Diese und viele weitere Aspekte des Themas Moskauer Metro beschreibt Hidden Urbanism, eine umfassende, aufwendig gestaltete Publikation, die diesen März bei DOM publishers Berlin erschien.
Walter Senk:
Die London Underground ist die älteste U-Bahn der Welt. Sie wurde am 10. Jänner 1863 eröffnet. Die U-Bahn von Peking hat mit 552 Kilometern vor der Metro Schanghai das längste Netzwerk der Welt. Das am meisten frequentierte U-Bahn-System der Welt ist allerdings in Moskau.
Jedes Jahr nutzen mehr als 2,4 Milliarden Fahrgäste die fast 200 Stationen in der russischen Metropole. Und diese gelten als die schönsten der Welt. Diese unterirdischen Knotenpunkte sind richtiggehende Paläste und Tempel des Verkehrs. Der Besuch gleicht dem eines gigantischen Kunstmuseums. Bei uns sind vor allem die Art-déco- und neoklassizistischen U-Bahnhöfe der Stalin-Zeit mit ihren opulent geschmückten Säulen, Skulpturen und Mosaiken bekannt. Das ist aber nur ein Teil der Stadt im Verborgenen.
Die ganze Schönheit eröffnet sich in einem Buch der DOM publishers. Es führt durch die gesamte Entwicklung des Moskauer Untergrunds seit der Eröffnung im Jahr 1935 bis heute und ist eine umfangreiche, nahezu vollständige Dokumentation der unterirdischen Baukunst Moskaus. Das Buch trägt daher den vielsagenden Titel: Hidden Urbanism.
Aktuell aber steht der Metro der 15-Millionen-Stadt die größte Erweiterung in ihrer Geschichte bevor: Bis 2017 sollen weitere 80 Kilometer – also ein Viertel des aktuellen Netzwerkes – angeschlossen sein. Der Ausbau der Metro soll einerseits das tägliche Verkehrschaos auf Moskaus Straßen beenden und ist andererseits ein Teil der Stadtentwicklungsstrategie, um die Stadt attraktiver zu gestalten als Unternehmensstandort. Moskau wächst und erfindet sich gerade neu – offensichtlich plant Russland Großes für die Zukunft.