Wie sehen Sie die Entwicklung des Hotelmarkts in Wien?
Ploberger: Wien hatte in gewissen Kategorien von Hotels einen enormen Aufholbedarf. Das gilt für Luxushotels und für die eher Lifestyle-orientierte Hotellerie. Wir haben diese Lücke teilweise gefüllt und bringen weiterhin interessante Produkte auf den Markt.
Wenn ich die steigenden Touristenzahlen in Wien betrachte, dann sehe ich in absehbarer Zeit keinen Oversupply an Hotelbetten. Trotz allem zeichnet sich aber ab, dass Produkte, die nicht mehr zeitgemäß sind, unter Druck kommen werden.
An welchen Produkten sind Investoren interessiert?
Ploberger: Alles wird gesucht. Das ist abhängig vom Investor. Der eine kauft Projekte mit Pachtverträgen, der andere will am wirtschaftlichen Erfolg partizipieren und sucht Hotels mit Managementverträgen.
Wie sehen Sie das Thema Digitalisierung?
Ploberger: Eine sehr spannende Entwicklung. Die Digitalisierung hat sich am stärksten bei der Vermarktung der Hotels niedergeschlagen. Der Gast wird viel früher abgeholt, man tritt früher mit ihm in Kontakt. Die Kategorisierung ist hinfällig, da die Gäste nicht mehr nach Sternen suchen, sondern nach Locations, Preisen, Geschichten und Hotels, die ihnen gefallen. Im Internet ist das problemlos möglich. Wenn ein Produkt gut ist, dann wird es von den Menschen gefunden.
Die Uniformität, dass die Hotels einer Marke in allen Städten gleich ausgesehen haben, hat sich in Richtung Individualität verschoben, mit dem lokalen Touch. Der Hotelgast will wissen, wo er ist. Er möchte nicht mehr wie früher, dass jedes Hotel einer Marke aussieht wie das andere, egal, wo es steht. Er möchte die Stadt erkennen, wenn er in einem Zimmer ist.
Man darf auch nicht unterschätzen, dass sich die Reichweite des einzelnen Gastes durch Social Media enorm verändert hat.
Inwiefern?
Ploberger: Wir hatten heuer einen Tag vor der Eröffnung des Andaz ein Bloggerevent. Blogger haben einen enormen Einfluss auf ihre Community – im Positiven wie im Negativen, und daher muss bei der Eröffnung des Hotels schon wirklich alles passen.
Welche Rolle spielen Hotels bei Quartiersentwicklungen der SIGNA?
Ploberger: In allen unseren Quartiersentwicklungen versuchen wir den idealen Produktmix in das Quartier zubringen, von Büro, Wohnen, Hotel und Retail bis zu anderen Ideen. Für uns zählt in so einem Fall nicht das Einzelprojekt, sondern die Umwegrentabilität. Das macht Konzepte sehr spannend, und wichtig ist, das sie stimmig sind. Das haben wir auch beim Goldenen Quartier gesehen. Wir haben Flagshipstores in unser Quartier bekommen, weil wir dort ein internationales Fünfsternehotel errichtet haben.
Auch bei Einzelprojekten achten wir auf den Mix. So haben wir im „Leiner“ in der Mariahilfer Straße zwar ein Kaufhaus geplant, aber das ergänzen wir mit einem tollen Lifestyle-Brand-Hotel.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit mrp-hotels