyawaki-Wälder statt Parkplätzen

Apropos neues Leben. Wegen der abnehmenden Zahl von Kraftfahrzeugen im urbanen Bereich wird sich in den kommenden Jahren mehr und mehr die Frage stellen, was mit den betonierten Plätzen passieren soll. „Miyawaki-Wälder wären hier eine durchaus denkbare Alternative“, meint der Vorstand der S IMMO AG Herwig Teufelsdorfer: „100 Quadratmeter eines asphaltierten Vorplatzes reichen aus.“ Akira Miyawaki war ein japanischer Biologe (er verstarb letztes Jahr im Juli), der sich sein Leben lang mit Waldarten und ihrer Anpassungsfähigkeit an Umwelt und Klima beschäftigt hat. Er entwickelte das Konzept der Mikrowälder auf kleinsten Flächen. Diese sind so angelegt, dass sie dem ähneln, was die Pflanzenpopulation an einem bestimmten Ort hätte sein sollen, wenn der Mensch nicht eingegriffen hätte.

Modulare und flexible Baukonzepte, die Herausforderung für Architekten und Projektentwickler  

Um künftig den Problemen aus dem Weg zu gehen, die sich aus gebauten und nicht mehr nutzbaren Strukturen ergeben, werde es laut Weronika Pilus, Head of Sales and Acquisitions Residential bei SIGNA REM Transactions, immer wichtiger, „dass sich die Architekten und die Projektentwicklungsteams über die zukünftige Nutzung Gedanken machen. Sei es, dass modulares Bauen erwogen wird oder flexible Lösungen gefunden werden.“ Dies gilt umso mehr, wenn Projekte entwickelt werden, die jetzt schon eine absehbares Ablaufdatum haben – etwa Tiefgaragen. „Vielleicht ist es sinnvoll, statt einer Tiefgarage eine Hochgarage zu bauen, mit dem Hintergedanken, diese in 20 Jahren, wenn nur noch ein Bruchteil der Garagenplätze benötigt wird, anders zu nutzen, etwa als Büros, Serviceflächen oder Shoppingmöglichkeiten“, so Weronika Pilus.

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  • 24.05.2022
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Geschrieben von:

Walter Senk

Walter Senk ist Chefredakteur der Immobilien-Redaktion, die er 2010 gründete. Er ist seit über 24 Jahren Journalist mit dem Fachgebiet „Immobilien“. Er konzipiert und betreut Newsletter und Magazine für Medien und Unternehmen, moderiert Veranstaltungen und leitet Podiumsdiskussionen. Sein Motto: Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative.

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