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Von Frauen und Männern

Ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen in Führungsfunktionen der Immobilienwirtschaft wäre wünschenswert. Leider sind wir noch weit davon entfernt – überhaupt in den Spitzenpositionen. Dabei könnten Unternehmen davon profitieren.
Es ist ein zäher Prozess, der sich durch die gesamte Wirtschaft zieht, aber es scheint, als wäre die Immobilienwirtschaft in diesem Bereich doch besser aufgestellt. Und das ist gut so. „Der Anteil an Frauen unter den Entscheidungsträgern in der Branche ist deutlich gestiegen. Mittlerweile sind Frauen nicht mehr ausschließlich im Hintergrund als Assistentinnen oder Sachbearbeiterinnen tätig, sondern auch in Projektentwicklung, Verhandlung und Repräsentation sichtbar“, hat etwa Brigitte Jilka in ihrer Tätigkeit als Wiener Stadtbaudirektorin festgestellt.

In erster Linie Männer

Allerdings scheint die weibliche Präsenz in Österreich stärker zu sein als im internationalen Vergleich, denn Sandra Schwarz, Geschäftsführerin der Bewertungsabteilung bei der Metzger Realitäten Gruppe sagt: „In meiner Wahrnehmung bekleiden die Entscheidungs- und Führungspositionen in erster Linie Männer, Frauen sind in den unteren Ebenen vertreten. Ich denke da nur an die Expo Real in München, wo mir zu 90% Anzugträger über den Weg laufen.“

Umfrage ist eindeutig

Damit stimmt die Wahrnehmung der Bewertungsspezialistin mit einer Umfrage des deutschen Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) überein: Der Frauenanteil auf den ersten beiden Führungsebenen der Firmen, die den Fragebogen ausgefüllt haben, liegt bei 14,5 bzw. 16,1%, wobei man davon ausgehen muss, dass sich wahrscheinlich zahlreiche Unternehmen beteiligt haben, bei denen die Frauenquote entsprechend hoch ist. Für Sandra Schwarz ist diese Ungleichheit auch deshalb besonders auffällig, weil sie in einem Unternehmen arbeitet, in dem sich die Aufteilung ganz anders darstellt. Die Metzger Realitäten Gruppe hebt sich nämlich mit ihrem hohen Anteil an Frauen von den anderen Branchenteilnehmern ab.

Die zweite Managementebene

Wo aber Frauen aktuell eine wichtige Rolle spielen, ist die zweite Managementebene, und das ist nicht abwertend gemeint, denn „Frauen haben in der zweiten Managementebene meist wesentliche Positionen inne und bewegen– vielleicht oftmals unbemerkt vom Markt– viel“, meint Andrea Purkl, Bereichsleitung Immobilien bei der WertInvest. Ihrer Meinung nach erhöht sich die Präsenz von Frauen auch im Planungs- und Abwicklungsbereich, was den einzelnen Projekten guttut: „Hier zeigt sich, dass Frauen mehr Feingefühl für die künftigen Nutzer in die Planung miteinfließen lassen, und das wirkt sich auf die Grundrissplanung äußerst positiv aus.“ Demnächst wird von der WertInvest beim Projekt in der Traungasse12 der Verkauf gestartet– „ein Wohn-Projekt, das auf vielen Ebenen durch Frauenhände gegangen ist“, so Purkl. Nicht so bei der Technik, denn die meisten der techniklastigen Bereiche im Planungsprozess sind immer noch vorrangig männlich besetzt.

Andere Qualitäten

„Dass ein entsprechender Frauenanteil sich positiv auf den Geschäftserfolg auswirkt, ist m.E. auch wissenschaftlich erwiesen“, meint Karin Fuhrmann, Steuerberaterin und Partnerin bei TPA Horwath Österreich. Warum das so ist? Die Frauen bringen andere Qualitäten in das Unternehmen, die sich mit den bestehenden (männlichen) gut kombinieren lassen. Die Unterschiede sind– wie Fuhrmann meint– im Grunde ident mit jenen, die generell „Mann und Frau“ im Geschäftsleben nachgesagt werden: „Dies sind eine raschere Entscheidungsfindung, ausgeprägtere Teamfähigkeit und mehr Kompromissbereitschaft in Verhandlungen.“ Kompromissbereitschaft ja, aber dadurch auch zielorientierter, sagt Stadtbaudirektorin Jilka: „Die Bereitschaft, den eigenen Gestaltungswillen in Kooperationen einzupassen, ist bei Frauen größer. Die Entscheidungen bzw. Verhandlungen werden jedoch schnörkellos und sehr zielgerichtet durchgeführt.“

Vielfältiger und kreativer

„Meiner Meinung nach sind Frauen oft vielseitiger und kreativer in der Entscheidungsfindung und arbeiten lösungsorientierter“, so Bewertungsexpertin Schwarz. Außerdem glaubt sie, dass Frauen sogar besser als ihre männlichen Kollege „planen, koordinieren und die Übersicht behalten können“. Das sieht auch Andrea Purkl so: „Frauen beweisen oftmals bei komplexen Sachverhalten einen besseren Überblick, und dies ist für die erfolgreiche Abwicklung von Projekten das Um und Auf.“

Zwei Seiten der Medaille

„Dafür unterschätzen sich Frauen öfter als Männer, und es fällt ihnen oft schwerer, die gegebenenfalls notwendige Aggressivität auszuspielen“, attestiert Daniela Witt-Dörring, Rechtsanwältin bei WeberCo den Frauen: „Also zwei Seiten der Medaille.“ Dass sich Frauen unterschätzen, wird wohl auch definitiv ein Grund sein, warum es immer noch zu wenige Frauen in den gehobenen Managementebenen gibt und das Verhältnis Mann/Frau noch weit davon entfernt ist, ausgeglichen zu sein.

Gedämpfter Optimismus ist angebracht

Ein spezieller Aspekt ist der Rechtsanwältin mit dem Spezialgebiet Immobilien in der letzten Zeit aufgefallen, und deshalb blickt sie zuversichtlich in die Zukunft, was den Frauenanteil betrifft: „Die Generation 30+ drängt sich vor. In diesem Cluster ist der Frauenanteil deutlich höher als bislang, die jungen Frauen sind ausgezeichnet ausgebildet und beim Abgang aus den Bildungsinstitutionen den männlichen Kollegen betreffend Studiendauer und Noten überlegen.“ Daher sei gedämpfter Optimismus angebracht, was die faktische Gleichstellung der weiblichen und männlichen Player in der Immobilienwirtschaft anlangt. Und Witt-Dörring weiter: „Ich denke, dass es noch eine ,Berufsgeneration‘ braucht, bis sich das Bild der Verteilung der Chancen, auch das Top Management betreffend, deutlich geändert haben wird.“

Zu guter Letzt kann man aber von den Männern etwas lernen, meint Sandra Schwarz: „Frauen sollten sich mehr vom Egoismus der Männer abschauen, um in dieser männerdominierten Branche weiterzukommen.“

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  • Erschienen am:
    23.06.2016
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    13:33
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