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Neunutzung von Bestandsimmobilien: Alles, nur keine Spinnerei

Die Neunutzung von aufgelassenen Industriebauten hat den großen Vorteil, dass auf viel Fläche mit dauerhaft haltbarer Substanz zurückgegriffen werden kann und es keine neue Bodenversiegelung gibt.
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Der Spinnereibetrieb im deutschen Backnang beschäftigte einst 3.500 Menschen. Das nach dem Betriebsauszug heruntergekommene, leerstehende Gebäude wurde vor 13 Jahren von einem weitsichtigen Immobilieninvestor gekauft, der es zwecks Kapitalisierung in einen geschlossenen Immobilienfonds gepackt hat. Architekt Manfred Orlowski war als Mieter am Areal zur Stelle, um die Potenziale für den Investor zu heben: „Für schwere Maschinen ausgelegt, ist die Statik sehr gut, und die Räume sind hoch und hell.“ Das Finanzamt und diverse Verbände mieten heute großflächig. Diese haben allerdings erst überzeugt werden müssen, die vorhandene Bausubstanz für sich zu nutzen. Jeder Büroplatz hätte eigentlich nur eine bestimmte Größe haben dürfen, doch davon wurde schließlich abgegangen. Ein Erstmieter war der heutige Weltmarktführer d&b audiotechnik, der in der Immobilie klein begonnen hat. Wie eine Garagenfirma hat man am Standort operiert, aber die angemieteten Flächen wurden laufend erweitert. Der unternehmerische Erfolg hat auch das Immobilienprojekt beflügelt. Unlängst sind ein Werkstättengebäude und ein spezielles Soundlabor neu errichtet worden.

Am Standort Ressourcen gespart

Eine ähnliche Geschichte spielt sich in kleinerem Rahmen aktuell im Vorarlberger Klarenbrunn ab. Auch hier hat die abgewanderte Textilindustrie eine leere Spinnerei hinterlassen. Es war bei einer bekannten Fernsehshow, wo Christian Leidinger bei Investoren die nötigen Mittel für den Kauf des Areals aufgetrieben hat, um dort in der Folge seine Zirbenbett-Manufaktur „Die Koje“ zu betreiben. Mithilfe prominenter Finanzgeber wurde der Standort aufbereitet, und weitere Betriebe haben sich dann ebenfalls eingemietet. „Unsere Büroschränke stammen noch von den Vorbesitzern des Gebäudes, und unsere Kaffeeküche haben wir aus Produktionsresten gefertigt“, sagt Leidinger und erklärt den Vorteil seines Vorgehens so: „Wir mussten uns kein neues Gebäude bauen und haben dadurch Ressourcen gespart.“ Es gebe nichts Nachhaltigeres, als den Firmensitz in ein älteres Gebäude zu verlegen.

Der zweite Lebenszyklus

Die Baumwollspinnerei im niederösterreichischen Pottendorf musste entkernt werden, aber die massiven Mauerreste verweisen weiterhin auf die belebte Industriegeschichte vom Ort. Das Fürstenhaus Esterházy hat vor mehr als 200 Jahren den Boden für die erste Maschinenspinnerei des europäischen Festlands zur Verfügung gestellt. Nach dem industriellen Aufschwung und einer Blütezeit kam in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts das Aus für die Pottendorfer Fabrik. Das Areal wurde schließlich zum Preis von 135.000 Euro von der Gemeinde übernommen. Jahre des Leerstands folgten, und schließlich war eine kombinierte Nutzung die Rettung. „Nur mit mehreren Nutzern konnten wir sicher sein, dass sich das Verwertungsrisiko in Grenzen hält“, schildert Bürgermeister Thomas Sabbata-Valteiner die Sachlage und freut sich im Nachhinein über die erfolgreiche Abwicklung. Seniorenwohnungen, die örtliche Musikschule, ein Veranstaltungssaal inklusive Kaffeehaus und selbst die Gemeindeverwaltung sind in dem Spinnereiquartier heute untergebracht.

Wohnlofts für Individualisten

Eine ehemalige Baumwollspinnerei steht auch in der Gemeinde Oberwaltersdorf im Bezirk Baden bei Wien. Der Haupttrakt der Fabrik sowie das ehemalige Kessel- und Maschinenhaus sind - nachdem die Fabrik lange Zeit leer stand - mittlerweile bewohnt. Heute gilt das gesamte Gelände als eines der wenigen nahezu im Originalzustand erhaltenen Industriedenkmäler. Die Alte Spinnerei Projektentwicklungs GmbH hat vor einigen Jahren die Fabrik saniert und Wohneinheiten als Edelrohbau geschaffen, die bereits verkauft sind. „Hier braucht es eine Klientel, die sich ihr Loft dann im Endzustand auch vorstellen kann“, sagt Florian Pfaffstaller, Pfaffstaller Realitäten, und sieht daher Individualisten als Zielpublikum, welche ihre eigene Gestaltungsfreiheit im Ausbau und Einrichtung schätzen. Pfaffstaller Realitäten vermietet aktuell aber einzelne Lofts in dieser Fabrik und zwar schlüsselfertig mit vielen Details im Industriestil und Wohnflächen zwischen rund 100 und 170 Quadratmetern und mit Räumhöhen von teilweise über 4 Metern.

 

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Geschrieben von:

Matzanetz Peter

Medien und Digitale Medien für die Bau- und Immobilienwirtschaft sind die Welt des Peter Matzanetz. Im Bereich Stadt- und Regionalforschung in Europa und Lateinamerika hat er akademische Abschlüsse. Nicht nur was die Brancheninformationen betrifft ist er stets am Puls der Zeit, sondern auch technologisch. Auf die Transformation von Stadt und Region am technologischen Weg hat er sich seit langem fokussiert. 2019 hat hat er die PlaceQu GmbH gegründet. Das Proptech-Startup  kann als erster Anbieter einer Lagesuchmaschine gelten. Seit 2016 ist er im Rahmen des Lehrganges der Immobilienwirtschaft außerdem als Lehrender an der FH-Wien tätig.