Was haben Menschen an Mobilität zur Verfügung?
Grundsätzlich entscheiden Menschen bei der Wahl ihres Fortbewegungsmittels zwischen ihren Beinen, dem ÖPNV und dem eigenen Fahrzeug. Heutzutage steht jedoch weit mehr zur Auswahl.
Lime, Tier, Bird, Uber, Car2Go, Drive Now: Diese Namen werden immer vertrauter, sehen wir sie doch inzwischen täglich auf den Straßen. Und das ist nur ein kleiner Teil des Spektrums an alternativen Fortbewegungsmitteln. E-Scooter, Sharing-Fahrzeuge und Taxidienste bringen Abwechslung in den üblichen Verkehr. Der übliche Verkehr bezeichnet hierbei den täglichen Wahnsinn in Städten. Staus, Lärm und Umweltverschmutzung sind Teil davon.
Neue Mobilitätsdienste wollen daran etwas ändern. Auf eines zielen sie alle ab: den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und so mehr Lebensraum und Lebensqualität in Städten zu schaffen. Den meisten neuen Mobilitätsdiensten liegt dabei ein Sharing-Modell zugrunde. Das bedeutet, ein Fahrzeug oder eine Fahrt wird geteilt. Auf dem Weg von der U-Bahn zum Büro? Ein E-Scooter steht an der nächsten Ecke, frei zugänglich für jeden, der die entsprechende App installiert hat. Mitfahrgelegenheit gesucht? Ein Blick auf die entsprechende Plattform, und schon ist jemand gefunden, der seine Fahrt teilen möchte.
Diese neuen Mobilitätsdienste können das eigene Auto ersetzen, zumindest in urbanen Gebieten. Bereits jetzt sind sie Teil unseres Stadtbilds und werden in Zukunft für eine vernetztere, flexiblere und nachhaltigere Mobilität sorgen: die neue Mobilität.
Unser Mobilitätsverhalten ändert sich
Die neue Mobilität wird nach und nach von uns adaptiert. Durch den bedächtigen Ausbau von Diensten wie Carsharing konnten wir uns langsam an den Mobilitätswandel gewöhnen. Die Akzeptanz für alternative Lösungen steigt, der Markt wächst. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Autoverkehr immer weniger erträglich erscheint und Klimaschutz an Relevanz gewinnt. Städte, Unternehmen und Reisende unterstützen dieses neue Mobilitätsverhalten.
Immer mehr Carsharing-Dienste kommen auf den Markt, E-Scooter-Anbieter lassen sich mit millionenfachen Fahrten sehen. Nach einer Erhebung des Bundesverbands Carsharing gab es in Deutschland Anfang 2019 knapp 2,5 Millionen registrierte Carsharing-Nutzer. Das sind doppelt so viele wie im Jahr 2016. Bereits im August, nur zwei Monate nach der Straßenzulassung von E-Scootern in Deutschland, verzeichnete der E-Scooter-Sharing-Anbieter Tier zwei Millionen Fahrten auf deutschen Straßen.
In Zeiten der Mobilitätswende gibt es also viele Möglichkeiten, von A nach B zu kommen. Nicht nur das eigene Auto steht uns zur Verfügung. Die Mobilität gewinnt an Vielfalt und beschränkt sich nicht auf einzelne Mobilitätsdienste.
Was brauchen Immobilien für die neue Mobilität?
Durch diese Veränderung des Mobilitätsverhaltens von Mietern und Besuchern verändern sich auch die Anforderungen an eine Immobilie. Hier ein paar Beispiel für konkrete Maßnahmen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
E-Mobilität-Infrastruktur ausbauen
Angesichts der sich immer mehr etablierenden Elektromobilität ist vor allem eine umfassende Ladeinfrastruktur wichtig. Das beginnt mit der Abklärung der lieferbaren Leistung und endet mit der Auswahl von angemessenen Ladesäulen. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass die vorhandene Ladeinfrastruktur später noch erweitert werden kann.
Mit einem entsprechenden Angebot können sich Immobilien so als nachhaltig und zukunftsorientiert ausweisen. Das erleichtert Besuchern, Mitarbeitern und Mietern eine elektrische Anfahrt und bringt Punkte für ein Zertifikat der ÖGNI.
Platz für neue Mobilitätsdienste schaffen
Ausgewiesene Stellplätze für Carsharing-Fahrzeuge, Fahrräder und E-Scooter sind ebenso wichtig. Ein Vorbildkonzept können die Mobilitätsstationen in München sein. Sie sammeln neue Mobilitätsdienste unter einem Dach und vereinfachen so den Zugang zur neuen Mobilität. Auch sollte Raum für virtuelle Haltestellen geboten werden. Das sind Aufnahmepunkte für Fahrgäste von Ridepooling-Diensten.
Neue Mobilitätsdienste zu unterstützen, bedeutet einen reduzierten Bedarf an Pkw-Stellplätzen und weniger Anreisestaus vor der Tür. Das resultiert in mehr Lebensraum im Immobilienumfeld und der Vermittlung eines sauberen, aufgeräumten Stadtbilds.
Neue Mobilität bei der Vermarktung berücksichtigen
Bestehende Immobilien-Exposés stellen Mobilität oft nicht in ihrem vollen Umfang dar. Inzwischen reicht es nicht mehr aus, die Verkehrsanbindung mit der nächstgelegenen Haltestelle zu beschreiben. Um zu zeigen, wie sich Immobilien in die neue Mobilität integrieren, ist es lohnend, Exposés entsprechend anzupassen. Die Visualisierung von Geschäftsgebieten einzelner Sharing-Anbieter, durchschnittliche Distanzen zu Sharing-Fahrzeugen und Wartezeiten auf Taxidienste könnten Bestandteile zukünftiger Immobilien-Exposés sein.
Über Mobilität informieren
Eine umfassende Mobilitätsübersicht ist auch für Mieter und Besucher einer Immobilie wichtig. Damit niemand den Überblick über seine Möglichkeiten verliert, bedarf es einer transparenten, vollständigen Darstellung der umliegenden Mobilität. Eine ansprechende Darstellung der Mobilität motiviert Mieter und Besucher zur Nutzung von vorhandenen Angeboten.
Was erwartet uns in Sachen Mobilität?
Die Mobilität befindet sich im steten Wandel: von Pferdekutschen zum ersten Motorwagen und zur – vielleicht schon bald – ersten „Fahrt“ im autonomen Flugauto. Denn es sind bereits viele neue Konzepte, Dienste und Antriebsarten in der Entwicklung.
Autonomes Fahren wird sich verstärkt auf den Straßen finden. Das liegt unter anderem an den großen Investitionen von Autoherstellern und Zulieferern in die Technologie. Von dieser stetigen Entwicklung selbstfahrender Autos zeugen entsprechende Teststrecken in Deutschland. Folglich werden sich Immobilien mit der Zeit auf Ankünfte und Abfahrten von autonomen Shuttles einstellen.
Auch der urbane Luftverkehr wird Einfluss auf die Entwicklung von Immobilien haben und eine neue Dimension der Mobilität eröffnen. Durch die Vernetzung von Immobilien mit Flugtaxis werden Landepads direkt auf Gebäuden oder „Flughäfen“ in unmittelbarer Nähe benötigt.
Die Logistik für die letzte Meile ist Teil der urbanen Mobilität und ebenso im Begriff, sich zu ändern. Neue Lieferkonzepte zielen darauf ab, sich als Lieferdienst selbst in autofreien Städten ausreichend bewegen zu können. Paketdepots und der Lastenräderverkehr werden für Immobilien relevant und erfordern entsprechende Lösungen.
Um langfristig den Wert einer Immobilie zu garantieren, müssen diese Dienste bereits bei der Entwicklung von Immobilien berücksichtigt werden. Auch das Auto wurde am Anfang belächelt, dominierte dann innerhalb kürzester Zeit den Verkehr, und nun wird es in konventioneller Ausführung verschrien. Wie schnell eine Veränderung in Sachen Mobilität erfolgt, kann also niemand voraussagen. Wir sind jedenfalls gespannt, wie es weitergeht, -fährt oder -fliegt.