Gerald Gollenz, Obmann-Stellvertreter im Fachverband der WKÖ:
Man muss sich einmal klar werden in den entsprechenden Gremien über die kommenden Gesetze, die unsere Branche betreffen. Wenn man so wie wir im latenten Bereich arbeiten muss, dann ist man arm. Wir wissen oft nicht: Kommt jetzt ein Gesetz, kommt es nicht, in welcher Form, und Ähnliches.
Als Bauträger wird es für uns insofern spannend, als man auf weniger Grund besser und mehr bauen muss. Aber grundsätzlich ist immer noch alles interessant.
Reinhold Lexer, Obmann-Stellvertreter im Fachverband der WKÖ:
Für die Makler wird es im Bereich der Vermittlung von Mietwohnungen sehr eng werden, weil sich die gesetzlichen Voraussetzungen wahrscheinlich verschlechtern. Ein Ausweg aus meiner Sicht wäre eine veränderte Möglichkeit der Provision, wie zum Beispiel eine Abrechnung über drei Jahre oder über die Betriebskosten. Wir müssen in der Richtung kreativer werden und sollten nicht nur mauern.
Beim Eigentum verschärft sich der Unterschied zwischen Stadt und Land dramatisch, wenn man überlegt, dass die Infrastruktur am Land wegfällt und es einen starken Zuzug in die Ballungsräume gibt.
Ich finde, dass es zu wenig ist, wenn die Wohnungssuche einseitig mit Neubau beantwortet wird. Die Innenstädte gewinnen ja an Bedeutung, und daher sollte auch danach getrachtet werden, in den vorhandenen Immobilien mehr Wohnraum zu schaffen. Man muss im Altbau etwas tun.
Hans Jörg Ulreich, Bauträgersprecher der WKÖ:
Die Herausforderung ist, dass die Regierung anfangen sollte zu agieren, und die Immobilienwirtschaft sollte da auch mehr Druck machen. Wir müssen endlich anfangen. Weiterwurschteln geht nicht. Es kommen massive Herausforderungen auf uns zu, da greifen die alten Rezepte nicht mehr, und wir brauchen neue Ideen und Konzepte. Wir müssen auch mutig sein, das auch zuzulassen und umzusetzen. Wenn uns nach einer getroffenen Entscheidung wieder etwas Besseres einfällt, dann muss man eben die Rahmenbedingungen wieder anpassen. Aber nichts tun ist das Schlechteste. Wie im Kleinen, so im Großen.
Alois Reikersdorfer, Remax Austria:
Die gesamte Branche befindet sich mitten in einem umfassenden Veränderungsprozess. Die Veränderung wird in den nächsten Jahren spürbarer als uns derzeit bewusst ist.
Ein Makler soll zwar neue Technologien entsprechend nutzen, aber er soll auch genau hinschauen, ob es den wirtschaftlichen Aufwand beim Tagesgeschäft tatsächlich steigert und ihm nicht mehr von der Tätigkeit und dem Income wegnimmt.
Was ich aber nach wie vor forcieren würde: dass alle Immobilienobjekte in Österreich auf einer Plattform zu finden sind, und dass alle Makler verpflichtet wären, daran teilzunehmen, und dass sie auch verpflichtet sind, Gemeinschaftsgeschäfte im Sinne der Konsumenten zu tätigen. Nur wenn wir in einem gemeinschaftlichen Sinn handeln, haben wir eine Zukunftsberechtigung.
Weiters denke ich, dass mittelfristig über eine Abgeberprovision bei Miete und Kauf nachgedacht werden muss.
Georg Flödl, Vorstand des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI):
Wir befinden uns in einem starken Spannungsfeld zwischen Gesetzgebung, Belastungen, die kommen und gekommen sind, und dem Bedarf an Wohnraum. Mit der Wohnrechtsnovelle 2015 und der Steuerreform 2015 wird das Arbeiten nicht leichter gemacht, sondern die Wohnungswirtschaft wird überproportional belastet.
Der Diskussion über leistbaren Wohnraum kann nur mit mehr Wohnraum begegnet werden, aber der Gesetzgeber beschneidet uns mehr als er Anreize setzt, um diese Herausforderungen zu meistern.
Christian Hrdliczka, Obmann-Stellvertreter der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WK Wien:
Die Rahmenbedingungen aus der Politik sind nicht einfach, aber wir sollten viel eher darüber nachdenken, welche Standards für uns wichtig sind, als zu warten, was uns vorgegeben wird.
Wir sollten so viel Selbstbewusstsein haben, von uns aus zu diskutieren, wo wir hinwollen, bevor uns jemand anderer sagt, wo wir hinsollen.
Wir sollten offen sein für moderne Denk– und Handlungsweisen. Wir müssen uns neu erfinden – sowohl als Makler als auch als Verwalter, damit wir jene Lügen strafen, die meinen, dass es unseren Berufsstand bald nicht mehr geben wird. Das könnte allerdings zutreffen, wenn wir dort beharren, wo wir derzeit sind.
Was für die Kunden wichtig sein wird in der Zukunft, ist eine ordentliche Beratungstätigkeit und Service. Das kann die Technik nicht bieten. Das sind genau die Bereiche, in denen wir eine große Chance für die Zukunft haben. Wir müssen uns dem Kunden zuwenden und das mit einer entsprechenden Basiskompetenz untermauern können. Es darf niemand am freien Markt herumlaufen, der nicht weiß, wovon er spricht, und der nicht eine entsprechende Basisausbildung hat.
Thomas Kozak, Präsident des Vereins intelligentes Wohnen:
Wir werden verstärkt intelligente Lösungen brauchen, die speziell den Bereich alte Menschen und gehandicapte Personen betreffen. Die demografische Entwicklung ist in unserem Bereich für die kommenden Jahre signifikant. Es gibt zu wenige Senioren- und Pflegeheime, und es wird ohnehin danach getrachtet, Hilfe und Pflege zu Hause zu organisieren, um ältere Menschen nicht aus ihrem Umfeld herauszureißen. Hier wird die Technik unterstützend eingreifen, durch technische Hilfsmittel und Lösungen mit direktem Kontakt zu Ärzten, Pflegepersonal, Physio- und Psychotherapeuten und Ähnlichen, die ins Haus kommen und eventuell über eine gemeinsame Plattform koordiniert werden.
Christian Ofner, REAMIS AG:
Ich glaube, dass das Thema Transparenz eine große Rolle spielen wird, so wie die Kommunikation und das Dokumentenmanagement.
Wenn ich eine Immobilie verkaufe, dann habe ich bessere Verkaufschancen, wenn ich das Objekt genau dokumentiert habe. Die gesamten Informationen rund um die Immobilien müssen in den kommenden Jahren zusammenwachsen und eine bessere Transparenz gewährleisten. Damit kann ich auch zukünftig besser meine Investitionen planen, wenn ich weiß, welche Kosten und Investitionen in nächster Zeit auf mich zukommen.
Oliver Brichard, Hausverwaltung & Immobilienverwaltung Brichard:
Die große Herausforderung ist, leistbaren Wohnraum auf den Markt zu bringen. Die Einkaufspreise für Grundstücke sind so hoch, und alle gehen von einer Preisentwicklung aus, die es nicht mehr gibt. Das wird die Herausforderung für Bauträger und Entwickler sein. Einfacher Wohnraum ist gefragt, aber die Grundstücke lassen keine erschwinglichen Preise zu. Bei hochpreisigen Wohnungen ist der Markt derzeit sehr schwer, und es stellt sich die Frage, wie viele Käufer sich ein Dachgeschoß um 800.000 Euro leisten können.
Leistbaren Wohnraum können wir daher derzeit nicht produzieren, da der Einkauf der Grundstücke zu teuer ist. Die öffentliche Hand hat auch kein Geld, und die Abhängigkeit von der Förderung ist der falsche Weg.
Rudolf North, Fachgruppengeschäftsführer der Fachgruppe Wien der Immobilien- und Vermögenstreuhänder:
Die Herausforderungen werden für die Immobilienbranche sicher sein, dass sich das Wachstum der Stadt Wien beschleunigen wird – mehr als man gerechnet hat – und das Thema der Wohnraumschaffung vernachlässigt wurde. Damit meine ich aber nicht die Förderung, sondern von Seiten der Verwaltung. Die Administration und die Auflagen sind ja ein Wahnsinn. Die Kosten, die dadurch auflaufen, sind unverhältnismäßig zu den vorgegebenen Zielen. Die vom Konsumentenschutz geforderte und letztendlich überbordende Informationsflut gehört weg – die Menschen wurden entmündigt.
Es würde der Markt vermutlich besser funktionieren, wenn nicht alles so geregelt wäre. Ich möchte hier noch ein Beispiel anführen: Als der Dachgeschoßausbau „frei“-gegeben wurden, gab es viele Investoren, die Häuser entwickelten und sanierten, und damit wurde der gesamten Wirtschaft ein „Kick“ gegeben.