Durchmischung Wohnen und Arbeiten
Die Innenstädte erhalten ihren urbanen Charakter wesentlich durch die Funktionsmischung von Wohnen und Arbeiten und auch durch Geschäfte, Restaurants usw. Die Attraktivität der Innenstädte hängt damit wesentlich von der Erhaltung dieser Mischung und der Vielfalt von Betriebsformen ab.
Der ideale Branchenmix
Von Bedeutung ist insbesondere der richtige Branchenmix, sowohl materiell (Sortiment) als auch räumlich (Lage). Für die materielle Seite des Branchenmix sind die Betriebsinhaber „zuständig“ (Kooperation und Absprachen zwischen den Detaillisten, allenfalls unter Beiziehung eines Marktforschers/Unternehmensberaters). Bei der räumlich „richtigen“ Anordnung kann und soll die Stadtplanung den Investoren beratend zur Seite stehen.
Fehlende Kooperation führt zu “Ladensterben”
Die aus Gründen der Konkurrenz zunehmende Tendenz zur Konzentration der Betriebe und das damit verbundene „Lädelisterben“ sind lange Zeit unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle von Unternehmervereinigungen, Verwaltung und Politikern geblieben. Die oftmals fehlende intensive Kooperation von privaten und öffentlichen Akteuren ist so für den schleichenden Attraktivitätsverlust der Innenstädte verantwortlich. Demzufolge ist häufig eine nur halbherzige Inangriffnahme von Maßnahmen zur Revitalisierung der innerstädtischen Zentren erkennbar, die so letztlich ihr Ziel verfehlen müssen.
Das Zentrum fördern
Die Schweizer Städte weisen von alters her aufgrund ihrer baulichen Struktur meist ein eindeutiges Zentrum auf. Dieses gilt es unter geschäftlichen Gesichtspunkten zu erhalten. Dazu gehört die Bemühung um die Sicherung vorhandener alter betrieblicher Standorte und die Abwehr von Umnutzungsprozessen im Zentrum (z. B. für öffentliche Einrichtungen, Parkings). Es gehört auch die Bemühung dazu, eventuell bestehende Streulagen und „zweitklassige“ Standorte aufzulösen und die Betriebe im eigentlichen Zentrum unterzubringen. Der Entstehung neuer Streulagen sollte entgegengewirkt werden, insbesondere dann, wenn sie durch einzelne größere Geschäftskomplexe herbeigeführt wurden. Hier sollten öffentliche Stellen und Private am gleichen Seilende zu ziehen versuchen.
Schwierige Aufgabe für Stadtplanung
Was die räumliche Gestaltung des Geschäftszentrums in den gewachsenen Innenstädten angeht, so stellt dies die Stadtplanung vor schwierige Aufgaben. Die veränderten Einkaufsgewohnheiten mit der Tendenz zu „Mehrfachbesorgungen“ begünstigen Häuser, die „alles unter einem Dach“ anbieten. Soll die Geschäftsstruktur in den Innenstädten erhalten bleiben, so erfordert dies eine genaue Abstimmung und Feinplanung von guter Erreichbarkeit mit Pkw oder öffentlichem Verkehrsmittel (Zufahrtsstraßen, Parkplätze) und verkehrsberuhigtem Einkaufsbereich (Fußgängerstraßen, enge räumliche Zusammenballung der Geschäfte in fußläufiger Ausdehnung – 15-Minuten-Radius). Zentren, die diese Forderungen nicht erfüllen, sind tendenziell gefährdet.
Das Niveau der Waren und Dienstleistungen
Die Attraktivität der Innenstadtzentren hängt weniger von ihren Grundangeboten als vom „höheren“ Niveau der angebotenen Waren und Dienstleistungen ab. Gefährdet wird die Innenstadtattraktivität durch das Eindringen von Nutzungen, die keine oder nur wenig zentrale Bedeutung haben und damit nicht oder nur wenig Kaufkraft aus dem Umland binden (z. B. Spielsalons, Schnellgastronomie, Lebensmittelgeschäfte). Dem können nur die Betriebsinhaber selbst entgegenwirken.
Miteinander statt gegeneinander
Eine der zu wenig ausgeschöpften Möglichkeiten zur Erhaltung der Attraktivität der Innenstädte liegt in der Kooperation der Betriebsinhaber untereinander. Die Innenstadtvereinigungen könnten hier eine gute Plattform bilden, wenn es gilt, Gemeinschaftswarenhäuser zu planen, Nutzungskonzepte in Auftrag zu geben oder andere, einfachere Standortkooperationen zu bilden, um die erwähnte und für die Zentren so wichtige richtige räumliche Branchenmischung und -anordnung zu erreichen.
Quartiere gefährden die Städte nicht
Funktionsfähige, der Nahversorgung dienende Quartierzentren in den Quartieren größerer Städte (mit Lebensmittelgeschäft, Bäcker, Metzger, Drogerie, Apotheke, Coiffeur, Bankfiliale, Quartierbeiz) gefährden die Innenstadt keineswegs. Bei der Planung von Quartierzentren ist allerdings zu beachten, dass gewisse Mindesteinzugsbereiche (etwa 3.000 Einwohner) für die Existenzfähigkeit der Betriebe erforderlich sind.
Verheerende Wirkung der EKZs am Stadtrand
Verheerend für den Einkaufsstandort Innenstadt wirken – trotz gestiegener Benzinpreise und damit höherer Kosten – die allenthalben entstandenen größeren Einkaufszentren am Stadtrand oder außerhalb der Stadt. Sie sind als Malls beziehungsweise Shop-in-the-Shop-Zentren ausgestaltet, dadurch erhöht sich der Kaufkraftabzug aus der Innenstadt wesentlich. Der weiteren Ansiedlung derartiger Handelsformen gilt es im Interesse der Innenstädte entgegenzuwirken.
“Außendarstellung” der Innenstädte
Neben diesen Maßnahmen spielt natürlich insbesondere die „Außendarstellung“ der einzelnen Betriebe eine große Rolle für die Erhaltung der Anziehungskraft der Innenstädte. Das betrifft die betriebsindividuelle Sortimentsgestaltung, Produktideen, Ladengestaltung, Dekoration, Bedienung usw. Diese Faktoren gewinnen gerade in Zeiten starker Marktsättigungen und kaum noch steigender Einkommen an Bedeutung, und hier haben die traditionellen Fachgeschäfte der Innenstädte wesentliche Konkurrenzvorteile gegenüber den Discountanbietern. Um diese Vorteile zu nutzen, bedarf es zum Teil der Beratung und Unternehmerschulung.