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Wie auf einer Bühne

„Hotellerie ist wie eine große Bühne. Man muss das gerne machen“, meint Rupert Simoner. Dass das nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern seine Passion, beweist er als CEO von Vienna House (vormals Vienna International), Österreichs größter unabhängiger Hotelgruppe.

Können Sie kurz über den Start bei „Vienna International“ erzählen?

Simoner: Ich kenne die beiden Eigentümer, Franz Jurkowitsch und Georg Folian, schon von früher, als ich bei der Luxushotelgruppe „Kempinski“ tätig war. Wir haben damals zwei gemeinsame Projekte abgewickelt und uns dabei auch als Geschäftspartner sehr gut kennengelernt.

Aus weiteren Gesprächen ergab sich dann die Opportunity, die Hotel-Gruppe „Vienna International“ zu übernehmen. Ich muss gestehen, dass mir das Unternehmen bzw. das Portfolio nicht sehr viel gesagt hat, aber ich habe in unseren Gesprächen festgestellt, dass beide Eigentümer ein Gespür haben, wohin und wie sich Dinge entwickeln können und dass das Unternehmen von der Basis her gut aufgestellt war. Ich wollte es aber nur unter einer Voraussetzung übernehmen.

Unter welcher?

Simoner: Die beiden Gründer haben „Vienna International“ 25 Jahre lang erfolgreich aufgebaut. Meine Frage war: Wohin gehen wir die nächsten 25 Jahre. Und daran knüpfte sich meine Bedingung: Wenn ich das Unternehmen als CEO übernehme, dann stellen wir es neu auf die Beine und werden das Konzept neu zeichnen. Das war gleichzeitig eine unglaubliche Chance und eine großartige Herausforderung: ein Unternehmen, das man komplett neu gestalten kann.

Und Ihr Engagement bei „Kempinski“?

Simoner: Ich hatte eine wirklich spannende und abwechslungsreiche Zeit bei Kempinski, und es gab überhaupt keinen Grund, mich zu verändern. Aber ich wollte die Chance wahrnehmen, auf einem weißen Blatt Papier eine eigene Firma zu kreieren.

Franz Jurkowitsch und Georg Folian waren auch für eine grundlegende Veränderung?

Simoner: Wir waren alle drei bereit, den „Reset“-Knopf zu drücken, und haben uns Gedanken gemacht, welchen Weg wir gehen wollen. Das hätte auch eine komplett andere Richtung sein können. Unser Plan war „creative Demolition“ – und der ist aufgegangen. Wobei mir der Reset sehr leicht gemacht wurde.

Inwiefern?

Simoner: Die Qualität der Hotels war sehr gut, und ich habe ein Team vorgefunden, das sagte: Los geht’s! Die Leute waren im Prinzip in den Startlöchern und bereit, etwas zu verändern. Wir haben den Mitarbeitern unsere Ideen und Denkweisen präsentiert und sie mit an Bord geholt, sich einzubringen. Als Führungspersönlichkeit braucht man zwar eine starke Vision, aber man muss auch seinem Team zuhören und dessen Meinungen annehmen.

In einem weiteren Schritt haben wir das Portfolio verändert und einige Häuser verkauft, die nicht in das neue Konzept gepasst haben, und neue erworben. Zudem suchen wir auch weiterhin neue Hotels.

Damit kommen wir zur Idee von Vienna House

Simoner: Der Markt hat sich sehr verändert, und die Hotelindustrie ist mit einem Konzept nach dem anderen auf den Markt gekommen. Wir müssen nicht anderen hinterherlaufen, das interessiert auch unsere Kunden nicht. Es gibt drei Grundprinzipien: Wir bleiben europäisch, wir eignen uns nicht den Lifestyle, sondern den Zeitgeist an, und ich will absolute Individualität unter einer Marke. Eine Nische zwischen Privathotellerie und Massenhotellerie. Die Gäste sollen in unsere Hotels kommen, sich hinsetzen und einfach wohlfühlen. Das ist auch ein Grund, warum wir uns bei unserem Relaunch Anfang 2016 „House“ und nicht „Hotel“ genannt haben. Wir wollen lässige und pfiffige Hotels entwickeln.

In welchen Ländern?

Simoner: Zusätzliche zu unseren bestehenden Standorten zwischen Havanna und Bangkok und zwischen Helsinki und Rom. Es muss die Destination zu unserem Konzept passen, und es müssen die Projekte zu uns passen. Man redet immer von Paris, aber es gibt einige andere gute Standorte in Frankreich. In Bangkok wäre ein historisches Gebäude wie das alte Zollgebäude mit seiner Kolonialfassade interessant, oder ein altes chinesisches Warehouse. Die kubanische Regierung ist an uns herangetreten, da wir nicht zu einem großen Konglomerat gehören, und sie haben uns angeboten, uns in Havanna umzusehen. Bei jedem Projekt überlegen wir sehr genau: Kann ich aus dem angebotenen Projekt etwas Lässiges machen, wie ist die Qualität des Standortes, haben wir einen Markt, und gehen auch unsere Kunden dorthin?

Welche neuen Ideen haben Sie?

Simoner: Wir haben noch so viele Ideen, wie wir unser Profil weiter schärfen können, wie wir am Markt neue Maßstäbe setzen können, wie wir Hotellerie definieren und ermöglichen. Diese auszuführen, würde das Interview sprengen. Zum Beispiel würde mich interessieren, in einer Stadt zwei oder drei kleine Häuser zu einem innovativen Guesthouse zusammenzufassen.

Außerdem überlegen wir uns derzeit eine komplett neu definierte Resort-Hotellerie. Wie erhalte ich die Seele eines Gasthofes und bringe diese in das 21. Jahrhundert? In der Stadt-Hotellerie ist viel passiert in den letzten Jahren, aber nicht bei den Resort-Hotels.

Wie weit sind Sie mit dem Umbau der Hotelgruppe?

Simoner: Wir haben uns gewandelt zu einem Unternehmen, welches alles unter einem Dach vereint. Unser Ziel ist in den kommenden Jahren: ein Drittel Eigentum, ein Drittel Pacht und ein Drittel Management. Ich möchte ein Portfolio von Hotels wie eine Familie: Es kann jedes anders sein, aber es soll zu einer Familie gehören. Und jedes soll sich weiterentwickeln, denn Hotellerie ist etwas, das sich ständig in Bewegung und Veränderung befindet.

Wir sind mit dem Umbau noch nicht fertig, werden aber bereits am Markt sehr positiv wahrgenommen. Das sehe ich an der stark angestiegenen Anzahl von interessanten Projekten, die uns aktiv angeboten werden, und auch, wie viele und welche Menschen sich bei uns bewerben. Als ich bei Vienna International begonnen habe, waren es sieben Projektangebote, jetzt arbeiten wir an mehr als 70.

Obwohl sie noch im Umbau sind, hat im Februar ein Immobilieninvestor aus Thailand alle Aktien an Vienna House übernommen.

Simoner: Wir haben genau den strategischen Partner gefunden, den wir gesucht haben. Einen starken Shareholder, der mir bereits seit längerem vertraut ist. Die Idee, unsere Marketingstrategie und unsere Konzepte haben ihnen gefallen. Wir haben einen Investor gefunden, der so wie wir will, dass die Firma wächst, und der unsere Vision auch mitträgt.

Mit freundlicher Unterstützung von MRG.

Neuer Alleinaktionär bei Vienna House bestätigt

Wien, 1. Juni 2017 – Das gesamte Aktienpaket der Vienna International Hotelmanagement AG (Vienna House) ist von Vienna House Capital übernommen worden. Der Vertrag, der Mitte Februar unterzeichnet wurde (Signing), wurde in den letzten Monaten für das Closing vorbereitet, kartellrechtlich geprüft und ist am 31. Mai 2017 bestätigt worden. Vienna House Capital ist die österreichische Tochtergesellschaft der thailändischen U City PCL (U City) mit Sitz in Wien.

Zusätzlich zu dem gesamten Aktienpaket sind sieben Hotelimmobilien sowie die Pachtgesellschaft für das andel’s by Vienna House Cracow, die im Besitz der Warimpex Gruppe und in Anteilen bei der UBM Development AG waren, übernommen und in die Vienna House Gruppe eingebracht worden. Die Gesamttransaktion beläuft sich auf einen Wert von rund 335 Millionen Euro. Alle erworbenen Hotels befanden sich bereits im Management von Vienna House.

U City ist ein börsennotiertes thailändisches Immobilien-Investitionsunternehmen, dessen Hauptaktionär, die familiengeführte BTS Gruppe (BTSG), eines der größten börsennotierten Unternehmen Thailands mit einer Marktkapitalisierung von 2,7 Milliarden Euro, ist. Mit der Familie, rund um den Vorsitzenden Keeree Kanjanapas und seinen Sohn Kavin Kanjanapas (CEO), hat Vienna House genau den strategischen Partner gefunden, der die gleiche Vision für die Hotellerie teilt und die wirtschaftlichen Ziele von Vienna House unterstützt.

„Für Vienna House bedeutet diese Veränderung eine Stärkung der Kapitalstruktur, um weitere Investments in internationales Wachstum, Unternehmensentwicklung und zukunftweisende Serviceleistungen sicherzustellen. Das heißt, unsere Strategie zielt auf Wachstum durch Management- und Pachtverträge und durch passende Zukäufe einzelner Objekte sowie ganzer Portfolios hin. Auf den Bereichen strategisches Asset Management und Akquisition wird ein starker Fokus von mir liegen“, erklärt Rupert Simoner, Vorstandsvorsitzender von Vienna House.

Der Vorstand setzt sich mit 1. Juni 2017 aus Rupert Simoner, Chief Executive Officer, Martin Ykema, Chief Operating Officer, und neu aus Johanna Weichselbaumer, Chief Financial Officer, und Daniel Ross, Chief Investment Officer, zusammen. Weichselbaumer, die seit über 25 Jahren für die Hotelgruppe arbeitet, war an dem Transaktionsprozess maßgeblich mitbeteiligt. Ross wird in seiner dualen Funktion, als CIO von Vienna House und BTSG, gemeinsam mit Simoner das Unternehmen durch Investments in den Ausbau des Portfolios weiterentwickeln.

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Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:

Rupert Simoner

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    10.07.2017
  • um:
    15:24
  • Lesezeit:
    6 min
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