Dekarbonisierung des Gebäudebestands als zentrale Herausforderung
Die klimafreundliche Umstellung der Heizsysteme stellt für das ÖVW ein wesentliches Handlungsfeld dar. Ebner beschreibt die konkrete Situation: “Wir haben 1600 Gasthermen in unseren Objekten im Einsatz, verteilt auf an die 60 Häuser.” Die Umsetzung der Dekarbonisierungsziele gestaltet sich dabei unterschiedlich, abhängig von der Bereitschaft der Mieter:
“Aufgrund der fehlenden Pflichten der Mieter tun wir uns zum Teil sehr schwer, die Gasthermen aus den Wohnungen auszubauen”, erläutert Ebner. Während in einigen Häusern bereits erfolgreich auf Fernwärme oder Wärmepumpen umgestellt werden konnte, gibt es auch Objekte, in denen die Mieter wenig Interesse an einer Dekarbonisierung zeigen – unter anderem, weil “das Gas verfügbar und günstig ist” und der Umbau “einen massiven Eingriff in die Wohnungen darstellt”.
Nachhaltigkeitsstrategie des ÖVW: Leistbarkeit und Umweltschutz vereinen
Das ÖVW verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz in seiner Nachhaltigkeitsstrategie. Die gute Dämmung der Gebäude bildet dabei einen zentralen Baustein:
“Das ist für uns essenziell – ein niedriger Energiebedarf, weil für uns auf der einen Seite leistbarer Wohnraum und niedriger Energiebedarf und die Energiekosten sehr eng verbunden sind”, betont Ebner. Er führt weiter aus: “In unserer DNA ist die Leistbarkeit und die Nachhaltigkeit – das widerspricht sich ja zum Glück nicht.”
Trotz dieser Synergien identifiziert Ebner auch Bereiche mit Verbesserungspotenzial: “Wo wir noch Aufholbedarf haben, weil es eben im Moment noch recht teuer ist, ist das ganze Thema Kreislaufwirtschaft.” Insbesondere die Verwendung nachhaltiger Baustoffe wie Holz ist derzeit noch mit deutlich höheren Kosten verbunden als konventionelle Materialien wie Beton oder Ziegel.
Wohnqualität als ganzheitliches Konzept
Neben energetischen Aspekten legt das ÖVW großen Wert auf die Gestaltung qualitativ hochwertiger Wohnräume. Ebner beschreibt den Ansatz als “zeitlose Eleganz in unseren Gebäuden”, die auch in mehreren Jahrzehnten noch ansprechend wirken soll.
Zu den weiteren Qualitätsmerkmalen zählen:
- Hoher Belichtungsanteil in den Wohnungen
- Kompakte Grundrisse mit geringen Erschließungsflächen
- Außenflächen wie Balkone oder Terrassen für jede Wohnung
- Ansprechende Grünräume zur Förderung der Biodiversität
- Integration moderner Ausstattung wie Ladestationen für Elektrofahrzeuge
Ebner betont dabei den ganzheitlichen Ansatz: “Man darf die Wohnung nicht separat ziehen. Es gibt das ganze Gebäude, man hat dort Gemeinschaftsräume, man hat die Außenflächen… Und dann ist die Wohnung natürlich auch eingebettet in das Drumherum, in die Nahversorger, Parkanlagen und was es dort auch immer gibt.”
Vision: Nachhaltige Baustoffe im leistbaren Wohnbau
Für die Zukunft formuliert Ebner eine klare Vision: “Das ist meine Vision, dass hier wirklich auch in Zukunft das nachhaltige Bauen im Sinne von nachhaltigen Baustoffen auch noch günstiger wird und auch hier Einzug findet im leistbaren Wohnbau.”
Die Integration von Ladelösungen des Verbunds in die ÖVW-Objekte stellt dabei einen konkreten Schritt dar, um moderne Infrastruktur bereitzustellen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Fazit: Balance von sozialen und ökologischen Zielen
Gerald Ebners Ausführungen verdeutlichen das Spannungsfeld, in dem sich gemeinnützige Wohnbauträger bewegen: Einerseits müssen sie leistbaren Wohnraum bereitstellen, andererseits sind sie gefordert, ökologische Nachhaltigkeitsziele umzusetzen und zukunftsfähige Wohninfrastruktur zu schaffen.
Die Strategie des ÖVW zeigt, dass diese Ziele nicht grundsätzlich im Widerspruch stehen müssen, jedoch eine sorgfältige Balance und langfristige Planung erfordern – insbesondere bei der Dekarbonisierung des Gebäudebestands und der Integration neuer Mobilitätskonzepte.