Geht es nach den Teilnehmern des letzten KI-Panels bei der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), sollten die kommenden zwei Jahre für die Immobilienwirtschaft im Zeichen der Wissensverbreitung zum Thema „KI und Innovation“ stehen. Am wahrscheinlichsten sei die Anwendung von KI dort, wo man die Nutzung der Technologie gar nicht mitbekommt, weil der gestiftete Nutzen im Vordergrund steht.
Beispielsweise verlassen sich für die reibungslose Schadensabwicklung heute schon viele Mieter auf die App ihrer Hausverwaltung. Beim Serviceanbieter iDWELL wird dafür im Hintergrund ein KI-gesteuerter Workflow-Bot eingesetzt, ohne dass es den Nutzerinnen und Nutzern bewusst ist. Diesen hat das heimische Proptech-Start-up vor drei Jahren mit einem Projektvolumen von einer knappen halben Million Euro zur Marktreife gebracht.
Heute sind damit bereits rund eine Million Wohneinheiten versorgt, und der Immobilienunternehmer Oliver Brichard, der in das Unternehmen frühzeitig investiert hat, kann dank seiner Online-Hausverwaltung entspannt in die Zukunft blicken. Bedeutende andere Marktteilnehmer haben mittlerweile nachgezogen und das Service ebenfalls integriert. Die BIG hat sich dafür vor zwei Jahren am KI-Start-up AMPEERS ENERGY beteiligt. Laut Geschäftsführer Hans-Peter Weiss waren strategische Gründe ausschlaggebend: „Dies war ein weiterer konsequenter Schritt in der Dekarbonisierung der BIG-Liegenschaften.“
Vorausdenkend
In der BUWOG widmet man sich dem Thema künstliche Intelligenz sehr gezielt. „Wir sehen es als Teil unserer Verantwortung, Innovation voranzutreiben“, sagt Andreas Holler, Geschäftsführer des Unternehmens. Das Motto sei: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ Mögliche Anwendungsfelder in der Zukunft sieht er zum Beispiel im Bereich der datenbasierten Entscheidungsempfehlung. Dazu nennt Holler die folgenden Beispiele: „die Erstellung von Planungsvarianten, Vorschläge für Sanierungs- und Dekarbonisierungsmaßnahmen sowie die Bewertung von Immobilien“. Beim Thema Kundeninformation erwägt man bei der BUWOG ebenfalls den Einsatz von KI. Weiters soll in Zukunft die Ablage sowie Bearbeitung von Dokumenten mittels KI vereinfacht und dadurch beschleunigt werden. Auch über die Kontrolle von Verträgen per KI wird nachgedacht. „Wir analysieren neue Technologien und Innovationen zuerst in einem Testumfeld und prüfen, inwieweit wir sie für uns am besten nutzen können“, sagt Holler und verweist außerdem auf eine begleitende Analyse bei den Auswirkungen für die internen Prozesse. Pilotprojekte und Wissensaufbau seien hilfreich, die Einführung sollte schrittweise erfolgen.
KI-Strategien
Gefragt nach dem Stand der Dinge in der Branche, sieht Holler viel Potenzial, aber auch Handlungsbedarf auf breiter Front, „angefangen bei der strukturierten Aufbereitung von Daten für die Verarbeitung durch KI über den Aufbau von Know-how bis hin zur Testung von verfügbaren KI-Lösungen im Unternehmen“. Die erst kürzlich erfolgte gesellschaftliche Durchdringung mit dem Thema würde für viele Anlass geben, sich damit zu beschäftigen. Das stellt man auch bei WK-Development fest, wobei der Geschäftsführer, Maxim Zhiganov, die Vorteile im Vertrieb hervorhebt: „KI-Chatbots können sehr gut in der Kundenkommunikation eingesetzt werden.“ Kundenfragen rund um die Uhr selbsttätig zu beantworten und Informationen über Immobilien bereitzustellen oder Besichtigungstermine zu vereinbaren, das sei schlichtweg effizient und deswegen gut. „Mittels KI können Immobilienangebote außerdem in personalisierter Form für Kunden erstellt werden, also basierend auf den individuellen Präferenzen“, meint Zhiganov. Attraktiv findet man bei WK-Development außerdem die Möglichkeit der prädiktiven Bewertung beim Ankauf von Grundstücken.
Gebäude und KI
Beim Gesamtdienstleister der Bau- und Immobilienwirtschaft DELTA ist mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz sogar das Infragestellen des Geschäftsmodells kein Tabu mehr. „Unserer Einschätzung nach wird KI unser Geschäft maßgeblich beeinflussen“, sagt Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der DELTA Gruppe. „Wir haben derzeit ein KI-Projekt laufen, bei dem wir die Anwendungen auf drei unterschiedlichen Ebenen prüfen“, so Kradischnig und verweist neben der strategischen Ebene noch auf das Planungs- und Risikomanagement mit BIM sowie auf die Büroebene mit KI-gestützten Methoden bei E-Mails, Übersetzungen und dergleichen. Beim heurigen FM-Day machten sich Facilitymanager ebenfalls Gedanken über die Einführung von KI, in diesem Fall für den Gebäudebetrieb. Im Rahmen der Veranstaltung durften sich Start-ups präsentieren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unter Zuhilfenahme von KI Brüche im Monitoring zwischen den einzelnen Gebäudetechniken zu schließen. NeoTwin mit einer Plattform-Lösung, VIRIDAD mit einer EU-Taxonomie-Lösung, einmal mehr greenpass sowie Secontrade als beliebtestes Start-up des Abends waren unter anderem dabei. Mit nista und twingz wurden beim FM-Day aber auch klassische AI-Start-ups für die Datenanalyse empfohlen. BrainBox AI mit Standort Österreich hätte überhaupt eine Plug-and-play-Lösung für Gebäude. – Auch wenn manche sich dazu erst noch eine Meinung bilden müssen, ist das denkende Gebäude also bereits Realität.