Parallele Herausforderungen in urbanen Zentren
Die vielen Unsicherheiten, die den globalen Wohnungsmarkt prägen, spiegeln sich sowohl in Wien als auch in Seoul wider. Karsai betont: „Das Thema scheint weltweit überall sehr ähnlich zu sein: der knappe Wohnraum in urbanen Bereichen, die Leistbarkeit des Wohnens." Diese parallelen Herausforderungen haben in beiden Metropolen zu vergleichbaren Lösungsansätzen geführt, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und regulatorischen Rahmenbedingungen.
Innovative Konzepte im transnationalen Vergleich
Im Mittelpunkt des fachlichen Austauschs stand ein 13 Jahre altes STUWO-Projekt – ein integrierter Wohnkomplex, in dem Studentenwohnheim und konventionelles Wohnhaus koexistieren und bestimmte Infrastrukturen gemeinsam nutzen. „Man hat sich bei diesem Projekt überlegt, gewisse Bereiche gemeinschaftlich zu nutzen zwischen dem Wohnhaus und dem Studentenwohnheim", erläutert Karsai. „Ressourcen- und platzschonend wurden gemeinschaftliche Anlagen errichtet, die auch dem Wohnhaus zugutekommen."
Die koreanischen Gäste präsentierten ihrerseits das Konzept des „Safety Housing" – ein in Seoul etabliertes Modell für junges Wohnen, das auf Micro-Apartments mit gemeinschaftlich genutzten Funktionsräumen setzt. „Seoul hat ähnliche Lösungen mit ‘Safety Housing’ geschaffen – Micro-Apartments mit gemeinschaftlich genutzter Küche und Waschküche", beschreibt Karsai die Parallelen zum eigenen Ansatz.
Gemeinschaft als zentraler Faktor in beiden Konzepten
Besonders bemerkenswert erscheint die übereinstimmende Fokussierung auf den Gemeinschaftsaspekt in beiden Wohnmodellen. „Dieses ‘Safety Housing’ in Seoul betrifft nicht nur die physische Sicherheit der Bewohner, sondern es geht eher um diesen Gemeinschaftsgedanken – auch gegen die Vereinsamung der jungen Menschen anzugehen, indem man Möglichkeiten bietet, sich kennenzulernen und sich im Haus zu treffen", erläutert Karsai die tiefere soziale Dimension des koreanischen Ansatzes.
Diese Kongruenz der Zielsetzungen bestätigt die STUWO in ihrem Konzept: „Wir nehmen mit, dass der Weg, den wir beschreiten – dieses Angebot für unsere Studenten zu schaffen, zu sagen: Vernetzt euch, kommt hier an, fühlt euch sicher, fühlt euch in einer Gemeinschaft geborgen – der richtige ist."
Studentenwohnheime als Standortfaktor im internationalen Wettbewerb
In beiden Metropolen wird der Zusammenhang zwischen attraktivem, leistbarem Wohnraum für Studierende und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Bildungsstandorts erkannt. „Der Unterschied ist nicht groß bei den Bedürfnissen und bei den Problemen zwischen den koreanischen Studenten und denen bei uns", konstatiert Karsai.
Für Wien als internationalen Bildungsstandort mit hohem Anteil ausländischer Studierender stellt sich die Frage der Wohnraumversorgung mit besonderer Dringlichkeit. Die Anforderungen dieser Zielgruppe beschreibt Karsai präzise: „Es ist für ausländische Studenten ganz wichtig, hierher zu kommen, zu wissen, wo ihr Platz ist, hier keine großen Investitionen noch in andere Dinge wie Möbel und sonstige Dinge machen zu müssen."
Ausblick und Transferpotenzial
Der Austausch zwischen Wien und Seoul illustriert das enorme Potenzial transnationaler Lernprozesse im Bereich des sozialen Wohnbaus. Karsai fasst die Perspektive zusammen: „Ich glaube, Seoul hat einiges mitgenommen für ihre eigenen Häuser und für dieses Konzept der ‘Safety Housing’ Systeme."
Die Implementierung konkreter Elemente aus dem Wiener Modell in Seoul – „Wir beobachten, ob die ersten Häuser in Seoul künftig auch einen Fitnessraum, Musikstudios, Musikräume und Studierräume oder sonstige Wellness-Bereiche haben" – verdeutlicht die praktische Relevanz des Erfahrungsaustauschs.
In der Synthese der unterschiedlichen Ansätze liegt möglicherweise der Schlüssel zu zukunftsfähigen Modellen des studentischen Wohnens in beiden Metropolen. Die Kombination aus gemeinschaftsfördernden Raumkonzepten, leistbaren Preisstrukturen und nachhaltigen Fördermodellen könnte eine tragfähige Antwort auf die globalen Herausforderungen urbaner Wohnraummangel darstellen.
Der wechselseitige Austausch zwischen Wien und Seoul unterstreicht die internationale Vorbildwirkung des sozialen Wohnbaus und eröffnet Perspektiven für eine nachhaltige Weiterentwicklung unter Berücksichtigung kulturspezifischer Faktoren. Die Wertschätzung des Wiener Modells durch internationale Delegationen verdeutlicht dessen anhaltende Relevanz – und verpflichtet gleichzeitig die lokalen Entscheidungsträger, die notwendigen Rahmenbedingungen für dessen Fortbestand zu gewährleisten.