Die Folgen der Corona-Pandemie zwingen die Zentralbanken dazu, Geld in den Markt zu pumpen, da es andernfalls zu Liquiditätsengpässen kommen könnte. Seit einigen Monaten sehen wir von ERNST & KOLLEGEN Wirtschaftskanzlei, dass diese Gelder auf verschiedenen Märkten für All-Time-Highs sorgen, wie zum Beispiel in diversen Aktienindizes wie dem Nasdaq 100, der bereits im Mai 2020 ein neues Hoch ausgebildet hat. Nun ist die Frage, ob dies auch für den Immobiliensektor gilt und wenn ja, welche Folgen dies für die Investoren haben könnte.
Es ist leicht erkennbar, dass die Kaufpreise immer weiter steigen und sich teilweise von den Mieten entkoppeln, ähnlich wie die Aktienmärkte sich von der Realwirtschaft entkoppeln. Dies kann natürlich nicht für immer und ewig so weitergehen, weshalb es zu Preisanpassungen kommen muss. Die Frage ist jedoch, wie schnell diese Anpassung passiert und was die Folgen davon sind.
Immobilie ist nicht gleich Immobilie
Wenn vom Platzen der Immobilienblase gesprochen und geschrieben wird, wird dies leider nur sehr undifferenziert gemacht. Es gibt nicht den „einen“ Immobilienmarkt, denn dieser untergliedert sich in verschiedene Sektoren. Es gibt beispielsweise Wohnimmobilien, aber auch gewerblich genutzte Immobilien wie Büroimmobilien, Logistikflächen oder verschiedene Geschäftsimmobilien. Das bedeutet, dass verschiedene Sektoren auch in unterschiedlichem Ausmaß von Corona betroffen sind. Während es bei Büroimmobilien mit ziemlicher Sicherheit zu Preisrückgängen kommen wird – das Homeoffice lässt grüßen –, scheint der Wohnimmobiliensektor, der für Anleger besonders interessant ist, von der Krise größtenteils unbetroffen zu sein. Aber dies scheint nur so, denn auch hier muss darauf geachtet werden, welche Auswirkungen die neuen Gewohnheiten der Menschen haben. Nichts bleibt, wie es war.
Ja, die Immobilienblase platzt!
Dies wird sich vor allem im Preisverfall von Geschäftslokalen zeigen. Die Menschen haben in der Krise gelernt, dass Onlineshopping sehr gut funktioniert und auch wesentlich bequemer ist, als das Haus zu verlassen. Der Umsatz des Onlinehandels in verschiedenen Branchen hat sich verdrei- oder sogar vervierfacht. Da die Menschen aber nicht mehr Geld zur Verfügung haben, werden sie es nicht im stationären Handel ausgeben können, und die entsprechenden Objekte werden auf den Markt gelangen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Flächen in den seltensten Fällen zu Wohnimmobilien umgebaut werden können, wie dies beispielsweise bei Büroimmobilien der Fall ist.
Auch bei Büroimmobilien zeichnet sich ein fallender Preistrend ab. Aufgrund von vermehrten Homeoffice-Plätzen werden immer weniger Quadratmeter pro Mitarbeiter benötigt, sodass es insgesamt weniger Platz bedarf. So manche berufliche Tätigkeit wird in die eigene Wohnung transferiert. Dies wiederum hat positive Auswirkungen auf den Wohnimmobiliensektor, da tendenziell mehr Platz für das Einrichten eines Homeoffice benötigt wird. Das spricht für langfristig steigende oder zumindest stabile Preise.
Diese Wohnimmobilien sind interessant
Die Krise hat gezeigt, wo es in Zukunft hingeht. Verschiedene Trends befruchten einander und zeigen besonnenen Immobilieninvestoren, wo sich Chancen auftun. Bemerkbar war vor allem eine tendenzielle Flucht aus der Stadt. Nicht nur der Städtetourismus leidet sehr unter den Bedingungen, sondern auch die Stadtbewohner suchen nach neuen Wohnoptionen. Das Homeoffice wiederum macht es möglich, dass nicht mehr in der näheren Umgebung des Unternehmens gewohnt werden muss, sondern der Wohnkreis nun deutlich ausgeweitet werden kann. Sahen wir in den letzten Jahrzehnten vor allem einen starken Zuzug in die Städte, so erleben wir in naher Zukunft genau das Gegenteil davon. Die urbanen „Speckgürtel“ bieten die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit in der Stadt, aber gleichzeitig auch in der Natur zu sein und so die persönliche Lebensqualität zu erhöhen. Das tägliche Pendeln im Morgenverkehr scheint der Vergangenheit anzugehören. Hier sind sehr gute Investitionschancen bei Wohnimmobilien möglich.
Langfrist- schlägt Kurzfriststrategie
Es herrschen zweifellos turbulente Zeiten. Weil dies so ist, empfiehlt es sich mehr denn je, in verschiedene Sachwerte zu investieren. Wohnimmobilien stellen natürlich ein Grundbedürfnis jedes Menschen dar und werden daher immer einen gewissen Wert behalten.
Dass es kurzfristig zu Preisschwankungen kommen kann, steht außer Frage. Wer hier einen langen Atem mitbringt und vernünftig kalkuliert hat, sollte jedoch nicht ins Schwitzen kommen. Er kann darauf vertrauen, dass der Wert der Immobilie zulegt, und nutzt damit die vermehrt vorherrschende und von den Zentralbanken zur Verfügung gestellte Liquidität, die in Inflation münden wird.
Die Preise für verschiedene Sachwerte steigen folglich. Dies sorgt dafür, dass verschiedene andere Sachwerte ihren Wert behalten. Investoren, die falsch kalkuliert haben, werden so manchen Sachwert auf den Markt werfen müssen, was dem Langfristinvestor wiederum hervorragende Kaufmöglichkeiten bietet. Auf lange Sicht führt daher kein Weg an einer Wohnimmobilie als Basisinvestment vorbei.