Die nachhaltigste Siedlungsform ist die Stadt mit ihrer hohen Verdichtung und einem meist gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrsnetz. Doch die Nachhaltigkeit einer Stadt bemisst sich an mehr als nur an der Summe der nachhaltigen Gebäude. Hier kommen wirtschaftliche und soziale Gesichtspunkte hinzu. Zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung gehört auch, dafür zu sorgen, dass die Stadt ihren Bewohnern zukunftsfähige Arbeitsplätze bieten kann und zugleich attraktiv genug ist, vor allem junge, gut ausgebildete Menschen anzuziehen. Zu dieser Attraktivität trägt nicht zuletzt eine möglichst konfliktfreie soziale Integration bei.
Attraktive Städte
Aus diesem Grund zielt Stadtplanung heute darauf ab, sozial durchmischte Quartiere zu entwickeln und durch Stadterneuerungsmaßnahmen vernachlässigte Quartiere aufzuwerten und wieder lebenswert zu gestalten. Eine Stadt mit sozialen Brennpunkten und so genannten „No-go-areas“ einerseits und entsprechend geschützten Bereichen der Wohlhabenden andererseits wird auf Dauer im Wettbewerb der Städte nicht bestehen können. Denn der wirtschaftliche Wettbewerb wird in den nächsten Jahrzehnten zwischen den Städten und den einzelnen Regionen stattfinden und Ländergrenzen aufheben. Wien gehört dabei zur Centrope-Region– einer wirtschaftlich prosperierenden Region, der neben Teilen Ostösterreichs auch Teile von Tschechien, der Slowakei und Ungarn angehören. Arbeitsplatz und Wohnort müssen nicht im gleichen Land liegen und letztendlich hat man als Centrope-Bewohner die Möglichkeit, sein Zuhause in vier verschiedenen Ländern zu finden.
Reißbrett gegen Bestand
Während in Asien oder in China die Städte auf dem Reißbrett entstehen oder die höchsten Wolkenkratzer und größten Shoppingcenter der Welt gebaut werden, wird in Europa eher die Rückbesinnung auf den Bestand im Vordergrund stehen. Demografische und vor allem ökologische Faktoren führen dazu, dass Sanierung und Revitalisierung des Immobilienbestands beziehungsweise Nachhaltigkeit und Wertentwicklung im Trend liegen. Die Abkehr von der Suburbanisierung und die damit verbundene verstärkte Konzentration auf die (Innen-)Stadt unterstreicht den Trend zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Im Zusammenhang mit dem Bevölkerungsrückgang in einigen Städten und Regionen werden auch weiterhin Rückbaumaßnahmen der Infrastruktur nötig sein.
Ressourcen- und energiebewusste Bauweise
Bei Wohnimmobilien setzt sich die ressourcen- und energiebewusste Bauweise ebenfalls durch, ein Trend, der früher oder später alle Immobiliensparten erfassen wird. Nachhaltigkeit steht mittlerweile für fast alles, was politisch irgendwie wünschenswert sein könnte. Da das Bauen jedoch die ressourcen- und materialintensivste menschliche Tätigkeit überhaupt ist, bedeutet Nachhaltigkeit beim Bauen mehr als nur Energieeinsparung und wird mit den technologischen Fortschritten auf eine neue Basis gestellt. Fakt ist, dass Green Buildings in Österreich– speziell im Wohnbau– immer mehr werden und insgesamt gesehen wird in den nächsten Jahrzehnten kein Weg mehr daran vorbeiführen. Selbst die staatlichen Eingriffe mittels Energieausweis greifen dieses Thema ganz massiv auf. Ein Zurück wird es dann nicht mehr geben.
Die neue Immobilienvielfalt
Allerdings wird die reale Situation durch den großen Anteil problembehafteter Bestandsimmobilien geprägt, die aus energetischer Sicht dringend sanierungsbedürftig sind. In Bezug auf den soziokulturellen Wandel ist die zunehmende Differenzierung von Lebensstilen und Konsumverhalten für den wohnwirtschaftlichen Immobilienmarkt prägend. Dies drückt sich bereits jetzt schon in einer Vielfalt von Immobilienprodukten aus, die sich künftig (und entsprechend den finanziellen Möglichkeiten) weiter ausdifferenzieren, was allerdings nur vereinzelt zu Nischenprodukten führen wird.
Die technischen Möglichkeiten
Das Vorherrschen und die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien werden allerdings teilweise zur Auflösung der „Räumlichkeit“ führen: Videokonferenzsysteme in moderner Breitbandtechnik gelten beispielsweise als schnell wachsendes Segment. Was sich derzeit nur Firmen leisten, wird bald auch im Haushalt Einzug halten– davon gehen die Kommunikationswissenschaftler aus. Die zunehmende weltweite Nutzung des Internets– wie auch dessen Durchdringung praktisch aller Lebensbereiche– kann in ihrer Wirkung mit der industriellen Revolution verglichen werden. Zukunftsfaktoren wie Informatisierung, Wissenswachstum und vieles andere wären ohne die Möglichkeiten des Internets so nicht denkbar. Dabei steht das Internet wie kein anderes Medium für den Strukturwandel von der physischen Produktion (Industrie) zur immateriellen Wertschöpfung (Information). Die weltweite Nutzung des Internets mit allen Vor- und Nachteilen wird weiter massiv ansteigen, nicht nur in den Industrieländern.
Einrichtung in den eigenen vier Wänden
Auch beim privaten Konsum und der Gestaltung des eigenen Heimes geht es um Nachhaltigkeit– die Menschen kaufen weniger, aber dafür bessere Produkte. In wirtschaftlich schlechteren Zeiten wie jetzt wird viel eingespart, indem zum Beispiel auf Designer-Einrichtungsgegenstände verzichtet wird. Nicht reduziert wird hingegen bei alltäglichen Dingen wie Gläsern, Töpfen oder Blumen. Daher sind langfristige Branchen von Konsumzurückhaltung mehr betroffen als kurzfristige. Im Möbelhandel spielen die Zusatzsortimente nicht von ungefähr eine immer wichtigere Rolle, denn neue Vorhänge, Lampen, Bilder oder Pflanzen verändern eine Wohnung auch, sind aber nicht so teuer. Für Raumausstattung und Hausrat wird mittlerweile genauso viel ausgegeben wie für Möbel selbst. Die Möbelhändler haben das Potenzial längst erkannt und erweitern ihre Sortimente. Dadurch gibt es aber auch immer mehr Überschneidungen zwischen den einzelnen Branchen, die Grenzen zwischen Baumarkt-, Möbel-, Blumen- und Elektrohandel verwischen zusehends. In einer turbulenten Zeit suchen die Menschen eben vermehrt in den eigenen vier Wänden oder dem Garten „Ruhe und Halt“. Das eigene Domizil vermittelt Beständigkeit und Naturverbundenheit.