Schulen, Universitäten und Kindergärten blieben geschlossen, Märkte und Sportereignisse wurden abgesagt. Die 1,2 Millionen Einwohner waren aufgerufen, Einkaufszentren, Konzerte, Bahnhöfe und andere Orte zu meiden, an denen viele Menschen zusammenkommen. Ein normales Stadtleben, wie wir es kennen, ist verständlicherweise in so einem Umfeld nicht aufrechtzuerhalten.
„Israelisierung“ der Stadt
Das Absperren von Straßenzügen und die Kontrolle der Menschen verhindern ein normales Leben und schränken die Bewegungsfreiheit immens ein. Damit werden aber auch viele Städte als Tourismusmagnet unattraktiver. Wenn öffentliche Plätze und beliebte touristische Ziele nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen zugänglich sind, dann werden diese praktisch zu „no-go areas“.
Die „Israelisierung“ urbaner Sicherheit wird dieses Phänomen von einigen Soziologen bereits genannt, denn nirgendwo in der westlichen Welt ist die Präsenz von „kontrollierender Sicherheit“ so massiv wie in den israelischen Städten, vor allem an neuralgischen Punkten. Ein Szenario, das wir hierzulande bis dato nicht gekannt haben.
Der nächste Schritt
Eine kurzfristige Einschränkung des täglichen Lebens ist zweifellos für alle Beteiligten nervenaufreibend, aber irgendwann beginnt sich der Alltag wieder zu entspannen.
Nicht ganz.
Wenn man diese Bedrohung weiterdenkt– nämlich sowohl zeitlich als auch räumlich, in mehreren Städten– dann erscheint eine „Skala“ noch nie dagewesener Entwicklungen. Vor allem immer mit dem Ohr auf der Aussage, dass „der Terrorismus die Bedrohung des 21. Jahrhunderts darstellt“, wie mittlerweile von den Medien propagiert wird. Würden solche Ausnahmezustände nämlich zur Normalität, käme das Stadtleben in weiterer Folge zum Erliegen.
Ist die Stadt noch lebenswert?
Sensible Orte sind bereits gesichert, aber um Terrorangst zu schüren ist es letztendlich egal, wo in der Stadt Handlungen gesetzt werden. Das heißt, man müsste die gesamte Stadt überwachen. Allerdings reicht schon jetzt das vorhandene Sicherheitspersonal nicht mehr aus, und damit ergibt sich der nächste logische Schritt: die technische Überwachung– bis hin zur Überwachung des einzelnen Individuums, bei dem auch detaillierte Bewegungsprofile erstellt werden könnten. Damit wären wir bei der total überwachten Stadt. Und damit stellt sich die Frage: Ist das Leben in so einer Stadt noch lebenswert, oder sind nicht Räume außerhalb urbaner Ballungszentren weitaus attraktiver?
Wohin auch immer diese Entwicklung führt, wir stehen vor großen Veränderungen.